Für den Kreisbauern- und Winzerverband Ahrweiler sind die Äußerungen des Landkreises Ahrweiler zum Rinderexport und das Verhalten der Kreisveterinärbehörde nicht nachvollziehbar. Der Verband lehne die negative Darstellung von Drittlandexporten ab.
Kreis Ahrweiler gegen Export in Risikoländer
Im Juni hatte das Oberverwaltungsgericht in Koblenz entschieden, dass der Kreis Ahrweiler Landwirte nicht daran hindern darf, trächtige Rinder zu exportieren.
Deshalb wandte sich der Landrat des Kreises Ahrweiler Dr. Jürgen Pföhler an die rheinland-pfälzische Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken, im Rahmen ihrer Zuständigkeiten alle Möglichkeiten auszuschöpfen. „Als Kreis sind uns nunmehr angesichts dieser Rechtsprechung die Hände gebunden“, so Pföhler. Höfken solle eine klare Erlasslage schaffen und die Abfertigung von Exporten lebender Rinder aus Rheinland-Pfalz in bestimmte Länder untersagen. Andere Bundesländer wie Bayern und Hessen hätten sich bereits deutlich positioniert und stärkten den Veterinären den Rücken. Nur durch den konsequenten Ausschluss aller Exporte lebender Tiere in „Hochrisikoländer“ könne dem im Grundgesetz verankerten Staatsziel Tierschutz Rechnung getragen werden.
Von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner fordert der Kreis Ahrweiler die Garantie der Einhaltung des Tierschutzes und deren Überprüfbarkeit in den Exportabkommen des Ministeriums zu verankern. Auch die Anpassungen von Verordnungen auf Bundes- und EU-Ebene sei nötig. „Der Schutz unserer Tiere darf nicht an den Außengrenzen der EU enden“, so Pföhler. An den Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, appelliert Pföhler: „Wirtschaftliche Interessen rechtfertigen keine Tierquälerei.“ Der Verband solle seine Mitglieder deshalb über die Transport- und Schlachtbedingungen in Drittländern aufklären und dafür werben, Zuchtrinder nicht für Exporte in bestimmte Länder zur Verfügung zu stellen.
Kreisbauern- und Winzerverband gegen Pauschalkritik
Der Kreisbauern- und Winzerverband Ahrweiler sieht hinter den Aussagen der Behörde indirekt den Vorwurf an die landwirtschaftlichen Betriebe, ein eingeschränktes Wohl ihrer Tiere in Kauf zu nehmen. Doch Tierwohl und wirtschaftliche Interessen würden einander nicht ausschließen. Die Ahrweiler Rinderhalter arbeiteten bei der Abwicklung des Exports seit Jahren jedoch ausschließlich mit einer anerkannten deutschen Rinderzuchtorganisation zusammen.
Der grenzüberschreitende Handel mit Rindern unterliege sowohl innerhalb der Europäischen Union als auch mit Drittländern strengen tierschutzrechtlichen Vorgaben. Deutschen Transporten werde ein reibungsloser Ablauf von Tiertransporten bis zum Bestimmungsort im Nicht-EU-Staat attestiert.
Export wegen Futtermangel
Außerdem existierten deutliche Unterschiede hinsichtlich der Exportzwecke. Rinderhalter aus dem Kreis Ahrweiler exportieren ausschließlich Zuchttiere, die nach ihrer Verbringung im jeweiligen Bestimmungsland zur Erzeugung von Nachkommen und der Milchproduktion vorgesehen seien.
Der hohe Zuchtwert der Tiere mache sich auch in deren Preis bemerkbar, der deutlich über dem eines Schlachttieres liege. Aktuell müssten die Ahrweiler Rinderhalter aufgrund der fehlenden Niederschläge in der Region um die Futterversorgung ihrer Tiere für die kommenden Monate bangen. Etliche Betriebe würden bereits Tierbestände aufgrund des bevorstehenden Futtermangels abstocken. Hier helfe der Export von Zuchttieren, die finanzielle Situation der Betriebe zu sichern und eine zeitnahe Schlachtung wertvoller Tiere zu sehr geringen Erlösen zu vermeiden.
Verband fordert Dialog
Umso unverständlicher sei es für die Tierhalter, dass die zuständige Kreisveterinärbehörde mittlerweile auch den Rinderexport innerhalb der Europäischen Union be- bzw. verhindere. Zuletzt sei das bei Transporten nach Polen durch eine verzögerte Ausstellung der für den Transport benötigten Begleitdokumente passiert. Mit dieser Haltung nehme der Landkreis Ahrweiler eine Einzelposition aller innerhalb von Deutschland zuständigen Veterinärbehörden ein, die zu Lasten der Landwirte gehe. Der Bauern- und Winzerverband Ahrweiler fordere die Verantwortlich deshalb auf, die aus tierseuchenrechtlichen Bestimmungen für den Export dringend benötigten Vorlaufatteste reibungslos auszustellen.
Auch die politischen Entscheidungsträger sollten die Zusammenhänge künftig differenzierter betrachten und sich mit dem landwirtschaftlichen Berufsstand über die tierschutzrechtlichen Belange austauschen.