Kontrovers diskutiert
Tierärzte kritisieren Ziele der Milchviehzucht
Der Präsident der Landestierärztekammer Mecklenburg-Vorpommern kritisiert die Zucht bei Holsteinkühen auf Milchleistung. Nach fünf Jahren seien die Tiere in einem ausgelaugten, kranken Zustand
Anlässlich des Weltmilchtages am 1. Juni sind wieder Diskussionen um die Zuchtziele von Milchkühen aufgekommen. "Die Frage, ob Nutztiere so gezüchtet wurden, dass sie eine Qualzucht darstellen, die ist in höchstem Maße berechtigt", sagt etwa der Präsident der Landestierärztekammer Mecklenburg-Vorpommern, Holger Vogel laut NDR.
So meinen einige Tierärzte, die hohe Milchleistung gehe auf Kosten der Tiergesundheit. Sie fordern ein Umdenken. Das sieht laut NDR auch Vogel so. Kühe würden absolut an ihre Leistungsgrenze gebracht und das mache sie krank. Etwa jede zweite Kuh erkranke an Euterentzündungen, an Stoffwechsel- und Fruchtbarkeitsstörungen und habe Probleme mit den Klauen, schilderte er und beruft sich auf wissenschaftliche Untersuchungen.
Im Alter von fünf Jahren und drei Abkalbungen kämen die Kühe zum Schlachter. "Wenn man sich die Kreatur, das Mitgeschöpf mal anschaut, wie sie dann oft aussehen, wenn die Nutzungszeit zu Ende ist, wie sie auf den Schlachthöfen ankommen, ja, geradezu entsorgt werden, das muss doch betroffen machen", so Vogel weiter.
Sabine Krüger, Geschäftsführerin des Rinderzuchtverbandes MV, hält im NDR dagegen, dass der Landwirt mit der Milchviehhaltung Geld verdienen müsse. Deshalb sei eine hohe Milchleistung wichtig - bei guter Gesundheit. Neben der Zucht sei dafür vor allem das Management im Stall wichtig - mit gutem Klima, Futter und bequemen Ruheplätzen. "Dennoch denke ich, dass gerade die Holsteinkühe sehr robuste Kühe sind, die in der Lage sind diese sehr hohen Leistungen wegzustecken, die in perfekter Umgebung auch lange gesund bleiben. Also ich sehe das nicht als eine überzüchtete Rasse an", so Krüger.
Den Landwirten will der Präsident der Landestierärztekammer, Vogel, nach eigener Aussage auch keinen Vorwurf machen. Das Leid der Milchkuh sei ein gesamtgesellschaftliches Problem. "Dazu würde auch gehören, dass man eben nicht die billigste Milch kauft. Und da fängt aus meiner Sicht der Tierschutz bei jedem Einzelnen an. Denn wie soll so eine Kuh leben, wenn die Milch verramscht wird."
Gemeinsam mit Kollegen der Bundestierärztekammer möchte Holger Vogel die Situation verbessern. Das Tierschutzgesetz verbietet es, einem Tier Leistungen abzuverlangen, die seine Kräfte übersteigen. Und das sei bei der Holstein-Kuh der Fall.
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Gastkommentar von Prof. Wilfried Brade, Norddeutsches Tierzucht-Beratungsbüro
Endlich wird den Züchtern seitens der Tierärzte einmal korrekt auf die Finger geschaut!

Prof. Wilfried Brade (Bildquelle: AVA)
Die genetisch-züchterischen Aktivitäten sind aktuell für über 85 % des beobachteten Leistungsfortschritts in der Milchleistung in Mecklenburg-Vorpommern (oder anderenorts) verantwortlich. Der Grund für die kontinuierliche Leistungssteigerung ist in der nun über 30 Jahre andauernde, konsequenten Selektion der Deutschen Holsteins (DH) auf weitere Zunahme der Milchleistung und damit schnelle Leistungssteigerung in der Frühlaktation zu sehen.
Das genetisch-bedingte Leistungspotenzials konnte nachweislich um +2.000 kg ECM (= energiekorrigierte Milch) in der zweiten Laktation bei Holsteinkühen (Farbrichtung: Schwarzbunt) in den letzten 25 Jahren angehoben werden.
Eine gezielte Zuchtauslese beeinflusst aber nicht nur das unter Selektion stehende Merkmal (z.B. das Zielmerkmal: Milchleistung) sondern auch alle weiteren Merkmale, die mit der betreffenden Zielgröße genügend eng genetisch assoziiert sind.
