Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) unterstützt ausdrücklich die Kritik des deutschen Schweinehalterverbandes ISN an der Erzeugerpreis-Drückerei großer Schlachtkonzerne. Auch im letzten Jahr ist laut ISN eine vollkostendeckende Schweinehaltung nur in wenigen Wochen möglich gewesen.
Dies liegt laut AbL nicht nur an den massiv gestiegenen Futterkosten, vor allem von importiertem Sojaschrot, sondern auch daran, dass die Schlachtbranche die Überschuss-Situation auf dem Schweinemarkt systematisch ausnutzen könne. Auf dem deutschen Schweinemarkt dominierten mittlerweile die vier großen Schlachtunternehmen Tönnies, VION, Westfleisch und Danish Crown etwa die Hälfte des Marktes.
Als im Herbst die Schweinepreise nach einem Rückgang des Schweine-Angebots kurzfristig deutlich anstiegen, seien die Verbraucherpreise vom Lebensmittelhandel ebenso angehoben worden, zitiert die Arbeitsgemeinschaft weiter. Während aber dieses höhere Preisniveau im Handel andauere, hätten die Schlachtereien die Erzeugerpreise der Landwirte nunmehr erneut drastisch gesenkt. Dies geschehe mit der Drohung einer Kürzung der Menge angenommener Schweine, mit der Vorgabe der ausgezahlten Preise und durch Veränderungen in der Bewertung der verschiedenen Partien („Masken“) der Schlachtkörper. Damit werde das Vertrauen zwischen Landwirten und Schlachtereien „mit Füßen getreten“, heißt es bei der ISN, was die AbL genauso sieht.
Die Arbeitsgemeinschaft verweist in diesem Zusammenhang auf die ihrer Meinung nach für Bauern fatale Überproduktion auf dem deutschen und europäischen Schweinemarkt. Diese werde von den Schlachtunternehmen immer noch unter dem Motto „Eroberung der Weltmärkte“ forciert. Angesichts der Tatsache, dass die zu deutschen Kosten produzierten Schweine bei der Belieferung Russlands und Chinas mit Billig-Anbietern aus Brasilien und China konkurrierten, könne diese Rechnung nicht aufgehen. Diese ruinöse Überschussproduktion, die zudem auf teuren Soja-Importen aus Südamerika basiere, gefährde mittlerweile die gesamte mittelständisch-bäuerliche Schweinhaltung und fördere das Vordringen agrarindustrieller Schweinehalter, heißt es. Auch die aktuelle Krise des VION-Fleischkonzerns gehe unter anderem auf diese verfehlte Globalisierungs-Ideologie zurück. (vgl. top agrar 1/2013)
Die AbL sieht eine Perspektive für faire Erzeugerpreise vor allem im Abbau preisdrückender Überschüsse, die mittlerweile um 20% über dem deutschen und europäischen Verbrauch lägen. Erreichbar sei dies - mit gesellschaftlicher Akzeptanz - durch den europaweiten Rückbau auf eine flächengebundene, artgerechtere und antibiotika-unabhängige Schweinehaltung auf Stroh mit begrenztem Auslauf der Tiere. (ad)