Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau DLG-Feldtage 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

topplus Interview

Weniger Kälber besser aufziehen

Lesezeit: 3 Minuten

Der Markt honoriert die Mehrkosten für intensiv aufgezogene Kälber noch nicht. Es gilt deshalb ein Überangebot an Kälbern zu vermeiden – so die Empfehlung von Prof. Martin Kaske.


Das Wichtigste zu den Themen Rind + Milch mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Herr Prof. Dr. Kaske, was bedeutet der spätere Transport für die Kälber?


Kaske: Niederländische Untersuchungen zeigen, dass Kälber die mit 28 Tagen transportiert werden robuster sind als solche, bei denen der Transport schon nach 14 Lebenstagen erfolgte. Die Mortalität auf dem Mastbetrieb war dann mit 2,8% deutlich niedriger als bei den jüngeren Kälbern (5,9%). Aber das Transportalter ist nicht der einzige Einflussfaktor auf die Gesundheit im Mastbetrieb!


Was hat außerdem Einfluss?


Kaske: Die Kolostrumversorgung, die Haltungsbedingungen, die Fütterungsintensität und Impfungen auf dem Geburtsbetrieb – also alle Maßnahmen, durch die Kälber später gesund bleiben und gut zunehmen. Das sogenannte „Preconditioning“ führt zu niedrigeren Abgangsraten und weniger Medikamenteneinsatz auf dem Mastbetrieb. Doch leider gibt es hier noch ein großes Verbesserungspotenzial.


Das wissen wir seit Jahrzehnten. Warum verändert sich die Kälberaufzucht nur schleppend?


Kaske: Hier müssen wir differenzieren: Das Problem bei Aufzuchtkälbern ist, dass sich Fehler während der wichtigen ersten Lebenswochen erst Jahre später bei der Milchkuh manifestieren. Man übersieht oft, dass sich eine intensive Fütterung mit Milch langfristig sehr positiv auf die Entwicklung des Euters, das Erstkalbealter und die Milchleistung auswirkt.


Im Hinblick auf männliche Kälber, die den Betrieb mit zwei bis vier Wochen verlassen, fehlt für den Milchviehbetrieb ein ausreichender finanzieller Anreiz, um systematisch in die Qualität des Kalbes zu investieren!


Wie sehen Sie vor diesem Hintergrund die neue 28 Tage-Regelung?


Kaske: Sie ist problematisch, wenn es nicht gleichzeitig überdurchschnittliche Haltungs- und Fütterungsbedingungen auf dem Milchviehbetrieb gibt. Es darf nicht sein, dass Bullenkälber bald nur länger „zwischengeparkt“ werden. Man sollte stattdessen die Vorteile einer optimierten Kälberhaltung für alle Marktteilnehmer herausstellen. Das hat sich z.B. die „Kälberinitiative Niedersachsen“ zum Ziel gemacht. Aber natürlich tragen auch die Marktstrukturen ihren Teil zur aktuellen Situation bei: Die neue Vorgabe wird nur positiv für das Tierwohl sein, wenn der Markt die Mehrkosten der Milchviehbetriebe honoriert. Wir müssen Holstein-Bullenkälber entweder als wichtigen Teil der Milchproduktion sehen – und sie entsprechend behandeln. Ansonsten verbessert sich die Situation erst, wenn schlicht weniger Kälber produziert werden!


Was schlagen Sie vor?


Kaske: Den vermehrten Einsatz gesexten Spermas, um nur für die Remontierung erforderliche Nachzucht zu produzieren. Die Besamung mit Sperma von Mastrassen, um am Markt höhere Preise zu erzielen. Und nicht zuletzt sollten Betriebe mit hoher Leistung das Potenzial einer verlängerten Laktation nutzen – das Dogma, dass eine ökonomische Milchproduktion eine kurze Zwischenkalbezeit voraussetzt, ist überholt. Mit der Kombination dieser Maßnahmen lassen sich Überschusskälber vermeiden und die Wertschöpfung aus dem Verkauf steigern.

Die Redaktion empfiehlt

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.