Das bedeutet, dass auch die zugehörige Stoffwechselaktivität der Milchkühe indirekt beeinflusst wurde.
Bekanntermaßen steigt die Milchleistung und die Futteraufnahme nach der Abkalbung unterschiedlich schnell an. Eine negative Energiebilanz (NEB) in der Frühlaktation ist die Folge. Die negative Energiebilanz kann nur durch Mobilisierung von Körperreserven ausgeglichen werden. Das systematische ‚Abfleischen‘ der Kühe in der Frühlaktation ist dafür ein gut bekanntes Zeichen.
Eine übermäßige Körperfettmobilisation spiegelt sich in stark erhöhten Konzentrationen an nicht-veresterten Fettsäuren (non-esterified fatty acids, NEFA) im Blut wider, welche ihrerseits zu einer erhöhten Ketonkörperproduktion und Fettakkumulation in der Leber führen können. Eine schwerwiegende Fettanreicherung, die sogenannte Fettleber, kann störend auf Stoffwechselfunktionen der Leber wirken.
Da eine Stoffwechselerkrankung (z.B. Ketose) gleichzeitig das Risiko einer Infektionserkrankung erhöht, können weitere entzündlichen Erkrankungen wie eine Mastitis bzw. Lahmheit eine zusätzliche (indirekte) Folge einer NEB sein.
Das Ausmaß der Körperfettmobilisation hat folglich einen entscheidenden Einfluss auf die Stoffwechselbelastung und das Wohlbefinden der Milchkühe in der Frühlaktation.
Die Energiebilanz in der Frühlaktation hat sich in den letzten 25 Jahren deutlich weiter verschlechtert. Zwischenzeitlich beträgt die NEB im Mittel über 1800 MJ NEL in den ersten 90 Laktationstagen. Moderne Holsteinkühe müssen - bedingt durch die enorme Leistungsverbesserung - heute ca. 75 kg Körpermasse nach der Abkalbung verstoffwechseln.
Aber im Zuchtziel findet man dazu überhaupt keine Aussage dazu! Schade!
Und: Die deutschen Holstein-Zuchtorganisationen veröffentlichen seit April 2019 direkte Zuchtwerte für Gesundheitsmerkmale. Die zugehörigen Zusammenhänge zwischen Gesundheit und Milchleistung (RZM) sind eindeutig negativ gerichtet; trotz völlig anderer Aussagen sogar von Tierzucht-Professoren und Verantwortlichen im vit Verden. Zusötzlich sind die Beziehungen zu den beiden Exterieurmerkmalen ‚Größe‘ und ‚Milchcharakter‘ negativ.
Aber – trotz Vorliegen von Gesundheitszuchtwerten – gehen diese nicht in den offiziellen Gesamtzuchtwert (= RZG). Man verweißt auf die Zukunft…..und züchtet weiterhin auf Größe und Milchcharakter…..
Aussagen aus den großen Tierzucht-Forschungseinrichtungen, speziuell in Mecklenburg-Vorpommern in Dummerstorf, fehlen wieder einmal. Man beschäftigt sich dort mit ‚wichtigeren Dingen‘ wie Fliegenzucht und Mäusen.
Übergroße Tiere haben eine unterdurchschnittliche Langlebigkeit!
Offensichtlich kommen vor allem die übergroßen Kühe mit den vorhandenen Haltungs- und Fütterungsbedingungen weniger gut zurecht. Erfahrungsgemäß liegen sie bei zu kleinen Liegeboxen oft nicht vollständig im Boxenbereich oder bevorzugen die Treibgänge bzw. Spaltenböden beim Liegen. Das Tierwohl ist damit deutlich eingeschränkt.
Mit anderen Worten: Die Holsteinzüchter sollten umdenken: Weg von „falschen Schönheitsidealen“ in Form von sehr edlen, sehr großen Kühen mit einem extrem scharfen Widerrist etc., sondern betonte Hinwendung zur Funktionalität/Stabilität der Kühe.
Die Zuchtverantwortlichen im DHV-Bereich verweisen an dieser Stelle immer gern auf die Integration der ‚Nutzungsdauer‘ im Zuchtziel. In der Tat kann im Merkmalskomplex ‚Nutzungsdauer (RZN)‘ ein leichter kontinuierlich positiver Trend in den jüngeren Holstein-Kuhjahrgängen beobachtet werden Er bleibt allerdings weit unter den Erwartungen.
