Alle zehn Jahre müssen die Länder in der EU eine Agrarstrukturerhebung durchführen. Am Dienstag wurde jene für Österreich von der Statistik Austria und Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig für 2020 veröffentlicht. Der Strukturwandel ging in dem Erhebungszeitraum von 2010 bis 2020 weiter, wenn auch langsamer als bisher. 154.953 landwirtschaftliche Betriebe gab es 2020, zehn Jahre zuvor waren es noch 172.759 im Land. Der Rückgang zieht sich durch alle Bundesländer.
Strukturwandel hat sich verlangsamt
Zum anhaltenden Strukturwandel meint Totschnig: „Der Strukturwandel ist in allen wirtschaftlichen Bereichen Realität. Seit Beitritt zur EU ist es aber gelungen, ihn zu verlangsamen. Im letzten Jahrzehnt hat die Zahl der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe um 11 Prozent abgenommen – und damit fast um die Hälfte weniger als im Jahrzehnt davor. 2010 waren es rund 20 Prozent.“
Trotz der Zahlen zeigte sich Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig bei der Präsentation der Erhebung zufrieden. Die agrarpolitischen Maßnahmen würden wirken: 2020 gab es rund 154.600 land- und forstwirtschaftliche Betriebe in Österreich, in denen rund 420.000 Personen beschäftigt waren.Familien sind nach wie vor das Rückgrat der österreichischen Agrarwirtschaft, vier von fünf Arbeitskräften seien Familienangehörige.
Biobetriebe werden mehr
Auch der Trend zur biologischen Bewirtschaftung hält weiter an: 22,4 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe wirtschaften nach biologischen Richtlinien, 2010 waren es noch 15,1 Prozent“, so Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas bei der Präsentation.„Mehr als ein Fünftel unserer Betriebe wirtschaftet biologisch. Wir gehen davon aus, dass der Trend zu Biolandbau weiter anhalten wird. Schon jetzt sind wir an der Spitze der Europäischen Union – mit einem Anteil von über 26 Prozent biologisch bewirtschafteter landwirtschaftlicher Nutzfläche“, sagt Totschnig.
Haupterwerbsbetriebe werden weniger
55.875 Landwirte führen ihren Betrieb 2020 im Vollerwerb, zehn Jahre zuvor waren es 66.802 Vollerwerbsbauern. Es werden zwar weniger Bauern, aber die bewirtschaftete Fläche werde mehr. Im Durchschnitt bewirtschaftet ein Betrieb 44,9 ha.
2.122 land- und forstwirtschaftliche Betriebe in Österreich bestellen mehr als 200 ha, diese Betriebe wirtschaften auf 2.464.901 ha, was insgesamt mehr als ein Drittel der gesamten bewirtschafteten Fläche in Österreich (6,94 Mio. ha) entspricht.
Bauernbund sieht wirksame Maßnahmen gegen Strukturwandel
„Der Strukturwandel in der Land- und Forstwirtschaft setzt sich weiter fort, aber deutlich langsamer als zuvor. Seit EU-Beitritt ist es gelungen, den Trend hin zu größeren Betrieben zu dämpfen. Das zeigt uns, dass wir mit agrarpolitischen Maßnahmen wie dem Agrarumwelt- und Bergbauernprogramm auf dem richtigen Weg sind“, erklärt Bauernbund-Präsident Georg Strasser. Das ist alles andere als selbstverständlich, denn die Bäuerinnen und Bauern erleben schwierige Zeiten, dabei verweist er auf den Ukraine-Krieg und die Teuerung.
Die Auswirkungen der aktuellen Krisen werden sich erst in der Agrarstrukturerhebung 2030 niederschlagen. Bis dahin wird es indrei- bis vierjährigen Intervallen Stichprobenerhebungen geben.