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Rätselhafter Mangel an Eisenbahnwaggons

Getreidemärkte Mitteleuropas werden durchgeschüttelt

Ein unerklärlicher Mangel an Eisenbahnwaggons gibt Rätsel auf und verursacht Störungen am Getreidemarkt in Mitteleuropa. Es werden bereits Spekulationen über künstliche Verknappung angestellt.

Lesezeit: 5 Minuten

Ein rätselhafter Waggonmangel und in weiterer Folge dann an LKW bringt die Getreidemärkte Mitteleuropas heftig durcheinander. In Branchenkreisen ist von einer weiteren Verdoppelung von Transportkosten im mitteleuropäischen Raum - etwa von Ungarn nach Österreich oder von Ungarn nach Italien - binnen der letzten vierzehn Tage die Rede. Laut Marktteilnehmer bleiben die Umsätze nach wie vor sehr begrenzt und auf die allernotwendigsten Geschäftsaktivitäten beschränkt.

270 bis 285 € für Qualitätsweizen an Wiener Börse

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Aus den wenigen Umsätzen notierte die Wiener Produktenbörse am Mittwoch dieser Woche Qualitätsweizen mit 270,00 bis 285,00 Euro/t um 7,50 Euro höher als in der Vorwoche. Die Notierungen von Premiumweizen und von Mahlweizen wurden nach einigen Wochen Pause wiederum niedriger bei 305,00 bis 315,00 Euro/t beziehungsweise bei 215,00 bis 220,00 Euro/t angesetzt. Die knappen Transportkapazitäten hätten insbesondere Abschlüsse für hin und wieder aufgetauchte Nachfrage nach Mais hierzulande behindert. Kaum etwas sei nach wie vor auch bei Ölsaaten gegangen

Die Engpässe bei den Transportkapazitäten gäben laut Marktbeteiligten Rätsel auf: So heißt es, Lieferungen aus der Ukraine am Landweg in die EU oder über die Solidaritätskorridore seien nach der Neueröffnung der Exportrouten am Schwarzen Meer deutlich auf das Niveau zurückgegangen, als die EU die Solidaritätskorridore geöffnet hatte. Brancheninsider führen beispielhaft an, auf der auch von österreichischen Bahngesellschaften befahrenen Route von der Ukraine nach Italien sei das Frachtaufkommen von ukrainischen Agrargütern im November auf etwa 80.000 t gesunken, während man auf dieser Strecke im März noch rund 300.000 t bewegt hätte.

Zudem würden sich die Agrarexporte der Ukraine auf dem Landweg in den EU-Raum zunehmend auf Pflanzenöle wie Sonnenblumenöl beschränken. Laut dem Analysten UkrAgroConsult unter Bezug auf die Europäische Kommission hätten die Pflanzenöllieferungen der Ukraine in die EU im Zeitraum 1. Juli bis 10. Dezember im Jahresvergleich um fast 16 % auf 1,087 Mio. t zugenommen - davon Sonnenblumenöl um 15 % auf 913.600 t und Rapsöl mit einer Verdoppelung auf 80.500 t. Denn, so heißt es, Schüttgut wie Getreide oder Mais lasse sich auf den neueröffneten Exportrouten über das Schwarze Meer am Schiff, auch wenn hier die Frachtraten aufgrund des Kriegsrisikos gestiegen seien, immer noch deutlich billiger transportieren als auf dem Landweg.

Spekulationen über künstliche Verknappung von Waggonmaterial zum Anheizen der Preise

Dennoch sei aber von dem dadurch freigewordenen Waggonmaterial für die Abwicklung von Kontraktabschlüssen hierzulande und im Umland Österreichs nichts zu bekommen. Dies sei auch deshalb bemerkenswert, weil Getreidewaggons nur sehr eingeschränkt zum Transport anderer Güter einsetzbar seien. Zwar sei sogar die EU-Kommission gegenüber nationalen Verkehrsbehörden bemüht, Auskunft über den Verbleib des rollenden Materials einzufordern, dieses bleibe jedoch weiterhin wundersam verschollen.