Die Nutzung jahrelang unzureichender Zuchtwertschätzmodelle im vit Verden führte leider in der Vergangenheit nachweislich zu einer regelmäßigen Überschätzung vor allem der Jungbullen im RZN; vergleichsweise gegenüber den töchtergeprüften Altbullen (Brade, 2016, Brade, 2017, Rensing, 2018). Im Ergebnis zeigt sich nun auch nur ein sehr begrenzter Zuchtfortschritt im Merkmalskomplex ‚Nutzungsdauer (RZN)‘.
Die notwendige Einführung eines neuen RZN-Schätzmodells in 2018 durch das vit Verden läßt erst in Zukunft positive Auswirkungen haben, denn die Nachkommen dieser neubewerteten Bullen sind noch in der Aufzucht.
Schließlich ist noch ein Problem in der Milcherzeugung, speziell in MV, zu nennen: der sehr hohe somatische Milchzellgehalt älterer Kühe in MV.
Liegt der geometrische Mittelwert (über drei Monate) für den Zellgehalt ≥400.000 Zellen/ml in der Gesamt-Ablieferungsmilch, so droht bekanntermaßen ein Geldabzug. Der mittlere Milchzellgehalt der älteren Kühe ist beispielsweise in MV so hoch, dass ihre Milch nur noch durch einen ‚Verdünnungseffekt‘ mit der Milch jüngerer Kühe regelmäßig vermarktet werden kann.
Eine konsequente Berücksichtigung dieses Sachverhaltes erfordert, zukünftig eine noch stärkere Hinwendung der Holstein-Züchtung auf Stoffwechselstabilität, Euter- und Klauengesundheit, vor allem in den östlichen Bundesländern, sicherzustellen.
Die Bedingungen der Milcherzeugung in den verschiedenen Ländern/Regionen sind eben nicht gleich sondern unterschiedlich!
Berücksichtigt man diese vielfältigen Sachverhalte, so ist eine zukünftig stärkere Hinwendung der Holstein-Züchtung auf Stoffwechselstabilität, Euter- und Klauengesundheit
Runder mit dem hohen (bisherigen) Gewichtunganteil für die Milchleistung von 45% auf unter 30% unter intensiven Milcherzeugungen mit Lohnarbeitskräften wie beispielsweise in MV zugunsten von Nutzungsdauer und Tiergesundheit endlich angezeigt!
Fazit:
- Die Definition eines einheitlichen Zuchtzieles mit dem besonderen Schwerpunkt auf weitere Verbesserung der Milchmengenleistung bei Deutsche Holsteins, die nachweislich unter sehr verschiedenen Produktionsumwelten gehalten werden, ist nicht mehr zeitgemäß; die großen Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern oder in den anderen östlichen Bundesländern benötigen andere Genotypen als die kleinen Familienbetriebe mit Weidegang in Ostfriesland;
- Eine konsequente Berücksichtigung eines zunehmenden Energiedefizits in der Frühlaktation ist bereits bei der Zuchtzielformulierung dringend erforderlich;
- Die künftig stärkere Berücksichtigung der Körperkondition-Zuchtwerte (BCS-ZW) im Rahmen der Bullenauswahl bietet hier sofort deshalb an, da zugehörige Zuchtwerte bereits routinemäßig vorliegen. Leider gehen diese Informationen jedoch (noch) nicht in die aktuelle Gesamtbewertung (RZG) der Vatertiere ein.
Hinweis: Gastkommentare geben nicht in allen Bereichen die Meinung der Redaktion wieder. Wir veröffentlichen sie dann, wenn wir sie für einen interessanten Diskussionsbeitrag zur Weiterentwicklung der Landwirtschaft halten. Wie stehen Sie dazu? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar unten.
von Christian Bothe
Antwort von Prof.Brade zu SMR
Danke für diese klare Aussage zum SMR unter den heutigen Bedingungen, Prof.Brade.
Das meinen unsere Leser
von Jan Hendrik Schneider
Leider nicht differenziert...
