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topplus Komfort und gutes Futter

Milchkühe: Trockensteher sollten es gut haben

Komfort und Futteraufnahme in der Trockenstehzeit entscheiden über die Produktivität von Kühen in der folgenden Laktation, darum: Machen Sie es Ihren Kühen bequem!

Lesezeit: 6 Minuten

Die Ställe für trockenstehende Kühe sind häufig weniger ­komfortabel als die der Laktierenden. Dabei haben gerade sie ja ei­ne größere Körpermasse“, stellt Janette Boehnke von der Agrar-Beratung Südholstein fest.

So sieht es auch Tierärz­tin Nina D’Haese von der Rinder­praxis Brokstedt (Schleswig-Holstein): „Schlechter Kuhkomfort und Überbe­legung in der Trockenstehzeit gehören neben der Fütterung zu den Hauptursachen von Problemen bei den kalbenden Kühen.“

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Darum lohnt es sich, dafür zu sorgen, dass die Kühe in dieser Zeit ­bequem liegen und nicht um einen Fressplatz konkurrieren müssen. Wir haben Empfehlungen der Wissenschaft und der Beratung für die Haltung in der Trockenstehzeit zusammengestellt.

Hitzestress hat lange Folgen

Hitzestress in der Trockenstehzeit gilt es zu vermeiden. Denn das wirkt sich auf die Leistung und Gesundheit in der Folgelaktation aus. Eine Untersuchung der Universität Florida zeigte einen Milchleistungsverlust von bis zu 5 kg/Tag, wenn Kühe in der Trockenstehzeit unter Hitzestress litten. Dabei galt ein Temperatur-Luftfeuchtigkeits-Index (THI) von mind. 68 als Hitzestress.

„Von den Betrieben, die wir betreuen, haben viele keine Ventila­toren im Trockensteherbereich. Dabei sind die Auswirkungen auf die ungeborenen Kälber sowie weitere Generationen längst nachgewiesen“, sagt Beraterin Janette Boehnke. Damit bezieht sie sich darauf, dass Hitzestress in der Trockenstehzeit bereits Leistung und Gesundheit der ungeborenen Töchter und Enkeltöchter negativ beeinflusst.

In der Untersuchung gaben die Töchter der Kühe, die während dieser Zeit keine Kühlung erfuhren, in der ersten Laktation 2,2 kg weniger Milch/Tag und in den Folgelaktationen 2,3 bzw. 6,5 kg weniger als die Töchter von Kühen, die in der Trockenstehzeit gekühlt wurden. Bei diesen ­liefen Ventilatoren ab Tempe­raturen ­von 21 ºC sowie Wassersprenkler alle 6 Min. für 1,5 Min. Aus den Folgegenerationen der ungekühlten Gruppe verließen mehr Tiere vor der ersten Kalbung den Betrieb.

Um dem vorzubeugen, ist eine optimale Durchlüftung des Stalles nötig. „Die Wirkung von Ventilatoren sollten Landwirte in jedem Fall mit Vernebelung und Luftgeschwindigkeitsmessungen überprüfen“, sagt Nina D’Haese. Außerdem rät die Tierärztin dazu, häufiger Futter vorzulegen und ggf. einen Stabilisator wie Kaliumsorbat einzusetzen, um einer Nacherwärmung der Ration vorzubeugen.

Futter täglich vorlegen

Fressen Kühe in den letzten drei Wochen vor der Kalbung zu wenig, steigt damit die Wahrscheinlichkeit von Erkrankungen zum Laktationsstart deutlich. Das belegten Untersuchungen der Cornell Universität (USA) schon vor rund 30 Jahren. Um eine hohe Futteraufnahme zu erreichen, muss dieses laut Nina D’Haese min­destens einmal täglich frisch vorgelegt werden.

„Bei zweitägiger Futtervorlage ist die Futteraufnahme jeweils am zweiten Tag deutlich niedriger mit negativen Folgen für die Milchleistung in der Folgelaktation“, so ihre Begründung. Zudem sollten Sie das Futter regelmäßig anschieben, mindestens dreimal, besser aber sechsmal täglich.

Viel Wasser muss sein

Auch die Wasseraufnahme kann die Futteraufnahme begrenzen. Das zeigten unter anderem Wissenschaftler der ETH Zürich (Schweiz) im Jahr 2001. In der Untersuchung ging die Futteraufnahme bei einer um 25 % reduzierten Wasseraufnahme um rund 11 % zurück. Wenn die Was­seraufnahme um die Hälfte reduziert war, fraßen Kühe sogar 21 % ­weniger. Entsprechend sank auch das Gewicht der Tiere.