Betroffene stellen bisweilen Spekulationen an, Waggons könnten dem Markt künstlich vorenthalten werden, etwa indem sie vom Marktbeteiligten lediglich in der Absicht, sie aus dem Verkehr zu ziehen sie aber nicht tatsächlich einzusetzen, gebucht werden. Dahinter, so wähnt man, könnte die Absicht stecken, durch eine derartige Verknappung des Angebots Frachttarife noch stärker in die Höhe zu treiben. Jedenfalls ist zunehmend von einer Störung des Marktgeschehens in Mitteleuropa die Rede.

Exportdaten aus der Ukraine stützten Mutmaßungen

Die Mutmaßungen rund um einen unerklärlichen Engpass an Getreidewaggons werden von der jüngsten Veröffentlichung des ukrainischen Marktanalysten UkrAgroConsult gestützt: Laut dessen am Donnerstag publizierten Daten habe die Ukraine im November 5,42 Mio. t Agrarprodukte - die größte Monatsmenge im laufenden Kalenderjahr - exportiert. Dies entspreche etwa den monatlichen, im vorigen Wirtschaftsjahr damals noch im Rahmen des von der UNO garantierten Getreidekorridors erreichten Mengen. Dabei hätten der Umschlag über die Schwarzmeer-Tiefseehäfen im Raum Odessa wieder einen Anteil ähnlich wie zu Jahresbeginn 2023 von 50,1 % aller Agrarausfuhren erreicht.

Im Gegenzug habe deshalb der Anteil der Exporte über den Landweg auf 20,8 % abgenommen. Nach Regierungsangaben aus Kiew hätten seit August dieses Jahres mehr als 200 Schiffe die Ukraine über den nach dem Auslaufen des Getreidedeals einseitig eingerichteten Schwarzmeer-Exportkorridor verlassen und mehr als 5 Mio. t Agrargüter auf den Weltmarkt gebracht. Das Landwirtschaftsministerium setzt den Getreideexport im laufenden Wirtschaftsjahr 2023/24 mit bisher 14,7 Mio. t (6,3 Mio. t Weizen und 7,4 Mio. t Mais) nach knapp 20 Mio. t vor Jahresfrist (7,4 Mio. t Weizen und 10,9 Mio. t Mais) an. Das Ressort hofft, die Verschiffung über die neue Schwarzmeerroute im Dezember auf 5,0 Mio. t von 3,8 Mio. t im November steigern zu können.

UkrAgroConsult führt weiters aus, das Frachtaufkommen europäischer Eisenbahngesellschaften von den Grenzen der Ukraine in wichtige Verbrauchszentren in der EU sei aktuell rückläufig. Im November seien mit 942.000 t etwa so viel wie im Schnitt der vorangegangenen Monate auf der Schiene ausgeführt worden, wobei sich der aktuelle Rückgang darin manifestiere, dass die Anzahl der Waggons, die aus Europa Richtung ukrainischer Grenze rollten, Ende November um 20 % unter jener von Ende Oktober gelegen sei.

Ausfuhren auf Straßenweg extrem zurückgegangen

Agrarausfuhren auf dem Straßenweg seien im November auf den niedrigsten Stand seit April 2022 gefallen - unter anderem auch wegen der Grenzblockaden in Polen. Wenngleich man vom neuen polnischen Premierminister Donald Tusk die Aufhebung dieser Blockaden erhoffe, erwarte man wegen deren hoher Kosten keinen signifikanten Anstieg der Straßentransporte. Zudem zeigte sich der neue Landwirtschaftsminister Polens, Czeslaw Sekerski, in Zeitungsinterviews ablehnend gegenüber einer Aufhebung des Embargos. Polen könne allerdings in weiterer Folge seine Industriekapazitäten zur Verarbeitung billiger Agrarrohstoffe aus der Ukraine ausbauen.

Die Euronext-Woche bringt Verluste für Weizen, Mais und Raps

Die Schlusskurse der Futures auf Weizen, Mais und Raps an der Euronext in Paris verzeichneten in der Vergleichswoche vom vorigen Freitag zum Donnerstag dieser Woche Verluste. Weizen zur Märzlieferung verlor von 230,25 auf 223,00 Euro/t zu. Der ebenfalls im März fällige Maiskontrakt schwächte sich von 201,25 Euro/t wieder unter die 200er-Hürde auf 198,75 Euro/t ab, und der Februar-Raps gab von 441,50 auf 429,50 Euro/t nach.

-AIZ-

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