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topplus Zwei Stallbaubeispiele

ID Agro Roundhouse-Stall für Bio-Wagyurinder

Einmal rund und einmal eckig – mit Neubaulösungen haben zwei Mutterkuh-Betriebe für sich und die Tiere optimale Bedingungen geschaffen und das Betriebskonto geschont.

Lesezeit: 8 Minuten

Der Artikel ist zuerst erschienen im bioland-Fachmagazin für ökologischen Landbau, 8/2021.

Von der konventionellen Ferkelaufzucht zur Bioland-Mutterkuhhaltung ist es ein großer Schritt, der noch dazu sehr teuer sein kann. Diese Entwicklung hat Familie Richter im badenwürttembergischen Creglingen-Wolfsbuch gemeistert.

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Vom teuren Umbau des alten Stalls für mehr als 1 Mio. € haben Wolfgang, Max und Florian Richter Abstand genommen. Dadurch ist im idyllischen Taubertal ein origineller Neubau für weniger als die Hälfte der Kosten entstanden.

Ein riesiger runder Schirm mit einem Durchmesser von 30 m und einer Öffnung in der Mitte bietet der noch wachsenden Wagyuherde Schutz, frische Luft und Komfort. „Unser Stall ist eine echte Sehenswürdigkeit. Uns besuchen Kolleginnen und Kollegen aus einem weiten Umkreis und die Kundschaft ist ebenfalls begeistert", freut sich Florian Richter.

Der Herdenmanager kümmert sich zugleich umfassend um den Vertrieb des hochwertigen Fleischs. Bruder Max ist der Landwirt und Bio-Ackerbauer in der Familien- GbR. Vater Wolfgang hat 2014 den Wandel des Betriebs gemeinsam mit seinen Söhnen begonnen. Damals haben sie Fleckviehkühe als Mütter für den Embryonentransfer reinrassiger Wagyutiere eingestallt. Seither entwickelt Florian die reinrassige (Fullblood-)Wagyuherde und das Marketing.

Erst kürzlich sind sie Bioland-Mitglieder geworden. Der berufliche Schwerpunkt des Maschinenbautechnikers liegt weiterhin im Kunststoffverarbeitungsunternehmen der Familie.

Wenige Tage Bauzeit

Im Frühsommer ist in etwa 80 Tagen Bauzeit der neue Roundhouse-Stall für die derzeit 48 Tiere errichtet worden. Er ist weltweit erst der 151. Stall in dieser originellen Bauweise des niederländischen Unternehmens ID Agro in Lemelerveld.

Als die Fundamente gegossen waren, ging es ganz schnell, schildert Wolfgang Richter: „Die vorgefertigte Stahlkonstruktion wurde vom Mittelpfosten ausgehend aufgerichtet und auseinandergefaltet, drei Tage später standen alle Pfosten und das Dach aus einer speziellen Kunststofffolie war aufgespannt.“

Die derzeit steigenden Kosten für Baumaterial haben die Richters aber bereits zu spüren bekommen. „Beton und Stahl sind innerhalb kurzer Zeit um 65 % teurer geworden, darum konnten die geplanten Kosten von 350.000 € nicht gehalten werden“, bedauert Wolfgang Richter kopfschüttelnd.

Florian und Max sind von den technischen Ideen begeistert, die in ihrem Stall stecken. „Eine Person alleine kann sich um die Tiere kümmern. Alles ist zweckmäßig, sicher und robust“, erklärt Max Richter. Der Rundbau mit 30 m Durchmesser besteht aus neun Segmenten, das sind acht Buchten plus eine Separationsbucht. Ein Segment hat Wagyustier Taro für sich alleine. Rundherum verläuft der 98 m lange Futtertisch, der 140 Fressplätze bietet.

In der Mitte des Stalls ist der Korral, in dem ein System aus Toren die Tiere leitet und zugleich die betreuende Person beim Umtreiben schützt. Jede Tiergruppe dreht dort täglich eine Runde, die über den Behandlungsstand mit Waage führt. Der Korral führt auch zum Verladetor. „Die Tiere lernen den Weg als Gewohnheit, damit sie sich im Ernstfall nicht beunruhigen und in Stress geraten. Denn das ist schlecht für die Fleischqualität“, betont Florian.

