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topplus Mit alter Maissorte

Südtirol: So vermarktet Landwirtsfamilie Giovanett Polenta und Reis

Mit einer alten Maissorte und Reis aus dem eigenen Trockenanbau hat sich Familie Giovanett vom Römerhof aus Tramin an der Weinstraße über die Grenzen Südtirols hinweg einen Namen gemacht.

Lesezeit: 4 Minuten

„Plent schmeckt bärig zu jedem Gericht“, erfahre ich als Erstes, als ich auf dem kleinen, schmucken Hof von Christian und Mariagrazia Giovanett in Tramin an der Weinstraße eintreffe. Aber was ist Plent? Ich muss gut zuhören, Christian Giovanett spricht Südtiroler Dialekt, und zwar schnell. Mit Plent ist die regionale Polenta gemeint, ein Brei, der aus Maisgrieß gekocht wird, und bärig bedeutet so viel wie „supertoll“.

Wiederentdeckung alter Maissorte

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Der 51-jährige Landwirt baut gemeinsam mit seiner italienischen Frau eine alte Maissorte an. „Bis vor 50 Jahren war die Maissorte unter dem Namen Tirggplent bekannt“, erklärt der Direktvermarkter. Typisch für diese Maissorte sind die orangeroten Maiskörner. Sie werden nach mehreren traditionellen Arbeitsgängen („oklaubn“, „tschilln“, „aufhängn“, „omochn“) in der hofeigenen Steinmühle zu glutenfreiem Maisgrieß (auch Plent- oder Polentamehl genannt), Vollkorn-Maisgrieß sowie feinem Maisvollkornmehl gemahlen, liebevoll verpackt und verkauft.

Nach der Ernte der Maiskolben Anfang Oktober ist viel Handarbeit erforderlich. Die Blätter werden entfernt, bei Bedarf auch die Spitzen der Kolben, damit später nur erstklassige Ware zu Mehl verarbeitet wird. Anschließend kommen die Kolben in eine Entkernungsmaschine. Dann folgt das maschinelle Trocknen. Pro Durchgang lassen sich 700 kg Maiskörner innerhalb von 20 Stunden trocknen. „Optimal ist eine Restfeuchte von 13 %“, erklärt der Landwirt.

Vieles in eigener Hand

Um Insekten wie der Lebensmittelmotte keine Chance zu lassen, lagert die Familie die getrockneten Körner bis zum Mahlen in sauerstoffentzogenen 400 kg-Säcken. Hierfür wird die Luft per Kompressor aus den Säcken gesaugt und zu 99 % durch Stickstoff ersetzt. Gemahlen wird stets frisch nach Vorbestellung. Zwar stehen zwei Steinmühlen im Verarbeitungsraum. Zur Vermeidung von Produktvermischung verarbeitet der Betrieb seinen eigenen Mais ausschließlich mit der neueren Mühle. „Das alte Mahlwerk setzen wir nur für die Lohnverarbeitung ein“, erklärt Christian Giovanett.

Für beide Mühlen investierte er rund 15 .000 €. Um das Mahlen, Abfüllen per Hand, Vakuu­mieren und Verpacken kümmert sich hauptverantwortlich Ehefrau Mariagrazia. Favorit im Verkauf ist Vollkornpolentamehl. Vakuumverpackt kosten 500 g im Einkauf 4,50 €. Endkunden zahlen dafür 6,60 €. Klassisches Polentamehl kostet im Vergleich 6,90 € und Maisvollkornmehl 6,80 €.

Reis vom Römerhof

Familie Giovanett ist aber nicht nur für ihren Traminer Plent bekannt, sondern baut seit einigen Jahren erfolgreich Reis der Sorte S. Andrea an. Diese Reissorte stammt ursprünglich aus dem Piemont und zeichnet sich durch ihre feinen ovalen Körner aus. Sie eignet sich ideal als Suppeneinlage oder für Risotto und hat eine Garzeit von etwa 15 Minuten. „Wir bauen auf einer Gesamtfläche von 2,5 ha Reis zu rund 95 % im Trockenanbau an“, so der Nebenerwerbslandwirt. Der Rest gedeiht versuchsweise im Nassanbau, sprich auf einem mit Wasser gefluteten Feld. Der große Vorteil des Trockenanbaus gegenüber dem Nassanbau ist, dass nur ein Viertel der Wassermenge notwendig ist.

Im vergangenen Jahr war der Reis innerhalb von drei Monaten ausverkauft. - Giovanett

Geerntet wird Mitte Oktober per Mähdrescher. Die aufwendige Verarbeitung inklusive Trocknen, Reinigen, Entspelzen und Schälen erfolgt im Lohn. Von 4.000 kg Ernteertrag je ha bleiben Christian Giovanett nach der Verarbeitung nur knapp 2.000 kg verkaufsbereiter weißer Reis übrig. Teuer ist die Lohnverarbeitung: sie kostet den Landwirt pro ha 2 .400 €. Das Abfüllen und Verpacken erledigt der Familienbetrieb wieder in Eigenregie. Stolz ist Christian Giovanett auf die hohe Nachfrage: „Im vergangenen Jahr war der Reis innerhalb von drei Monaten ausverkauft.“ „Hauptfokus bei der Vermarktung sind Wiederverkäufer“, erklärt der Direktvermarkter. Delikatessgeschäfte oder Verkaufsstellen für Südtiroler Spezialitäten sind Touristenmagnete, von denen der Geschäftsmann gerne profitiert. Langsam aber sicher wächst die Produktpalette. In dieser Saison verkauft die Familie erstmals Reismehl sowie im Lohn gefertigte Mais-Chips und Vollkorn-Maiswaffeln. Mal sehen, ob diese Produkte ebenfalls bärig ankommen. ●

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