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Laborfleisch-Debatte zwischen Interessen und Fakten

Mehrheit der Österreicher für Zulassung von Laborfleisch? So eine breit gestreute Umfrage. Wer steckt dahinter? Wie beurteilen Köche den Kunstfleisch-Geschmack? Was fordert Minister Totschnig jetzt?

Lesezeit: 3 Minuten

Was Lobbyarbeit bewirken kann, zeigte kürzlich eine Umfrage zum Thema Laborfleisch. Laut dieser im Auftrag der NGO „Good Food Institute (gfi) Europe“ durchgeführten Befragung haben sich 63 % der Österreicher für die Zulassung von Laborfleisch ausgesprochen. Deren ungeprüfte Verbreitung durch etliche Gazetten sorgte vor allem unter viehhaltenden Landwirten für helle Aufregung. Sie fürchten um ihre Existenz.

Offenbar hatte sich keines der Medien gefragt, ob es sich hier um eine tendenziöse Online-Umfrage handeln könnte. Der Verdacht liegt nahe. Auf der Homepage der gfi Europe findet man schnell deren Hauptaufgabe, nämlich „pflanzenbasiertes und kultiviertes Fleisch zu fördern und es in ganz Europa schmackhaft, günstig und verfügbar zu machen“. Ein Sprecher beteuert gegenüber top agrar zwar, dass gfi Europe keine Spenden von Unternehmen im Bereich pflanzenbasierter oder kultivierter Lebensmittel annehme, sondern vorwiegend von Privatpersonen.

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Aber laut Homepage hat die NGO ­zumindest Partner unter Organisationen und Unternehmen in diesem ­Bereich. Zu Firmen aus dieser Branche zählt z. B. Memphis ­Meats, ein Startup aus Kalifornien. In dieses haben u. a. Microsoft-Gründer Bill Gates und der Chef der Virgin Group Richard Branson investiert. Sie dürften sich hier nicht nur wegen des Klima- und Tierschutzes engagieren. 

Es droht Gefahr, dass wir uns in Abhängigkeit weniger Großkonzerne begeben."

Eine andere Umfrage kommt jetzt zu einem ganz anderen Ergebnis als die von gfi Europe verbreitete. OGM fragte im Auftrag von Servus TV „Soll Laborfleisch zugelassen werden?“ 67 % der Österreicher haben dies verneint.

Die Frage, ob Laborfleisch vielleicht umweltfreundlicher, tierfreundlicher und wie manche meinen sogar gesünder sein soll als echtes Fleisch, kann diskutiert werden. Allerdings spricht offenbar schon einmal ein großes Argument gegen das Kunstfleisch: sein Geschmack. Das sagt zumindest Spitzenkoch Toni Möhrwald in Servus TV: „Wenig Textur, labbrig und hat keinen wiederkehrenden ­Effekt.“ Soll soviel heißen wie: Bei der guten Küche sagt der Gast, das will ich wieder gern einmal haben, bei Kunstfleisch nicht.

Am Ende soll jeder selbst entscheiden, was er essen möchte. Da ist ein Veggiburger, für den Landwirte auch die Zutaten erzeugen, das eine. Das andere ist das Kunstfleisch aus der Petrischale. Dessen Herstellung dürfte so manchem einen Schauer über den Rücken laufen lassen: Aus dem Muskelgewebe einer Kuh werden Stammzellen gewonnen, die in einer Nährlösung heranwachsen. Das dafür nötige Wachstumsserum stammt aus dem Blut von Rinderföten, die bei der Entnahme sterben. Die Muskelfasern wachsen im Bioreaktor und werden zu einer Fleischmasse verarbeitet.

Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig hat sich jetzt auch klar positioniert. „Laborfleisch“ steht für ihn im Widerspruch „zu unseren Familienbetrieben und unserer natürlichen Lebensmittelproduktion. Hier werden Inhaltsstoffe und Methoden eingesetzt, deren Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt noch keiner gänzlich kennt“.

Deshalb ist sein Vorstoß in Brüssel richtig und wichtig. Er fordert eine umfassende Diskussion sowie Transparenz und Folgenabschätzung in der EU. Sonst drohe, „dass wir uns beim Essen in eine blinde Abhängigkeit einiger weniger internationaler Großkonzerne begeben“. Und das kann in Österreich niemand wollen. Schauen wir nach Italien: Dort hat man Laborfleisch ganz verboten.

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