Der Behandlungsstand „Saracen Squeeze Cattle Crush“ stammt aus England. „Er ist so flexibel und praktisch, dass wir Kälber darin behandeln könnten und der Tierarzt auch einen Kaiserschnitt machen kann“, erklärt er.

Die Wagyurinder sind schon als Kälber sehr wertvoll, ein Embryo kostete 1.000, eine Färse kostet 15.000 €. Keine Frage, dass sich der Aufwand einer schonenden Behandlung lohnt.

Drei Größen im Angebot

ID Agro bietet den Stall in drei Größen an: mit 22,30 m, 30 m oder 45 m Durchmesser erhält man eine Stallfläche von 410, 718 oder 1.616 m². Das Gefälle in den Abteilen verläuft in Richtung Stallmitte, wo sich der Tretmist sammelt. Die offene Fassade und die Dachöffnung von 10 m² sorgen dort für eine gute Belüftung. In der konventionellen Rindermast passen 140 Tiere bis 500 kg in einen solchen Stall, in Wolfsbuch sollen es höchstens 88 werden.

„Die tiefen runden Tränkebecken fassen 35 Liter, damit die Rinder so richtig flözen können“, beschreibt Florian begeistert den Komfort. Jedes der acht Tränkebecken ist von zwei Stallsegmenten aus erreichbar und alle sind miteinander verbunden. „Irgendwo wird immer gesoffen, darum friert das System auch im Winter nicht ein“, lobt Florian auch diese gute Idee des Anbieters.

Wagyurinder-Vermarktung: Mit Grünfutter und Weidegang wachsen die Wagyus langsam heran, mit 36 Monaten erreichen sie ein Lebendgewicht zwischen 860 und 900 kg, dann erst ist es Zeit für die Schlachtung. Das Fleisch der Wagyus ist reich an ungesättigten Fettsäuren, was für die besondere geschmackliche Qualität sorgt. Das Fleisch reift 21 Tage am Knochen im eigenen Kühlhaus, bevor Koch Yannik Ingenhoff daraus Teilstücke und Produkte herstellt wie Tomahawk-Steak für 200 €/kg, Rib Eye, Onglet oder Pastrami. Der 180 g schwere Burger-Patty für 7,20 € ist das Einstiegsprodukt, das auch ausgewählte Gastronomen der Region zubereiten.

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Reportage 2

Eigenbau in Kammeltal

Hoch über Goldbach in der Gemeinde Kammeltal steht der Stall von Michael Mayer. Die Hofstelle mitten im Ort war für eine Mutterkuh- und Mastrinderhaltung mit Weide nicht mehr geeignet. Der Stall im Außenbereich bietet Weideanschluss und ist einfacher zu bewirtschaften. Weil das neue Gebäude im Außenbereich ist, musste dort alles Notwendige untergebracht werden. Wasser und Strom kommen nicht aus der Leitung. Ein Stromaggregat erzeugt den Strom, das Wasser stammt aus einer Quelle im Dorf und wird im Wasserfass zum Stall gefahren und in einen Tank mit 6 m3 Fassungsvermögen umgefüllt. Von dort aus werden die drei frostsicheren Tränken versorgt.

Aktuell sind neun schwarze Angus- Mutterkühe mit ihren Kälbern im Stall, insgesamt sollen es 15 Mutterkühe werden. Für Kühe, Absetzer und den Stier, der immer in der Herde ist, stehen 26 Fressplätze zur Verfügung. Die Kälber haben im Kälberschlupf eine eigene Futterraufe. Von Anfang April bis Anfang November sind alle Tiere auf der Weide. Die Masttiere weiden auf weiter entfernten Flächen.

Im Stall gibt es drei Abteile und den Kälberschlupf. Bei Bedarf kann eine Abkalbebox abgetrennt werden. Eine Kamera über der Abkalbebox erleichtert es dem Betriebsleiter, den Fortschritt einer anstehenden Geburt zu kontrollieren, theoretisch könnte er die Geburten vom heimischen Sofa aus beobachten.

