Das Leder für deutsche Autositze kommt nach Recherchen der Londoner NGO Earthside u.a. aus Paraguay, von einer Farm, die für große Regenwaldabholzungen verantwortlich sein soll. In der Region des Gran Chaco, einer Tiefebene im Herzen Südamerikas, würde alle zwei Minuten ein Hektar Wald gerodet, heißt es. 20 % der Fällungen seien illegal.
Das Magazin Spiegel hat den Bericht aufgegriffen. Konkret soll die Farm Yaguareté Porā im Gebiet der Ayoreo Totobiegosode, einer der letzten unkontaktiert lebenden Stämme außerhalb des Amazonasgebietes, Wald für Rinderweiden roden. Etwa 2 % der Landbesitzer kontrollierten rund 90 % der landwirtschaftlichen Fläche dort, schreibt das Magazin.
Um nachzuweisen, wohin die Tierhäute gehen, seien die Aktivisten aus England Rindertransporten von den Farmen in die Schlachthöfe gefolgt und hätten sich später gegenüber Gerbereien als potenzielle Käufer von Leder ausgegeben. Anhand von Lieferdokumenten hätten sie nachvollziehen können, dass ein Großteil der in Paraguay vorgegerbten Häute für die europäische Autoindustrie bestimmt war. Zudem hätten sich die Rinderhalter damit gebrüstet, in welchen Autos ihr Leder steckt.
Die europäischen Autohersteller haben auf Spiegel-Nachfrage dagegen bestritten, aus diesem Gebiet Tierhäute zu beziehen. Auch der Industrieminister Paraguays sehe keine Verstöße. Auf konkrete Fragen zur Herkunft des Leders, illegaler Rodung oder danach, wie Leder vor der Verarbeitung nach Herkunftsländern getrennt werde, habe er nicht geantwortet.
Die Autoindustrie braucht pro Jahr Häute von 50-60 Mio. Rindern. Experten schätzen das Volumen auf weltweit knapp 30 Mrd. Dollar.