Für seine seit Monaten geübte Kritik an der Vorgehensweise der britischen Regierung in der Schweinekrise hat der Schweineerzeugerverband (NPA) nun Rückendeckung aus dem Parlament bekommen. Der Ausschuss für Umwelt, Ernährung und ländliche Angelegenheiten legte hierzu soeben einen Bericht mit „vernichtendem“ Urteil vor. Diesen ist zu entnehmen, dass die Regierung nicht in der Lage gewesen sei, die Arbeitsmarktprobleme des Lebensmittel- und Landwirtschaftssektors sowie die tatsächlichen Erfahrungen der Unternehmen vor Ort zu verstehen.
Beispielsweise sei von dem für die Einwanderung zuständigen Staatssekretär Kevin Foster behauptet worden, dass der Arbeitskräftemangel in der Schweinefleischproduktion „kein echtes Problem“ sei, da nur ein großer Verarbeiter eine Lizenz zur Förderung von Bewerbern für ein Facharbeitervisum beantragt habe. Dabei hätten tatsächlich vier große Verarbeiter solche Lizenzen besessen. Es sei für die Unternehmen jedoch aus vielen Gründen unattraktiv gewesen, etwa da gewisse Sprachanforderungen für das Facharbeitervisum notwendig seien. Das sei dem Staatssekretär nicht bewusst gewesen, heißt es in dem Bericht.
"Mangelndes Verständnis für Probleme"
Darin widerspricht der Ausschuss auch Fosters Aussage, dass die aktuellen Schwierigkeiten der Schweinehalter ein „kommerzielles Risiko“ darstellten, und übt sehr scharfe Kritik daran. Diese Aussage offenbare ein „mangelndes Verständnis“ für die Probleme, mit denen die Schweinehalter konfrontiert seien und von denen viele bereits Tiere gekeult hätten müssen. Unterdessen forderte der NPA die Regierung auf, Lehren aus der jüngsten Krise zu ziehen und mit der Branche zusammenzuarbeiten.
Wie die Abgeordneten in dem Bericht feststellen, lassen die gesammelten Beweise keinen Zweifel daran, dass die Regierung kein ausgeprägtes Verständnis für die Probleme des Lebensmittel- und Agrarsektors hat. Vielmehr versuche sie, die Schuld auf den Sektor „abzuwälzen“, indem sie sich auf falsche Informationen über ihr eigenes Einwanderungssystem stütze. Als „äußerst mangelhaft“ bewertet der Ausschuss die Kurzzeitvisa für Geflügel- und Schweineschlachthofmitarbeiter sowie Lastkraftwagenfahrer. Sie seien wegen ihrer Befristung unattraktiv und außerdem zu spät eingeführt worden.
Zusammenarbeit mit Schweinesektor stärken
Die Schweinehalter hätten weiterhin mit ausgeprägten Härten zu kämpfen und benötigten sofortige Unterstützung. Die Parlamentarier forderten die Regierung deshalb dazu auf, ihre Haltung „grundlegend“ zu ändern und besser mit dem Sektor zusammenzuarbeiten. Befürchtet wird, dass ansonsten der Sektor dauerhaft beeinträchtigt würde und noch mehr Lebensmittel in das Königreich importiert werden müssten.
NPA: Politik soll auf Empfehlungen reagieren
NPA-Geschäftsführerin Zoe Davies wertete den Bericht als „unglaublich gründlich und aufschlussreich“. Sie appellierte an die Regierung, eine Bestandsaufnahme durchzuführen und die im Bericht dargelegten Empfehlungen vollständig zu übernehmen. Der leitende politische Berater des NPA, Charlie Dewhirst, sieht als die wichtigste Empfehlung in dem Bericht, dass die Regierung künftig die Schweinehalter und nicht die Verarbeiter unterstützen sollte. Das habe der Verband ebenfalls seit vielen Monaten gefordert. Auch müssten die Sprachanforderungen für die Facharbeiterbeschäftigung gesenkt werden. Dewhirst sieht den Bericht als Weckruf an die Politik, nun auf jede der Empfehlungen zu reagieren.