Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

topplus Salmonellen

Lassen Sie Salmonellen keine Chance

Nicht nur Geflügel-, sondern auch Rinderbestände können von Salmonellen betroffen sein. Hinweise für einen Befall sind z.B. Aborte und Durchfall. Eine einheitliche Bekämpfungsstrategie fehlt derzeit.

Lesezeit: 6 Minuten

Urlaub auf der Alm steht für Berge, gute Luft, Entspannung und Erholung – jedoch nicht für zwei Kinder und einen Erwachsenen im Sommer 2017 auf einer Melk-Alm in Tirol. Sie erkrankten an einer massiven Magen-Darm-Infektion. Wenig später gab es auch bei den Kühen Probleme: Durchfall, Fieber und Aborte. Die Amtstierärztin ordnete umgehend Einzelkotproben bei den 160 Kühen plus einem Deckstier an. Das Ergebnis: 24 Kühe aus 14 Betrieben wurden positiv auf Salmonellen getestet.

Schnell gelesen

Salmonellen können beim Menschen schwere Magen-Darm-Infektionen hervorrufen.

Häufig werden sie auf Gemeinschaftsalmen, an verunreinigten Wasserstellen oder über verschmutzes Futter übertragen. Bei Rohmilchprodukten gilt Vorsicht!

Bei der Bekämpfung müssen Dauerausscheider gemerzt werden. Alternativ startet in Salzburg ein Impfprogramm.

Das Wichtigste zu den Themen Rind + Milch mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Salmonellen auch für ­Menschen gefährlich

Salmonellen sind sog. Zoonose-Erreger und damit auch für den Menschen eine Gefahr. Am gefährdetsten sind immunsupprimierte Personen, alte Menschen und Kinder. Häufig werden Salmonellen über Rohmilch bzw. Rohmilcherzeugnisse – wie auf der besagten Alm - übertragen. Auch rohes Fleisch kann mit Salmonellen kontaminiert sein.

Bei Rindern kommen am häufigsten die Stämme Salmonella Dublin, Salmonella Typhimurium und Salmonella Enteriditis vor, wobei S. Dublin die „klassische Rindersalmonellose“ ist. Bei Geflügelbetrieben spielen meist andere Salmonellen-Arten eine Rolle. Während für Geflügelhalter routinemäßige Untersuchungen auf diverse Salmonellenstämme zum Standard gehören, wird Salmonellen bei Rindern noch wenig Beachtung geschenkt.

Tirol: 15 % Herdenprävalenz

Spätestens seit den Salmonelleninfektionen auf den Almen widmet sich der Tiergesundheitsdienst (TGD) Tirol intensiv der Salmonellenproblematik bei Rinderbeständen. „Wir haben bereits dreimal, und zwar in den Jahren 2019, 2020 und 2022, ein Tankmilchscreening auf allen Tiroler Milchviehbetrieben durchgeführt“, berichtet Christian Mader, Geschäftsführer des TGD Tirol. „Dabei lag die durchschnittliche Herdenprävalenz bei 15 %, d. h. auf 15 % der Betriebe wurden in der Tankmilch Antikörper für Salmonellen gefunden.“ Auffällig war, dass in bestimmten Regionen Tirols gehäuft positive Betriebe vorkamen, während andere Regionen kaum betroffen waren. „Wir haben auf den meisten Betrieben, die sowohl 2019 als auch 2020 ein positives Tankmilchergebnis hatten, Einzeltieruntersuchungen durchgeführt“, erklärt Mader. „Alle Kühe, die bei den beiden Kotuntersuchungen im Abstand von acht Wochen zweimal positiv waren, sind sogenannte Dauerausscheider. Diese empfehlen wir zu merzen, der Verlust wird finanziell entschädigt.“

Merzen oder Impfen?

Während in Tirol versucht wird, Dauerausscheider zu finden und auszumerzen, verfolgt der TGD Salzburg eine andere Strategie, den Salmonellen Herr zu werden. Dort wurde 2022 ein Tankmilch-Screening durchgeführt, das Ergebnis: Salzburg hat eine Herdenprävalenz von knapp 18 %. „Auch bei uns gibt es regional ein paar Infektions-Cluster, in denen sehr viele positive Betriebe auf geografisch engem Raum aufscheinen“, berichtet die Geschäfts­führerin des TGD Salzburg, Nicole Hechenberger.

Aus diesem Grund hat der TGD Salzburg im Jänner 2023 ein Salmonellen-Impfprogramm gestartet. Auf den betroffenen Betrieben werden alle Kühe zweimal im Abstand von vier Wochen gegen S. Dublin geimpft. Die Kosten für den Impfstoff übernimmt der TGD, vom Landwirt sind nur die Tierarztkosten für die Impfung zu bezahlen.