Trockenstehende Kühe haben einen Wasserbedarf von rund 40 bis 55 l pro Tag. Stehen sie unter Hitzestress, steigt ihre Wasseraufnahme auf das 1,2- bis 2-Fache. Damit die Kühe ausreichend Wasser in kurzer Zeit aufnehmen können, müssen Durchflussgeschwindigkeit und Oberfläche der Tränken ausreichend sein: Tierärztin Nina D’Haese rät zu ­einer offenen Tränkefläche von 10 cm pro Tier. Die Verteilung der Tränken im Stall sollte jeder Kuh eine einfache Wasseraufnahme ermöglichen.

Am Fressplatz breitmachen

In den letzten drei Wochen vor der Kalbung empfiehlt Ken Nordlung (Universität Wisconsin, USA) eine pro Kuh verfügbare Fressplatzbreite von 76 cm. Tierärztin Nina D’Haese rät ebenfalls zu einer großzügigen Fressplatzgestaltung: „Die Fressplätze sollten bei einem Kuh-Fressplatz-Verhältnis von 1 : 1 mindestens 80 cm breit sein. Wenn die Fressplatzanzahl in Richtung 1,2 pro Tier geht, sind auch 75 cm ausreichend.“

Nach ihren Erfahrungen genügen im Trockensteherbereich Nackenrohre als Begrenzung am Futtertisch. Deren Höhe sollte jedoch gut zur Größe der Herde passen, um Stress zu vermeiden. Um Tiere für eine Untersuchung oder Behandlung stressfrei fixieren zu können, sind zusätzlich einige Fressplätze mit Fressgitter sinnvoll. Gerade im Trockensteherbereich empfiehlt die Tierärztin Sicherheitsfressgitter, die sich auch nach unten öffnen lassen.

Tiefstreu als Optimum

Bei einer freien Liegefläche liegen die Empfehlungen verschiedener amerikanischer Wissenschaftler zum Platzbedarf bei 9,5 m² (Universität Minnesota) bis 14 m² (Universität Tennessee). Die Tierarztpraxis Brokstedt rät: „Ein Tiefstreu-Liegebereich sollte mindestens 11 bis 13 m² pro Kuh bereithalten, wenn auch die Abkalbung in der Gruppe stattfindet.“ Gehen die Kühe zum Abkalben in eine separate Box, sind 10 m² pro Kuh ausreichend.

Zudem sollten die Wege zu Wasser und Futter im Strohstall nicht zu weit sein und z. B. durch Gitter oder schmale Übergänge erschwert werden und der Stall sollte eine Tiefe von 10 m nicht überschreiten. Nach Aussage von Janette Boehnke ist die Haltung der Kühe in den letzten drei Wochen vor der Kalbung auf ­Tiefstreu ideal. Voraussetzung ist eine optimale Hygiene durch eine hohe Einstreufrequenz und regelmäßiges Entmisten. Alternativ sei der Zugang zu einer Joggingweide für Trockensteher sinnvoll, so die Beraterin.

Platz ist das A und O

Überbelegung trägt dazu bei, dass Kühe zu wenig Futter aufnehmen und hat negative Folgen für den Start in die Laktation. Ken Nordlund von der Universität Wisconsin (USA) rät deshalb zu einer Belegung des Trockensteherstalles von 80 % der Liegeboxen.

Kühe mit einer längeren Liege- und Wiederkäuzeit in der Woche vor der Kalbung hatten in den ersten zwei Wochen der Laktation eine höhere Futteraufnahme und Milchleistung. Problematisch ist, dass Kühe, die zum Beispiel durch Überbelegung am Liegen gehindert werden, zugunsten längerer Liegezeiten auch bewusst weniger fressen. Die Liegeboxen sollten also ermöglichen, dass die Tiere komfortabel und schnell ab­liegen und aufstehen können und es müssen ausreichend Liegeboxen vorhanden sein.

Die Boxenmaße sollten laut Be­raterin Janette Boehnke die Größe der Tiere in der Herde abbilden. Sie rät zu 10 cm breiteren Liegeboxen für die Trockensteher als für die laktierenden Kühe der Herde. Nina D’Haese empfiehlt pauschal eine Breite von mind. 130 cm.

Liegeboxen am Rand einer Reihe könnten 5 bis 10 cm breiter sein als die übrigen in der Reihe, denn diese seien meist nicht so beliebt. Die ame­rikanischen Wissenschaftler Nigel Cook und Ken Nordlund (Universität Wisconsin) raten sogar zu 137 cm Liegeboxenbreite für alle Boxen. Außerdem gehen sie von einer Liegeboxenlänge (hintere Kante bis Bugschwelle) von 177 bis 182 cm aus.

Um das Aufstehen zu erleichtern, müssen die Kühe auch für den Kopfschwung ausreichend Platz haben. ­Dafür sollte die Plattform nach Cook bei wandständigen Liegeboxen mind. 274 cm und bei Doppelreihen 518 cm lang sein.

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