...sondern nur das übliche Geklage der Tierärzteverbände. Dabei kann man dieses Problem auch umfassend angehen und sogar Lösungen aufzeigen, wie es die Deutsche Gesellschaft für Züchtungskunde (DGfZ) in ihrer jüngsten Stellungnahme gemacht hat. ... mehr anzeigen https://www.dgfz-bonn.de/services/files/stellungnahmen/Strategiepapier_Zukunft%20gesunde%20Milchkuh_FINAL%202020.pdf Einfach auf "weniger Leistung" züchten heißt nicht zwangsläufig, dass die Kühe gesünder werden. Hier braucht man mehr Informationen. Seit letztem Jahr gibt es neue Zuchtwerte für Gesundheit, was hier leider mitteilen keinem Wort erwähnt wird. Auch auf den Betrieben gibt es Möglichkeiten. Ein angepasstes Anpaarungsmanagement oder eine stark verlängerte Laktationsdauer sind nur zwei Möglichkeiten. Hierzu gibt es viele interessante Untersuchungen. Ich empfehle der topagrar Redaktion, das o.g. genannte DGfZ-Papier näher darzustellen. Das gibt sicher einen besseren und differenzierteren Überblick über die Thematik als die Statements von Vogel und Brade. weniger anzeigen
Das meinen unsere Leser
von Christian Bothe
Milchkühe
Verstehe zwar nicht, was Sie an dem Gastkommentar von Brade auszusetzen haben? Das DGFZ Papier unter Mitarbeit von LFA Dummerstorf sagt im Kern nicht viel anderes und meine Frage ist noch nicht beantwortet...
Das meinen unsere Leser
von Wilfried Brade
Ich möchte keine Antwort schuldig bleiben
Sehr geehrter Herr Christian Bothe, Sie fragten nach dem SMR: Meine Antwort: Das frühere SMR-Rind der DDR würde sich unter den aktuellen (heutigen) Fütterungs- und Haltungsbedingungen sowie Produktionsanforderungen als ungeeignet erweisen. Die SMR-Tiere würden sehr früh schnell ... mehr anzeigen ‚verfetten‘ und in der Milchleistung unbefriedigend bleiben. Auch ist zu beachten, dass die erste SMR-Generation, bedingt durch Heterosiseffekte, besser war, als spätere Generationen. Das Verpaaren von Kreuzungstieren führt regelmäßig zu sogenannten Rekombinationseffekten, die immer auftreten, wenn Kreuzungstiere untereinander verpaart werden. Das war beim SMR der Fall! Außerdem sind Jerseykühe bzw. Jerseykreuzungen bezüglich der Eutergesundheit generell sehr empfindlich. Sehr geehrter Herr Dr. Jan Hendrik Schneider! Als Mitarbeiter des Tierzuchtreferates im Bundeslandwirtschaftsministerium hätte ich von Ihnen einen größeren Respekt von der Arbeit unserer Berufskollegen, den Tierärzten, erwartet. Sie erwähnen auch das DGfZ-Papier, an dem Sie als Autor mitwirkten. Das DGfZ-Papier enthält zweifellos viel Gutes. Aber: mit keinem Wort wird auf die nachweislich zunehmende negative Energiebilanz (= NEB) hochleistender Tiere nach der Abkalbung eingegangen. Der zugehörige genetisch bedingte Trend ist stark negativ, d.h. die Milchkuh produziert für uns Verbraucher aus ihren eigenen Körperreserven immer mehr Milch. Die von mir genannten zugehörigen Eckzahlen sind untere Grenzwerte. Ein zusätzliches praktisches Beispiel aus der gegebenen Realität: Der Bulle Cicero 264520 wird aktuell von der Osnabrücker Herdbuchgesellschaft (OHG) auf der zugehörigen Homepage umfassend beworben. Seine Zuchtwerte für Milch: +2630 kg Milch; -0,33% Fett; -0,19% Eiw. Er weist gleichzeitig (wie auch zu erwarten) einen hoch negativen Konditionszuchtwert (BCS-Zuchtwert) von 74 (= über 2 Standardabweichungen unter dem Mittel) aus, ist negativ in der Eutergesundheit seiner Töchter und vererbt stark ansteigende Becken mit schwachem Euterzentralband. Mit anderen Worten: die Töchter zeigen eindeutig: sie melken über ihre eigene Körpersubstanz. Ich kann mir die Bewerbung eines solchen Bullen nur dadurch erklären, dass wirtschaftliche Probleme der zugehörigen Zuchtorganisation (ZO) dazu führen, solch einen Extremvererber auf der zugehörigen Homepage vordergründig zu nennen. Denn: der breite Einsatz eines solchen ‚Wassermilch-Bullen‘ ist aus Sicht des Tierschutzes und im Interesse der Milchkuhhalter nicht nur zu hinterfragen sondern sogar zwingend abzulehnen. Die wirtschaftlichen Zwänge, die aktuell der praktische Milchkuhhalter als auch der vor Ort wirkende Tierarzt ausgesetzt sind, werden seitens der Politik und damit in den zuständigen Ministerien, immer noch zu oft verschwiegen. Sie verstärken den Ausstieg aus der Milcherzeugung in den Ackerbau-fähigen Regionen und führen zur weiteren Verunsicherung beim Verbraucher. Das Image der deutschen Milcherzeugung oder Fleischerzeugung ist längst gefährdet! Ist dies das Ziel Ihrer Arbeit ? Dr. Wilfried Brade, Norddeutsches-Tierzucht-Beratungsbüro weniger anzeigen
Das meinen unsere Leser
von Christian Bothe
Prof.Brade 2.
