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Schweinehalter mit neuem Betriebszweig: Äpfel zum Selbstpflücken (Teil 2/3)

Nach Jahrzehnten der Spezialisierung suchen Schweinehalter heute weitere Standbeine. Familie Linhorst z.B. kam durch einen Glücksfall zum Obstanbau. Sie haben die Direktvermarktung ausgebaut.

Lesezeit: 4 Minuten

Von der Plantage direkt neben dem Hof leuchtet es rot herüber: Die Äpfel sind reif! Für Familie Linhorst im westfälischen Werther (NRW) beginnt mit der Apfelernte Anfang September die arbeitsreichste Zeit des Jahres.

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Die Familie bewirtschaftet einen Betrieb mit 1.500 Schweinemastplätzen und ca. 100 ha Ackerbau. Im Jahr 2000 übernahm Seniorchef Hartwig Linhorst (60) eine Fläche mit Apfelbäumen von einem Nachbarn, der in Rente gehen wollte. Weil Ackerbau und Schweinehaltung schon damals starken Marktschwankungen unterlagen, entschied er zusammen mit seiner Frau Renate (62), den Obstbau weiterzuführen.

Das Know-How für die Pflege der Apfelbäume vermittelten ihnen zwei Helfer, die vorher auf dem Pachtbetrieb gearbeitet hatten. „Die Männer haben beim Arbeiten jeden ihrer Schritte kommentiert“, lacht Renate Linhorst.

Als der Ertrag der Bäume langsam nachließ, pflanzte Familie Linhorst 2016 eine neue 2,5 ha große Apfelplantage auf einer eigenen Fläche direkt neben der Hofstelle an. Dort wachsen nun an knapp 5.000 Bäumen 19 verschiedene Apfelsorten. Im dritten Jahr nach dem Anpflanzen konnte die Familie zum ersten Mal ernten.

Extra kleine Bäume

Die Bäume sind extra klein, sodass die Kunden ihre Äpfel selbst pflücken können. Das ist nicht nur ein Erlebnis für die Kunden, sondern auch eine Arbeitsentlastung für den Betrieb. „Das Pflücken hat einen Event-Charakter für ganze Familien bekommen“, sagt Renate Linhorst. Die übrigen Äpfel pflücken Saisonarbeitskräfte.

Die Kunden kommen hauptsächlich aus dem näheren Umkreis des Betriebes. Die Familie profitiert dabei von der Nähe zur Stadt Bielefeld. Zunächst verkauften sie die Äpfel nur saisonal auf dem Hof, ohne feste Öffnungszeiten. Sohn Heiko (30) stieg 2016 als staatlich geprüfter Agrarbetriebswirt mit in den Betrieb ein. Daraufhin entschied sich die Familie, die Direktvermarktung zu professionalisieren.

Die alte Deele bauten sie zu einem Hofladen um und stellten außerdem eine Mitarbeiterin für den ganzjährigen Verkauf ein. Der Hofladen hat von Mittwoch bis Samstag geöffnet. An diesen Tagen ist auch das Pflücken der Äpfel möglich. Ein kg selbst gepflücktes Obst kostet 2,20 €, ein kg Äpfel aus dem Hofladen 3,30 €. Damit die Kunden auch an anderen Wochentagen frische Äpfel bekommen können, gibt es seit zwei Jahren zusätzlich eine Selbstbedienungskiste mit Vertrauenskasse.

Die Hauptverkaufssaison geht allerdings nur von September bis März. „Wenn im Frühjahr die ersten Erdbeeren reif sind, sinkt die Nachfrage nach Äpfeln“, bedauert Renate Linhorst.

Schwiegertochter Malin Linhorst (26) ist für das Marketing zuständig. Um noch mehr Kunden auf den Hof zu locken, hat sie sich eine weitere Einkommensquelle überlegt. „Die Leute suchen heutzutage ein Ziel für ihren Wochenendausflug“, ist sie sich sicher. Deshalb hat sie im umgebauten Schweinestall ein Hofcafé eingerichtet. Dieses hat während den Verkaufszeiten des Hofladens und in der Pflücksaison zusätzlich jeden Samstag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Die Kunden können dort selbst gebackenen Apfelkuchen und Waffeln genießen.

Tierwohl für die Schweine

Dennoch spielt die Schweinehaltung im Betrieb Linhorst weiterhin eine große Rolle. 2020 ersetzte die Familie die alten Schweineställe teilweise durch einen neuen Tierwohlstall nach den Kriterien der Stufe 1 des damals geplanten staatlichen Tierwohllabels. Heute liegt der Stall etwas über den Kriterien der Ini­tiative Tierwohl. „Für uns kam es nicht in Frage die Schweinehaltung aufzu­geben. Wir wollten uns stattdessen weiterentwickeln und für die Zukunft gut aufstellen“, erklärt Heiko Linhorst.

Das Fleisch der Schweine vermarktet die Familie an einen lokalen Metzger. Im Hofladen verkaufen sie einen Teil der Fleisch- und Wurstwaren. „Die Kunden mögen besonders gerne die Dauerwurst“, sagt Malin Linhorst.

Die Direktvermarktung mit der Schweinehaltung zu vereinbaren, erfordert manchmal auch Organisationstalent. „Wenn der Hofladen geöffnet hat, können wir z. B. keine Gülle fahren. Dann ist der Hof mit Autos zugeparkt. und es riecht mitunter etwas unangenehm“, schmunzelt Heiko Linhorst.

Damit die Familie auf dem Hof den Überblick behält, hat jeder seinen Verantwortungsbereich. Hartwig und Heiko kümmern sich hauptsächlich um die Schweine und den Ackerbau. Malin arbeitet neben der Direktvermarktung hauptberuflich als Beraterin bei der Landwirtschaftskammer NRW. Seniorchefin Renate ist für die Apfelplantage und den Hofladen zuständig. Daneben arbeitet auch sie außerhalb des Hofes als Grundschullehrerin. „Das zusätzliche Einkommen hat uns durch so manche Krise geholfen“, ist sich Hartwig Linhorst sicher.

Am Samstag besuchen wir den Betrieb Künne, der eigenes Speiseöl herstellt.

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