Skeptisch gegenüber direkten Bestandsobergrenzen in der Nutztierhaltung hat sich Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsminister Dr. Hermann Onko Aeikens geäußert. Bestandsobergrenzen seien rechtlich nur schwer umzusetzen, sagte der Minister in einem Gespräch mit dem Nachrichtendienst Agra-Europe. Allerdings stellten sich sehr wohl Fragen in Bezug auf Großanlagen. Aeikens: „Da geht es um die Kontrollierbarkeit, die Umweltauswirkungen und die Auswirkungen auf örtliche Gegebenheiten.“
Für den CDU-Politiker besteht ein Zusammenhang zwischen der Größe der Bestände und dem Tierschutzniveau: „Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass Defizite in der Tierhaltung tendenziell mit der Größe der Bestände wachsen.“ Der Fall des Niederländers Adrian Straathof zeige, welche Probleme eine Tierhaltung in Großbeständen mit sich bringen könne.
Aeikens erinnerte an seinen Vorschlag zur letzten Agrarministerkonferenz in Potsdam, großen, auffälligen Nutztierhaltungsanlagen künftig einen weisungsbefugten Tierschutzbeauftragten vorzuschreiben. An diesem Ziel halte man fest.
Der Forderung nach Bestandsobergrenzen eine Absage erteilte auch der Landesbauernverband (LBV) Sachsen-Anhalt. „Obergrenzen in der Tierhaltung werden keine zusätzlichen positiven Effekte auf die Situation der Nutztiere in Sachsen-Anhalt haben“, sagte LBV-Präsident Frank Zedler voraus. Seiner Auffassung nach hat die Beachtung von Tierwohl und Ethik nichts mit Tierzahlen an Standorten zu tun. „Tierwohl ist eine Frage des guten Managements, der Qualifikation des Tierhalters und dem Engagement der Mitarbeiter“, so Zedler.
Wenn es dem einzelnem Tier im Stall gut gehe, die Weiterverwendung von Stallmist und Gülle stimme und der Tierhalter das Wohl aller Tiere im Blick habe, sei die Gesamtanzahl der Tiere zweitrangig. Zedler: „Entscheidend ist, dass die Zielrichtung Tierwohl und Ethik in den Köpfen der Nutztierhalter und ihrer Mitarbeiter verankert ist, die Haltung den vorgegebenen Anforderungen entspricht und die Tierbestände nach guter fachlicher Praxis und entsprechend geltender Gesetze geführt werden.“