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Was beschäftigt die Grünland-Landwirte?

Gänse, Mäuse, Wolf und der Wunsch nach flexibleren Programmen bestimmen die Milcherzeugung auf reinen Grünlandstandorten. Das zeigte eine Veranstaltung des Grünlandzentrums Niedersachsen/Bremen.

Lesezeit: 5 Minuten

Die Landwirtschaft steht aktuell vor zahlreichen Herausforderungen, erläuterte Dr. Arno Krause, Geschäftsführer des Grünlandzentrums Niedersachsen/Bremen auf dem Milchviehbetrieb von Klaus Borde in Jemgum im Landkreis Leer (Niedersachsen): Sie ist stark vom Klimawandel betroffen und muss zugleich zu seinem Aufhalten beitragen. Zudem würden hohe Anforderungen an die Landwirtschaft in Bezug auf den Erhalt der Biodiversität gestellt. Und auch die Schließung von Nährstoffkreisläufen gehöre zu den Herausforderungen.

Zugleich stünden die Landwirte im Konflikt zwischen Nahrungsmittelproduktion, Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit und wachsenden gesellschaftlichen Anforderungen, so Dr. Krause. Aufgabe des Grünlandzentrums sei es daher, die Funktionen des Grünlandes einzuordnen und zu fördern, um sein Potenzial besser nutzbar zu machen. Denn Grünland könne maßgeblich zum Klima-, Wasser- und Erosionsschutz beitragen, die Biodiversität und Bodenfruchtbarkeit verbessern und sei zugleich Wirtschafts- und Ernährungsgrundlage.

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Trotzdem treiben die Landwirte in intensiven Grünlandregionen einige Sorgen um. Diese beschrieben die Anwesenden so:

  • Landwirtschaft, auch auf dem Grünland, ist kein Selbstzweck: Für Gitta Connemann, stellv. Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion u.a. für den Bereich Landwirtschaft, muss Landwirtschaft in erster Linie der Ernährungssicherung dienen. Wie schnell sich das wenden kann, zeige aktuell das Thema Schweinefleisch: Zuletzt lag der Selbstversorgungsgrad noch bei 107 %, doch die Einschränkungen für deutsche Sauen- und Mastschweinhalter können das Blatt schnell wenden. Aus ihrer Sicht greift daher auch die Insektenschutzstrategie der Bundesumweltministerin Svenja Schulze zu kurz. Der Entwurf sieht beispielsweise ein Unter-Schutz-Stellen von artenreichen Grünlandflächen vor. „Das darf es nicht geben. Damit wird das Grünland denjenigen entzogen, die durch die Nutzung erst für den Artenreichtum gesorgt haben“, so Connemann. Dr. Arno Krause bestätigt das. Das zeigt auch die Erfahrung von Landwirt Klaus Borde, der sich seit zehn Jahren für den Schutz von Bodenbrütern engagiert: „Wir beobachten deutlich mehr Bodenbrüter auf bewirtschafteten Grünlandflächen. Das heißt sie finden dort auch mehr Insekten, denn Vögel und Insekten bedingen sich immer gegenseitig.“
Zumindest ein geringer Pflegeaufwand ist nötig, damit Grünland auch weiter artenreich bleibt." Dr. Arno Krause, Grünlandzentrum
  • Wunsch nach Flexibilisierung: Landwirte sollten die Nutzung ihrer Flächen flexibler gestalten können, fordert Klaus Borde: „Wir brauchen flexiblere Programme für Agrarumweltmaßnahmen. Diese sind häufig auf fünf Jahre festgeschrieben.“ Diese Festschreibung sei oftmals unglücklich. Wenn er z.B. feststelle, dass Wiesenbrüter sich lieber auf der Nachbarfläche als auf der aktuell im Programm befindlichen aufhalten, müsse ein einfacherer Tausch möglich sein.
  • "Angst vor dem Erfolg": „Freiwilliges Engagement wird viel zu oft durch verstärkte Sanktionen für diese Flächen bestraft“, sagt Milcherzeuger Klaus Borde. Er gibt ein Beispiel: Wenn Landwirte besonders viel für die Biodiversität tun und sich das auf einzelnen Flächen auszahlt, besteht die Gefahr, dass diese Fläche in ein Programm aufgenommen oder aufgekauft und ganz aus der Produktion genommen wird. Diese Befürchtung hemme das Engagement von vornherein.
  • Gänsefraß-Entschädigung nicht zeitgemäß: Der Milchviehbetrieb von Klaus Borde liegt im EU-Vogelschutzgebiet für Gänse und Wiesenbrüter. Nicht zuletzt durch diese Programme stiegen die Gänsezahlen dort in den letzten Jahren stark an. „Wir können unsere Flächen nicht mehr so bewirtschaften wie andere Betriebe. Beim ersten Schnitt haben wir meist Ertragsausfälle von über 50 %“, erklärt er. Um die Ertragsverluste auszugleichen kauft der Landwirt Maissilage zu und hält mehr Fläche vor – das ist teuer. Daher fordert er eine Überarbeitung der Entschädigungszahlungen. Es müsse einen reellen Schadensausgleich geben, sonst hielten einige Betriebe das auf Dauern nicht aus. Der derzeit vorgesehene Durchschnittsbetrag für ganz Niedersachsen sei hingegen nicht mehr zeitgemäß.
Wir wünschen uns einen realen Schadensausgleich für Fraßschäden von Gänsen." Klaus Borde, Milcherzeuger
  • Ertragsausfall durch Mäuseschäden: Im vergangenen Jahr führte der Mäusebefall auf vielen Grünlandflächen, die ohnehin schon von Trockenheit vorgeschädigt waren, zu starken Ertragsausfällen. Klaus Borde hält in normalen Jahren 140 Milchkühe und bewirtschaftet 112 ha Grünland. Als Reaktion auf den Futterverlust hat er seinen Tierbestand in diesem Jahr abgestockt. Denn das trockene Frühjahr machte ihm bei der Nachsaat einen Strich durch die Rechnung. In der Folge sind viele Flächen sind jetzt lückig und stark verunkrautet.
  • Wolf contra Weidehaltung: „Der Wolf und die Weidetierhaltung passen nicht unter einen Hut“, so die Ansicht von Justus Ackermann von der Landwirtschaftskammer in Niedersachsen. Gitta Connemann spricht sicher daher dafür aus, Wölfe zu entnehmen, sobald ein bestimmter Bestand erreicht ist. Außerdem befürwortet sie eine Dreiteilung der Regionen mit unterschiedlichem Wolfsmanagement: „In Küstenregionen hat der Wolf nichts zu suchen. In anderen Gegenden muss der Bestand gezielt begrenzt werden. Und in weitläufigen, nicht landwirtschaftliche genutzten, Gebieten, wie Truppenübungsplätzen, kann er sich gerne aufhalten.“

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