Seit zwei Jahren ist die Serie G von Valtra inzwischen am Markt. Sie hat die kleinere N-Serie abgelöst, ist aber etwas kleiner und leichter als die Vorgänger. Für unseren Praxistest stellte uns AGCO Austria das Modell 125G Active zur Verfügung.
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Der Valtra 125 G ist ein kompakter Mittelklassetraktor, der auch mit schwerem Gerät sehr gut zurechtkommt.
Die Kabine bietet eine sehr gute Übersicht, alle Hebel sind einfach bedienbar. Auch der Einstieg ist bequem.
Der Vierzylindermotor erwies sich bei unseren Praxiseinsätzen als durchzugsstark.
Das Getriebe mit 24/24 Gängen erfüllte seine Arbeit zufriedenstellend. Aber gerade im Gelände wäre ein stufenloses Getriebe wünschenswert.
Potenzial für Verbesserungen sehen wir bei der Anhängung, der Heckbedienung und der Reinigung des Kühlers.
Mittlere Active-Ausstattung
Die G-Serie umfasst vier Modelle von 105 bis 135 PS in den Ausstattungsvarianten Versu, Active und Hitech. Die gehobenere Variante Versu ist u. a. mit der Smarttouch-Armlehne und einem Load Sensing-System mit vier elektrischen Steuergeräten ausgestattet. Unsere Testmaschine in der Active-Ausführung hat die einfachere ARM-Armlehne und ein Load Sensing-System mit drei mechanischen Steuerventilen sowie einem elektrischen Heckventil und zwei elektrischen Frontventilen.
Der 125G besticht durch eine sehr kompakte Bauweise. Sein von uns gemessenes Gewicht betrug 5 760 kg. Zudem haben wir einen vergleichsweise kleinen Wendedurchmesser von 5,8 m ermittelt.
Die Kabine stammt aus der A-Serie, wurde innen aber komplett überarbeitet. Generell finden wir das Design des Arbeitsplatzes sehr gelungen. Der Einstieg in die Kabine ist sehr komfortabel gelöst – mit großer Türöffnung und breiten Stufen. Die rutschfesten Alu-Gussstufen bieten zudem eine Selbstreinigung. Beim Aufstieg rechts ist eine schwenkbare Trittstufe sowie Werkzeug- und Sicherungskasten verbaut.
In der Kabine haben Fahrer und Beifahrer ausreichend Platz und die Übersicht ist sehr gut. Vor allem nach vorne hat man durch die abgeschrägte Motorhaube eine ausgezeichnete Sicht. Der Auspuff ist so integriert, dass die Sicht nicht eingeschränkt wird. Den Geräuschpegel in der Kabine empfanden wir als sehr leise und angenehm. Durch die Vorderachsfederung und die mechanische Kabinenfederung bietet sich dem Fahrer auch an langen Arbeitstagen ein hoher Fahrkomfort. Minuspunkt in der Kabine: Leider sind nur wenige Ablagefächer vorhanden, auch ein Kühlfach für Getränke haben wir vermisst. Es kann aber als Option gewählt werden.
Spritziger Motor
Unter der Haube arbeitet ein 4,4 l Motor von AGCO Power. Dieser erfüllt die Abgasnorm Stufe 5. Bei unserem Zapfwellentest konnten wir bei einer Zapfwellenumdrehung von 1014 U/min ein Drehmoment von 886 Nm und eine Leistung von 116/85 PS/kW ermitteln. Für unseren Geschmack ist der Motor sehr spritzig und leistungsstark. Dies hat sich in der Praxis gezeigt: Im Einsatz mit einer 3 m-Scheibenegge ebenso wie beim Gülleausbringen konnte er seine Kraft des Öfteren unter Beweis stellen. Das Lastschaltgetriebe ist mit 24 Vorwärts- und 24 Rückwärtsgängen sowie kupplungslosen Gruppenwechseln ausgestattet. Die Gänge werden in vier Gruppen mit jeweils sechs Lastschaltstufen geschaltet.
Alle Gänge können über den Fahrhebel geschaltet werden. Im letzten Gang wird die Höchstgeschwindigkeit von 43 km/h bereits bei einer reduzierten Motordrehzahl von 1 640 U/min erreicht. Man kann natürlich die Einstellungen verändern, wie aggressiv oder sanft die Schaltvorgänge vonstattengehen sollen und in welchen Gang man wieder losfährt: Nach dem Wenden bzw. sobald man die Kupplung betätigt, wird in den programmierten Gang geschaltet. Dies führte im Gelände leider zu sehr vielen Schaltvorgängen – hier haben wir gemerkt, dass unter bestimmten Umständen ein stufenloses Getriebe auch in dieser Klasse wünschenswert wäre.