Liebe Top Agrar, mich würde es tatsächlich mal interessieren was Prof. Brade von so einer von mir doch rückwärts gewandten Zuchtidee hält? Dummerstorf könnte sich ja auch dazu positionieren als frühere AkademieInstitution...
Das meinen unsere Leser
von Wilfried Brade
Ich möchte keine Antwort schuldig bleiben
Sehr geehrter Herr Christian Bothe, Sie fragten nach dem SMR: Meine Antwort: Das frühere SMR-Rind der DDR würde sich unter den aktuellen (heutigen) Fütterungs- und Haltungsbedingungen sowie Produktionsanforderungen als ungeeignet erweisen. Die SMR-Tiere würden sehr früh schnell ... mehr anzeigen ‚verfetten‘ und in der Milchleistung unbefriedigend bleiben. Auch ist zu beachten, dass die erste SMR-Generation, bedingt durch Heterosiseffekte, besser war, als spätere Generationen. Das Verpaaren von Kreuzungstieren führt regelmäßig zu sogenannten Rekombinationseffekten, die immer auftreten, wenn Kreuzungstiere untereinander verpaart werden. Das war beim SMR der Fall! Außerdem sind Jerseykühe bzw. Jerseykreuzungen bezüglich der Eutergesundheit generell sehr empfindlich. Sehr geehrter Herr Dr. Jan Hendrik Schneider! Als Mitarbeiter des Tierzuchtreferates im Bundeslandwirtschaftsministerium hätte ich von Ihnen einen größeren Respekt von der Arbeit unserer Berufskollegen, den Tierärzten, erwartet. Sie erwähnen auch das DGfZ-Papier, an dem Sie als Autor mitwirkten. Das DGfZ-Papier enthält zweifellos viel Gutes. Aber: mit keinem Wort wird auf die nachweislich zunehmende negative Energiebilanz (= NEB) hochleistender Tiere nach der Abkalbung eingegangen. Der zugehörige genetisch bedingte Trend ist stark negativ, d.h. die Milchkuh produziert für uns Verbraucher aus ihren eigenen Körperreserven immer mehr Milch. Die von mir genannten zugehörigen Eckzahlen sind untere Grenzwerte. Ein zusätzliches praktisches Beispiel aus der gegebenen Realität: Der Bulle Cicero 264520 wird aktuell von der Osnabrücker Herdbuchgesellschaft (OHG) auf der zugehörigen Homepage umfassend beworben. Seine Zuchtwerte für Milch: +2630 kg Milch; -0,33% Fett; -0,19% Eiw. Er weist gleichzeitig (wie auch zu erwarten) einen hoch negativen Konditionszuchtwert (BCS-Zuchtwert) von 74 (= über 2 Standardabweichungen unter dem Mittel) aus, ist negativ in der Eutergesundheit seiner Töchter und vererbt stark ansteigende Becken mit schwachem Euterzentralband. Mit anderen Worten: die Töchter zeigen eindeutig: sie melken über ihre eigene Körpersubstanz. Ich kann mir die Bewerbung eines solchen Bullen nur dadurch erklären, dass wirtschaftliche Probleme der zugehörigen Zuchtorganisation (ZO) dazu führen, solch einen Extremvererber auf der zugehörigen Homepage vordergründig zu nennen. Denn: der breite Einsatz eines solchen ‚Wassermilch-Bullen‘ ist aus Sicht des Tierschutzes und im Interesse der Milchkuhhalter nicht nur zu hinterfragen sondern sogar zwingend abzulehnen. Die wirtschaftlichen Zwänge, die aktuell der praktische Milchkuhhalter als auch der vor Ort wirkende Tierarzt ausgesetzt sind, werden seitens der Politik und damit in den zuständigen Ministerien, immer noch zu oft verschwiegen. Sie verstärken den Ausstieg aus der Milcherzeugung in den Ackerbau-fähigen Regionen und führen zur weiteren Verunsicherung beim Verbraucher. Das Image der deutschen Milcherzeugung oder Fleischerzeugung ist längst gefährdet! Ist dies das Ziel Ihrer Arbeit in Bonn, Herr Dr. Schneider? Dr. Wilfried Brade, Norddeutsches-Tierzucht-Beratungsbüro weniger anzeigen
Das meinen unsere Leser
von Christian Bothe
Prof.Brade
Eine sehr interessante züchterische Analyse von Prof. Brade zum aktuellen Stand.Vielleicht sollte man es wieder mit Prof.Schönmuth‘s SMR-Zucht versuchen.Da kann man viele Faktoren sowohl positive als auch negative Parameter korrigieren, wenn man es möchte.
