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Online Direktvermarktung

Direktvermarktung: Digital regional

Regional einkaufen heißt für viele Kunden nicht mehr "direkt um die Ecke". Die Bezeichnung steht vielmehr für einen Einkauf mit gutem Gewissen. Auch beim digitalen Einkauf.

Lesezeit: 5 Minuten

Wer regional einkauft, legt Wert auf Produkte, die in der heimischen Region erzeugt wurden. Eine Annahme, die die Gründer der Direktvermarkter-Plattform „Loma.eco“ so nicht unterschreiben würden. Oliver Schönegge und Max Bieber glauben, dass es den Kunden bei dem Einkauf auf ihrem Online-Marktplatz vielmehr um ihr gutes Gewissen geht.

In den Randgebieten der Ballungszentren ist es viel einfacher, Kundschaft zu finden, die bereit ist, einen Preisaufschlag für den direkten Bezug zum Erzeuger zu bezahlen." - Max Bieber

„Ob ein Produkt von Bayern nach Brandenburg geliefert wird oder ob es vom Direktvermarkter um die Ecke stammt, ist zweitrangig. Den Kunden geht es um die Erzeugung und die Geschichte hinter dem Produkt“, ist sich Bieber sicher. Zudem haben viele der Einkäufer keine Möglichkeit, bei einem Direktvermarkter einzukaufen, weil es in ihrer Region keinen gibt. Denn in Regionen mit einer weitläufigen Agrarlandschaft sind häufig nur wenige Hofläden zu finden. „In den Randgebieten der Ballungszentren ist es viel einfacher, Kundschaft zu finden, die bereit ist, einen Preisaufschlag für den direkten Bezug zum Erzeuger zu bezahlen“, erklärt der studierte Agrarwissenschaftler und Landwirtssohn aus Mecklenburg-Vorpommern.

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Die Suche über Google

Der Ansporn der Gründer war, die Wertschöpfung der Erzeugung wieder direkt im ländlichen Raum anzusiedeln und nicht in die Vorstädte auszulagern. „Bei uns kommen die meisten Bestellungen aus Berlin, Baden-Würtemberg und Bayern – Regionen, die eher wohlhabend sind“, sagt er. Neben dem Wissen über den Erzeuger sei das eigene gute Gewissen genauso entscheidend . „Die Bezeichnung stammt von ‚gut‘ und ‚Wissen’. Für Hintergrundwissen über die Produkte bezahlen die Verbraucher gerne“, sagt Bieber.

Für Hintergrundwissen über die Produkte bezahlen die Verbraucher gerne“ - Max Bieber

Bisher vertreiben 72 Direktvermarkter insgesamt rund 3000 verschiedene Produkte über den Online-Marktplatz. Aber wie finden die Kunden die Produkte, die sie suchen? Eine Frage, die sowohl von den Gründern als auch von den teilnehmenden Erzeugern meistens eindeutig beantwortet wird: „Über die Google-Suche“. Hier kommt Oliver Schönegge ins Spiel. Er ist IT-Fachmann und kümmert sich mit seinem Team um das Programmieren der Plattform und die Online-Reichweite der Produkte.

„Es gibt für viele Kleinunternehmer bereits vorgefertigte Softwares. In der Landwirtschaft sieht das anders aus. Da kocht jeder häufig sein eigenes Süppchen“, erklärt er. Eine gute Website zu betreiben, erfordert viel Arbeit. Denn es geht dabei nicht nur um die Optik: „Bestellungen, Rechnungen, Lieferinformationen, Dokumente für die Buchhaltung, Preis- oder Bestandsänderungen – all das muss tagesaktuell sein“, so Schönegge. Durch die Zusammenarbeit mit seinem Mitgründer ist dem fachfremden Entwickler bewusst geworden, dass gerade Zeit ein entscheidender Faktor in der Landwirtschaft ist. „Einen Online-Shop zu betreiben ist das eine. Dafür zu sorgen, dass die Produkte bei Google ganz oben in der Ergebnisliste landen, das ist das andere“, meint er. „Da wir uns im Gegensatz zu unseren Partnern nicht um Produktion und Lagerung der Produkte kümmern müssen, können wir uns auf die Reichweite und das Einkaufserlebnis konzentrieren “, so Schönegge.

