Ab dem 1. Januar 2023 ist der Transport von Kälbern in Deutschland nach der geänderten Tierschutztransportverordnung statt nach 14 Tagen erst nach 28 Tagen erlaubt. Ausgenommen sind Transporte innerhalb von 50 km, die Landwirte selbst und mit eigenen Transportfahrzeugen durchführen, wie z.B. die Fahrt zu einem Aufzuchtbetrieb. Bis Ende 2023 hat die EU-Kommission die Überarbeitung der Tierschutzgesetze bei Transporten angekündigt. Zur Diskussion steht, auch das Transportverbot EU-weit auf 35 Tage auszudehnen.

Die neuen Regelungen betreffen vor allem die Haltung der Bullenkälber, die den Geburtsbetrieb häufig mit 14 Tagen verlassen. Allein in Niedersachsen kommen laut Landwirtschaftsministerium ca. 800.000 Kälber jährlich auf Kuhbetrieben zur Welt.

Diese Regeln gelten für Kälbertransporte ab 2023

Die Folgen: Für bis zu zwei Wochen alte Kälber ist ein Platz im Iglu von mind. 120 cm Länge x 80 cm Breite x 80 cm Höhe vorgeschrieben. In einem Alter von zwei bis acht Wochen steht ihnen ein Platz mit 160 cm Länge bei außenliegendem Trog und 180 cm Länge bei innenliegendem Trog bei einer Breite von 100 cm zu. Für viele Betriebe bedeutet das, dass sie nicht nur zusätzliche sondern auch größere Iglus für alle Kälber anschaffen müssen, die länger als 14 Tage in Einzeliglus stehen.

Bei der Entscheidung für ein Fabrikat müssen Landwirte betriebsindividuell verschiedene Punkte bedenken. Auch die europäische Bürgerinitiative „End the Cage Age“ („Beendet das Käfigzeitalter“) sollte nicht außer Acht gelassen werden. Sie fordert die EU-Kommission unter anderem auf, bis 2027 Rechtsvorschriften bezüglich eines Verbots der Einzelhaltung von Kälbern durchzusetzen. Sollte sich die Initiative durchsetzen, wäre die Folge, dass Kälber mindestens paarweise gehalten werden müssen. „Bei der Investition in neue Iglus sollten Landwirte diese mögliche Entwicklung unbedingt bedenken“, so Hanna Hermbusch von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.

Kälber einzeln oder paarweise halten?

Die ersten Lebensstunden und -tage sind bedeutend für die Gesundheit und die Entwicklung des Kalbes. Von Geburt an müssen Landwirte daher für eine Umgebung mit möglichst geringem Keimdruck sorgen, um das passive Immunsystem der Kälber nicht zu überlasten und Krankheiten vorzubeugen.

Der Vorteil von Einzeliglus ist der geringe Kontakt zu anderen Kälbern, wobei Sicht- und Berührungskontakt möglich sein müssen. Bei dieser Art der Unterbringung können alle Betriebsgrößen das Rein-Raus-Verfahren umsetzen, sodass eine gründliche Reinigung und Desinfektion möglich ist. „Es müssen ausreichend Iglus vorhanden sein, um diese bestenfalls zwei Wochen vor der nächsten Belegung leer stehen zu lassen“, so Hanna Hermbusch. Außerdem sind die klimatischen Bedingungen für die Kälber durch das vorhandene Mikroklima optimal. Der Auslauf, den die meisten Iglus haben, bietet den Kälbern zusätzliche Bewegungsfreiheit.

Für die Aufstallung in Doppeliglus spricht, dass die Tiere ihr Sozialverhalten artgerechter ausleben können. Das hat die Wissenschaftlerin Jannifer Van Os in verschiedenen Studien nachgewiesen. Demnach fressen Kälber sowohl vor als auch nach dem Absetzen in Paarhaltung mehr, nehmen besser zu, sind fitter und beim Absetzen weniger gestresst. Zudem sei die Akzeptanz in der Öffentlichkeit besser.

Gesundheit berücksichtigt

Kälber haben kurz nach der Geburt noch kein eigenes Immunsystem und sind daher krankheitsanfälliger. Hermbusch empfiehlt daher Haltungssysteme, die sich später zusammenlegen oder verbinden lassen, um die Paarhaltung zu ermöglichen.

Laut Tierschutznutztierhaltungsverordnung muss die Mindestbodenfläche in der Kleingruppenhaltung für zwei bis drei Kälber im Alter von zwei bis acht Wochen 4,5 m² betragen. Daher ist laut der Beraterin die Haltung von mindestens drei Kälbern mit entsprechendem Tier-Fressplatzverhältnis sinnvoll, sodass jedem Kalb die gesetzlichen 1,5 m² zustehen.

Die Übersicht zeigt verschiedene Modelle von Kälberiglus am Markt. Dabei sind nur solche berücksichtigt, deren Größe auch eine Aufstallung von Kälbern über zwei Wochen erlaubt. Außerdem sind Iglus zur paarweisen Haltung bzw. mit der Möglichkeit eines Umbaus zum Gruppeniglu aufgeführt.