Den "sanften" Ausstieg aus der Milchquote sieht der Kommissionsbeamte Martin van Driel voll im Plan. Die Quotenentwertung sei in den meisten EU-Ländern weit vorangeschritten und die Produktion habe sich mittlerweile weitgehend von den Quotenvorgaben entkoppelt, was positiv zu werten sei. Trotz der jüngsten Quotenerhöhungen sei die Erzeugung in der EU nicht gestiegen, sagte er vergangene Woche in Berlin.
Auch nach dem beispiellosen Absturz der Milchpreise sieht van Driel den Milchmarkt weiterhin vor einer weichen Landung. "Was wir am Milchmarkt mit der Quotenabschaffung machen, ist Deregulierung, nicht Liberalisierung", betonte van Driel. Allen Akteuren am Milchmarkt sei klar gewesen, dass man nicht so habe weiter machen können wie bisher. Jede Landung bringe Turbulenzen mit sich - am Milchmarkt äußerten sich diese in volatilen Preisen. Als über die Intervention vor 2003 noch Milchpreise um 28 Cent/kg abgesichert gewesen seien, hätten Marktsignale die Bauernhöfe gar nicht erreicht. Die zunehmende Preisvolatilität sei ebenso ein Zeichen für mehr Marktorientierung wie die Tatsache, dass die Preise in der EU und am Weltmarkt enger zusammengerückt seien. Die schrittweise Anhebung der Milchquoten, so van Driel, habe bisher EU-weit nicht zu einer Überlieferung der Quoten und damit zu Marktüberschüssen geführt. Vielmehr hätten die europäischen Milchbauern 2009 rund 5 Mio. t weniger Milch geliefert, als sie von ihrer Milchquote her liefern dürften. Für das laufende Jahr sei auf Gemeinschaftsebene sogar mit einer Unterlieferung von 10 Mio. t zu rechnen. Deutschland werde mit den Niederlanden und Dänemark eines von drei Ländern sein, die ihre Quote 2010 überlieferten. "Das zeigt, dass Deutschland in der Milchproduktion wettbewerbsfähig ist", stellte van Driel fest.
Er widersprach Behauptungen, dass sich der Strukturwandel durch den beginnenden Ausstieg aus der Marktordnung beschleunigt habe. Die Zahl der Betriebsaufgaben bewege sich im gleichen Rahmen wie früher, hier sei keine Veränderung festzustellen. "Es ist unwahr, dass Familienbetriebe unter der Liberalisierung des Milchmarktes stärker leiden", stellte der Kommissionsbeamte klar. Insbesondere die deutschen Betriebe hätten Standortvorteile. Selbst während der Milchkrise 2008 sei die deutsche Produktion gewachsen, während Länder mit größeren Betriebseinheiten die Produktion gedrosselt hätten.
Auch die Politiker legten auf dem Milchforum ihre Richtung fest: Schweinehalter zum Vorbild nehmen (22.3.2010) Van Driel: Brüssel erwartet Unterlieferung in 2010 (19.3.2010)