In Europa ist die Abgabe von Antibiotika zur Anwendung bei Tieren weiter rückläufig. Nach Angaben des Verbandes der europäischen Tierarzneimittelindustrie (Animal Health Europe) sind die Antibiotikamengen, die die europäischen Pharmaproduzenten an Tierärzte abgegeben haben, von 2011 bis 2021 um fast 47 % gesunken. Damit haben die Mitgliedsstaaten bereits mehr als die Hälfte des für 2030 angepeilten Reduktionszieles erreicht.
Deutschland gehört zu den Musterknaben
Deutschland ist sogar ein ganzes Stück weiter: Nach Angaben des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) wurden im Jahr 2022 insgesamt 540 Tonnen Antibiotika an Tierärzte abgegeben. Im Vergleich zu 2011 entspricht das einem Rückgang um 68 %. Bei ihrer Verwendung bei Nutztieren konnte zudem - anders als vielfach befürchtet - keine Verschiebung zu humanmedizinisch wichtigen Wirkstoffklassen festgestellt werden, den sogenannten Reserveantibiotika.
Weltweite Zunahme des Antibiotikaeinsatzes
Weltweit sehe die Situation jedoch ganz anders aus, berichtete Tierarzt Dr. Andreas Palzer im Oktober dieses Jahres anlässlich des Jahreskongresses der praktizierenden Tierärzte (bpt) in München. Bei vielen Ländern wisse man bisher überhaupt nicht, welche Antibiotikamengen sie bei Nutztieren einsetzen. In den meisten Ländern außerhalb der EU nehme der Antibiotikaeinsatz tendenziell sogar zu.
USA: Viele Antibiotika bisher über den Landhandel käuflich
Selbst in den USA seien bestimmte Antibiotika, wie z.B. Chlortetracyclin, erst seit letztem Jahr verschreibungspflichtig. Bis dahin konnten Landwirte das Medikament einfach über den Landhandel beziehen. Die Liste der antimikrobiell wirksamen Arzneimittel, die in den USA erst seit diesem Jahr verschreibungspflichtig sind, umfasse fast zwei DIN A4-Seiten, so Palzer.