Alles Gute kommt von oben

Das Stroh lagert in Quaderballen auf einer Bühne über den Stallabteilen. Von dort werden die Bündel durch drei Öffnungen in die jeweiligen Abteile geworfen. Die erforderliche Strohmenge kann der Bioland- Landwirt meist selbst erzeugen. Der Platz auf der Bühne reicht für knapp drei Monate Strohlagerung.

Der Stall steht auf abschüssigem Gelände und lässt sich nur von einer Seite beschicken und entmisten. Daher sind vor den Stallabteilen drei große Rollos mit Windschutznetzen angebracht. Die Tröge am Futtertisch kann Mayer einfach von Hand verschieben und mit dem Radlader herausheben. Das Fressgitter ist um 90° schwenkbar. So kann er von vorne in geraden Bahnen die Liegefläche ausmisten oder Stroh auf die Bühne heben. Dafür muss Mayer nur die Tore öffnen. Die Liegefläche mistet der Mutterkuhhalter alle zwei bis drei Monate aus und schiebt den Fressgang mit dem Radlader alle 14 Tage ab. Frische Einstreu gibt es täglich. Die Mistlagerstätte im Gebäude nimmt die winterliche Mistmenge auf.

Effektiv und kompakt

Kompakt und zweckmäßig sollte der neue Stall werden, aber auch ansehnlich, wie Betriebsleiter Michael Mayer betont. Im Nebenerwerb muss ein effektives Arbeiten neben einer Vollzeittätigkeit möglich sein. Mist-, Stroh- und Futterlager müssen vor Ort sein, um unnötige Wege zu vermeiden. Der Stallbereich ist 18 m breit und 11 m tief. Davor sind noch 3 m Futtertisch. Das Gesamtgebäude ist damit 14 m tief und 34 m breit.

Neben dem Stallbereich befinden sich auf der einen Seite eine Bergehalle und auf der anderen Seite eine überdachte Dunglege mit Lagerbereich. Am Standort gibt es keine weiteren Gebäude, alles musste in den Neubau passen. Aufgrund der Lage im Außenbereich war es Michael Mayer wichtig, dass der Stall abgeschlossen ist. Dennoch ist er transparent genug, um interessierten Verbrauchern einen Blick in den Stall zu ermöglichen.

Der Radlader ersetzt den Mistschieber, mit dem Festmist erübrigt sich ein Güllelager. Die konsequente Weidehaltung macht den Stall zum Winterquartier. Das begrenzt den Verbrauch von Strom und Wasser, die Erschließung war nicht nötig. Die herausnehmbaren Tröge machen den Stall sehr flexibel, jedoch muss der Mutterkuhhalter das Futter erst in den Trog heben. Das erledigt er mit dem Radlader, herausgefallenes Futter hebt er von Hand wieder in die Tröge.

Viel Heu und trockene Silagen erleichtern die Handarbeit, „im Winter schadet etwas mehr Bewegung nicht“, merkt der Betriebsleiter schmunzelnd an. Die Winterration besteht aus Grassilage und Heu. Kraftfutter gibt es nur bei Bedarf als Lockfutter, aber nicht in der täglichen Ration. Die Bergehalle reicht für die komplette Heulagerung aus, die Silageballen lagern auf dem Lagerplatz außerhalb des Stalls.

Eigenleistung spart Geld

Kalkuliert wurden die Baukosten mit etwa 100.000 € Gesamtsumme. Das Angebot vom Zimmermann lag bei 65.000 €, in die Erd- und Betonarbeiten hat die Familie viel Eigenleistung gesteckt. Die Bausumme betrug dann schließlich etwa 130.000 €. Die Eigenleistung summierte sich schließlich auf etwa 1.300 Arbeitsstunden, „vom Humus abtragen bis zur Einstallung“, wie sich Michael Mayer erinnert.

Der Bau musste während der Weidezeit 2020 erfolgen, weil der bisherige Unterstand als Auflage der Genehmigung abgerissen wurde. In der Direktvermarktung werden die Fleischpakete von 5 und 10 kg gut nachgefragt. Weil Mayer den Tierbestand gerade aufstockt, werden weniger Tiere geschlachtet als üblich. Geplant sind bis zu zehn Tiere pro Jahr. Diese werden schnell verkauft sein, wenn die Kunden die Tiere auf den Weiden beim Grasen sehen!

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