Vom Erzeuger zum Konsumenten

Im noch recht neue sogenannte „direct to consumer“-Vertriebs- und Marketingmodell sei Sichtbarkeit entscheidend. Die Produktsuche der Kunden erfolgt zumeist über Google. Die Kunden suchen Produktnamen oder Anbieternamen und finden verschiedene Vertriebskanäle. Einer davon ist Loma.eco. Der Mehrwert der Plattform liege dabei in der Reichweite, sagt Bieber: „Viele unserer Kunden verfügen über ein eigen Internetauftritt, haben aber keine Reichweite. Damit werden sie bei Google nicht gefunden.“ Das soll den Erzeugern über die Plattform ermöglicht werden.

Wenn ein Kunde ins Netz geht, um ein Produkt zu suchen, ist die Kaufentscheidung häufig schnell getroffen. Der erste Anbieter in der Google-Ergebnisliste wird angeklickt." - Toni Lamprecht

Einer dieser Landwirte ist Toni Lamprecht von der Ölmühle Garting in Südbayern. Der Landwirt nutzt seit rund einem Jahr die Plattform Loma.eco. Das ist zwar nicht sein einziger Vertriebskanal, aber einer, der für ihn funktioniert: „Wenn ein Kunde ins Netz geht, um ein Produkt zu suchen, ist die Kaufentscheidung häufig schnell getroffen. Der erste Anbieter in der Google-Ergebnisliste wird angeklickt. Ein Zweiter wird vielleicht noch für einen Preisvergleich aufgerufen. Wenn keine großen Abweichungen festzustellen sind, ist der erste der Händler der Wahl“, so seine Erfahrungen.

Mittlerweile kommen rund drei Bestellungen pro Tag über die Plattform. Über einen vergleichbaren Anbieter funktioniert das eher schlechter, sagt der Landwirt. Er vermutet, dass das Marketing der entscheidende Faktor für den Erfolg ist.

Auf eigene Faust Werbung schalten, ist für dem Landwirt keine Option. Er selbst glaubt an die „physische Suche“ über die Begriffseingabe bei Google. „Ich habe meinen Internetshop auch optimiert und an die Suchmaschine angepasst“, erzählt er. Das Ergebnisse könne sich sehen lassen. „Wir setzen rund 1 Mio. € pro Jahr mit Lebensmitteln um. Davon kommen ungefähr 200.000 € über den internetbasierten Verkauf in die Kasse“, sagt Lamprecht und sieht das Standbein als „ausbaufähig“ an.

Der Landwirt zahlt Loma eine umsatzbasierte Provision. Zu den Kosten hat der Erzeuger eine klare Einstellung: „Was zunächst teuer erscheint, muss man im Vergleich betrachten. Im Einzelhandel muss ich die Ware anliefern und es fällt eine höhere Provision an. Im Internet sieht das anders aus und den Transport bekomme ich vom Kunden direkt bezahlt.“

Speiseöle von Bayern nach Brandenburg

Zum Thema Regionalität hat Lamprecht seine Meinung geändert: „Ich sehe es durchaus kritisch, wenn ich aus Südbayern Speiseöle nach Schwerin schicke. Ich habe als Direktvermarkter angefangen, um meine Region zu beliefern“, erklärt er. Aber die Entwicklung sei anders gewesen und der Begriff „regional“ hat sich auch für ihn verändert: „Für mich bedeutet das Wort vielmehr ‚mit der Region verbunden‘ oder besser gesagt ‚mit dem Erzeuger verbunden‘ und damit kann ich gut leben.“

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