Kräftiges Hubwerk
Der Traktor verfügt über die Zapfwellengeschwindigkeiten 540, 540 E und 1000 U/min. Diese werden komfortabel elektronisch mittels Knopf geschaltet. Das kräftige Hubwerk zeigte auch mit dem 6 m-Leichtgrubber keine Schwächen. Im Heck kann an beiden Kotflügeln Hydraulik, ein Steuergerät und das On/Off Ventil sowie die Zapfwelle bedient werden, diese Bedienung liegt weit außen und oben. Somit ist sie schlecht per Hand zu erreichen.
Die Einstellungen für Getriebe oder Hydraulik oder auch der elektronischen Steuergeräte werden im Armaturenbrett angezeigt und können dort auch verändert werden. Dies ist aber etwas unübersichtlich. Die Steuergeräte im Heck sind einfach zugänglich und lassen sich bequem koppeln.
Datenkompass
Valtra 125G Active
Motor: AgcoPower 4,4 l Hubraum, 4 Zylinder, Abgasstufe V
Getriebe: 24/24 Gänge, 6 Lastschaltstufen, 40 km/h, mit Federspeicherbremse
Länge/Breite/Höhe: 4544 mm/ 2460 mm/2 787 mm
zul. Gesamtgewicht: 9 500 kg
Gesamtgewicht Vorderachse: 3800 kg
Gesamtgewicht Hinterachse: 7125 kg
Radstand: 2550 mm
Anzahl hydraulischer Steuergeräte: 3 mech. + 2 elektr. + 1 On/Off-Ventil
Hydraulik: Load Sensing Hydraulikanlage, 110 l Förderleistung,
Hubwerke: Heckhubwerk max. 5075 kg, Fronthubwerk max. 2900 kg
Zapfwelle: 540/540E/1000 U/min
Bereifung: 540/65R 38 + 440/65R 28, Testtraktor auf Wunsch mit 600/65R38 + 480/65R28
Listenpreis inkl. MwSt.:Grundausstattung:147697 €Testtraktor:175209 €
Zusatzausstattungen u. a.: (Listenpreise inkl. MwSt.): Gefederte Vorderachse 5596 € (aktuell bei Auswahl Komfortpaket gratis), Kabinenfederung mech. 1536 €, Fronthubwerk + Frontzapfwelle inkl. 2 Stk. Frontventile 14733 €
Bei der herkömmlichen Anhängekupplung mit Kugelkopf mussten wir bei Anhängung am unteren Punkt des Anhängeschlittens schnell feststellen, dass wir die Zapfwelle darüber nicht kuppeln konnten. Denn der Zapfwellenschutz stand bei der Halterung an. Somit konnten wir mit dieser Anhängung keine Zapfwellenarbeiten durchführen. Es gibt aber von Scharmüller eine andere Anhängekupplung mit obenliegenden Schlittenbolzen. Damit hängt die Kupplung tiefer und die Zapfwelle hat ausreichend Platz.
Wartung nicht ganz einfach
Alle Flüssigkeiten können einfach kontrolliert werden. Die Kühler werden durch das feine Sieb der Motorhaube gut geschützt. Jedoch lassen sie sich zum Ausblasen nicht aufklappen. So stehen zwischen den Kühlern nur zwei kleine Öffnungen zu Verfügung, in die man mit der Luftpistole hineinkommt. Das funktioniert aber nicht besonders gut.
Fazit: Der Valtra 125G überzeugt mit seiner Übersicht in der Kabine, dem durchzugsstarken Motor und dem kraftvollen Hubwerk. In einigen Punkten haben wir Verbesserungspotenzial geortet, wie z. B. bei den Ablagemöglichkeiten in der Kabine oder der Anhängung von zapfwellenbetriebenen Geräten. Mit einem Listenpreis von rund 175 000 € brutto in der von uns gefahrenen Testvariante würden wie von einem guten Preis-/Leistungsverhältnis sprechen.
PLUS und MINUS
Valtra 125 G Active
+Einstieg
+Bedienung
+Übersicht
-Kühlerreinigung
-Untenanhängung
-Heckbedienung