Die Methode „Impfung“ ist die Strategie, um für die Landwirte schnell Symptome (Aborte, Durchfälle) zu mindern. „Die Tankmilch kann auf diesen Betrieben jedoch nicht mehr zum Screening herangezogen werden, da dort alle Kühe aufgrund der Impfung Salmonellen-Antikörper gebildet haben. Auch der langfristige Effekt der Impfung ist noch ungeklärt. Wir empfehlen daher, die Impfung jährlich aufzufrischen. Wichtig sind in jedem Fall begleitende Hygienemaßnahmen der Betriebe, damit die Infektionskette am Betrieb durchbrochen wird“, so Hechenberger. Eine Studie der Vetmed Uni Wien begleitet die Impfstrategie des TGD Salzburg und wird die Ergebnisse aus­werten.

Auch Probleme in der ­Steiermark

„Auch wir haben Probleme in einem steirischen Gebiet, wo wir bei den Abortuntersuchungen vermehrt S. Dublin betätigt bekommen“, berichtet der Geschäftsführer des TGD Steiermark, Karl Bauer. „Wir planen deshalb, dort ein Tankmilchscreening im Jänner 2024 zusammen mit den BVD-Untersuchungen durchzuführen und dann die positiven Betriebe mit Stiefeltupferproben näher anzuschauen.“

Dann würde man sehen, was weiter zu tun sei. Bei der Impfung ist Bauer eher skeptisch und möchte die Ergebnisse aus Salzburg abwarten. „Primär geht mir es um das Auffinden und Ausscheiden von Streuern, die die ganze Alm anstecken können, die dann kaum zu sanieren ist“, so Bauer.

Wasserstellen sind häufig Überträger

Solche „Streuer“ bzw. „Dauerausscheider“ haben es nicht geschafft, die Salmonellen komplett zu eliminieren, und scheiden diese lebenslang aus und sind somit auch eine dauerhafte Neuinfektionsquelle für noch nicht infizierte Tiere. Auf Almen, auf denen viele Tiere aus unterschiedlichen Betrieben zusammenkommen, sind verunreinigte Wasserstellen eine der Hauptansteckungsquellen.

Auch im Stall sind mit Kot verschmutzte, nicht regelmäßig gereinigte Tränkebecken oder mit Kot verunreinigte Futtermittel ein potenzielles Salmonellen-Reservoir. Daher nie mit verschmutzen Stiefeln auf den Futtergang gehen, mit dreckigen Schaufeln Futter ranschieben oder einem Traktor mit verschmutzen Reifen über den Futtertisch fahren! Auch in der Gülle überleben Salmonellen und werden so auf Wiesen ausgebracht. Den Silier- bzw. Heutrocknungsprozess überleben sie nicht, aber beim Weiden oder beim Einfüttern von Frischgras gelangen Salmonellen wieder in den Futterkreislauf.

Kälberdurchfall ernst nehmen

Die Durchseuchung eines Betriebes findet je nach internen Biosicherheitsmaßnahmen sehr schnell oder schleichend statt. Meist werden bei erwachsenen Rindern die Durchfallsymptome nicht als großes Problem erkannt. Das auffälligere Problem zeigt sich oft später, wenn es zu Aborten, meist ab dem 7. Trächtigkeitsmonat, kommt. Daher Aborte unbedingt untersuchen lassen!

Ist der Betrieb erst einmal durchseucht, treten auch die Aborte nur noch vereinzelt, vor allem bei Erstkalbinnen, auf. Gerade bei einem schon chronisch infizierten Betrieb sind Symptome bei erwachsenen Rindern meist nicht vorhanden oder nicht so auffällig. Dann sind es oft die Kälber, die gehäuft Durchfallsymptomatik zeigen. Die Ansteckung der Kälber passiert entweder schon direkt bei der Geburt (Kot von der Mutter/Abkalbebox) oder in der Aufzuchtphase durch Keimverschleppung im Betrieb.

Einheitliche Bekämpfung ­anstreben

Salmonellen können unter optimalen Bedingungen (feucht, dunkel) wochen- bis monatelang in der Außenwelt überleben und infektiös bleiben. „In den letzten Jahren sind die Salmonellen-Nachweise generell gestiegen“, so Christian Mader. „Ich führe das aber nicht auf ein steigendes Problem zurück, sondern darauf, dass wir mehr untersuchen.

In Österreich ist eine Salmonellose nicht anzeigepflichtig – im Gegensatz zu Deutschland. Damit haben wir die Chance, auch viel und häufig zu untersuchen, da den Betrieben keine Sperre droht. Allerdings ist eine bundesweit einheitliche Bekämpfung über den TGÖ anzustreben! Dazu braucht es auch eine finanzielle Unterstützung des Landwirtschafts- und Gesundheitsministeriums.“

Mehr zu dem Thema

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.