Das meinen unsere Leser
von Mirjam Lechner
SMR-Zucht - Gesundheitsvorteile?
Ich hatte zu Inbetriebnahmezeiten in Neustrelitz am Schlachthof gearbeitet und hierbei einen besonderen Focus auf Tierschutz und abgemagerte P1 Kühe gelernt. Welchen Vorteil sollen denn die SMR-Kühe konkret haben bei der Fragestellung "wie gesund/krank" (EU VO 2017/625 - gesundes ... mehr anzeigen Fleisch nur aus gesunden Tieren) von der Gesellschaft erwartet wird? In welchem Gesundheitszustand sollen & dürfen sich Kühe befinden die Milch geben oder geschlachtet werden? Derzeit gehen immer noch 20 - 25 % der HF-Kühe als P1 (plus x Symptome) an den Haken. Ist das der Elefant im Raum? https://elib.tiho-hannover.de/dissertations/lindnerj_ws17 weniger anzeigen
Das meinen unsere Leser
von Hermann Helmers
Gier nach Höchstleistung
Nach meinen Erfahrungen sind Höchstleistungen Blödsin. Jedliche Ertrags oder Leistungssteigerung hat den Bauern nur sehr wenig gebracht (jedes Jahr geben 3% der Betriebe auf). Die letzten 10 % Leistung verursachen 25% der Kosten und 50% vom Stress. Das sieht anders aus wenn wir gute ... mehr anzeigen Preise für unsere Produkte bekommen aber das ist ja momentan nicht so. Eine gesunde gute Kuh mit durchschnittlicher Leistung ist oft wirtschaftlicher. weniger anzeigen
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von Nikos Förster
Zustimmung
Die Gier nach immer höheren Leistungen zu Lasten der Tiere ist auch sicher keine Werbung für das Produkt Milch und könnte zu weiteren negativen Imageeffekten führen. Milchersatzprodukte auf Hafer- und Sojabasis sind im kommen. Und wie Sie schon richtig schreiben: gebracht hat es den ... mehr anzeigen Landwirten in den vergangenen Jahren wenig bis nichts. weniger anzeigen
Das meinen unsere Leser
von Mirjam Lechner
Folgeschäden der Hochleistungsjagd
Die Nebenwirkungen der Hochleistungsjagd, "Milchschärfetypen" und NEB sind auch auf anderen Ebenen spürbar. Die Lahmheiten. Und auch: Die Kälberpreise für Fleckvieh haben wieder 6 Euro deutlich überschritten - je Kilogramm. Die Kluft zwischen HF und FV ist damit auch groß wie nie, ... mehr anzeigen aber welcher Bullenmäster will Kälber aus Kühen wo man stolz drauf ist die herausstehenden Rippen mit Kreide für Zuchtschauen noch zu betonen? weniger anzeigen
Das meinen unsere Leser
von Hans Nagl
Ja .
Ja leider ist das so . Die Frage ist doch auch wann ist Ende der Fahnenstange. Wenn es sich nicht mehr lohnt ? Wenn sich unsere Kunden von unseren Produkten abwenden und Hafermilch trinken ? Oder wenn der Gesetzgeber einschreitet ? Oder wenn die Bauern ( Zuchtverbände ) die Notbremse ziehen?
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