Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

topplus Interview

Krise bei Schweine-Besamungsstationen - Bessere Logistik kann Kosten senken

Besamungsgenossenschaften leiden unter steigenden Kosten und dem Strukturwandel in der Sauenhaltung. Darüber sprachen wir mit der Geschäftsführerin von Branchenprimus GFS, Dr. Meike Friedrichs.

Lesezeit: 4 Minuten

Frau Friedrichs, wie hart trifft der Strukturwandel die Genossenschaft zur Förderung der Schweinehaltung (GFS) aktuell?

Friedrichs: Den Aderlass in der Sauenhaltung bekommen natürlich auch wir zu spüren. Zum Jahresende 2022 gehörten der Genossenschaft noch 7.221 Mitglieder an, 29 weniger als Ende 2021. Im Jahr 2000 hatte die GFS noch knapp 9.500 Mitglieder.

Das Wichtigste zum Thema Schwein mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Ursache für den Rückgang ist der anhaltende Strukturwandel. Im vergangenen Jahr wurden deutschlandweit nur noch knapp 1,5 Mio. Sauen in 5.800 Betrieben gezählt. Vor zehn Jahren waren es noch mehr als 2 Mio. Tiere und fast 11.000 Halter! Das hat Folgen für uns: Unsere Genossenschaft hat im letzten Jahr nur noch gut 3,7 Mio. Spermatuben verkauft. Das ist ein Rückgang um 7,4 %. Mit 4,2 Mio. verkauften Tuben erzielte die GFS den höchsten Tubenabsatz im Jahr 2018.

Die fleischbetonten Piétrain-Herkünfte verlieren derzeit am stärksten.

Welche Folgen hat die Entwicklung für den GFS-Eberbestand und die Anzahl der Stationen?

Friedrichs: Die Zahl der Eber mussten wir im Jahr 2022 von 2.200 Vor- und Endstufenebern um 240 Eber in den sechs Stationen reduzieren. Nur so konnten wir den Bestand an die sinkende Spermanachfrage anpassen.

Besonders dramatisch sind die Rückgänge bei den fleischbetonten Piétrain-Herkünften. Dahingegen werden wachstumsbetonte und vitale Piétrain-Herkünfte wie zum Beispiel der Hermes-Piétrain, der Hypor-Maxter, der PIC408 und der TN Tempo von Topics sowie die verschiedenen Duroc-Herkünfte - Breeders Duroc, PIC800, DanBred Duroc, Hypor Magnus - stärker nachgefragt.

Ein wesentlicher Kostenfaktor für eine Besamungsstation ist der Spermatransport. Welche Anpassungen sind hier nötig?

Friedrichs: Die Anzahl der Betriebsanfahrten ging um 12,7 % auf 90.000 zurück. Um die Kosten zu senken, sind wir Kooperationen zum Beispiel mit der Besamungsunion Schwein (BuS) und anderen Eberstationen eingegangen. Ziel ist, die Anzahl der gefahrenen Kilometer zu reduzieren und so Geld zu sparen. Das ist gerade in Zeiten hoher Spritpreise ein großer Hebel für uns.

Wie läuft das Scanner-Geschäft?

Friedrichs: Die Anzahl der Betriebsbesuche im Rahmen des GFS­Scannerservice zur Trächtigkeitsuntersuchung verringerte sich um 11,8 % auf 17.500 Besuche. Hier versuchen wir durch Optimierung der Gebietszuschnitte, für die jeder Scannermitarbeiter verantwortlich ist, und eine Preiserhöhung gegenzusteuern.

Besonders die steigenden Materialkosten belasten das Geschäft.

Das rückläufige Geschäft schlägt wirtschaftlich negativ zu Buche. Was sagen die Zahlen genau?

Friedrichs: Die Rückgänge in den verschiedenen Sparten der GFS hinterlassen natürlich wirtschaftliche Spuren: So sanken die Umsatzerlöse gegenüber dem Vorjahr auf 18,8 Mio. €, ein Minus von 7,5 %.Weil sich gleichzeitig der Materialaufwand verteuerte und die Personalkosten stiegen, schließt die Besamungsorganisation das Geschäftsjahr 2022 mit einem Verlust von knapp 265.000 € ab. Im Vorjahr konnten wir noch einen Überschuss von 235.000 € erwirtschaften.

Deutliche Probleme haben wir derzeit bei unserer Genossenschaftstochter, der GFS-Top-Animal-Service GmbH. Der Zubehörverkauf sank 2022 um 29 % gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt wurden Waren im Wert von 13,1 Mio. € umgesetzt und ein Verlust von 258.000 € verbucht. Im Vorjahr lag der Gewinn noch bei 613.000 €. Auch hier merken wir die Kaufzurückhaltung der Landwirte infolge der wirtschaftlich angespannten Situation auf vielen Höfen.

Welche Anpassungen werden Sie vornehmen, damit die GFS auch in Zukunft wirtschaftlich stabil dasteht?

Friedrichs: Aufgrund der vielen Kostensteigerungen im Bereich Produktion, Lagerung usw. mussten wir die Preise pro Tube erhöhen. Seit Februar 2023 verlangt die GFS im Mittel 0,30 € mehr je Spermatube. Außerdem haben mehrere Genetikanbieter die Gebühren erhöht. Bei PIC stiegen die Preise zum Beispiel um 0,30 € je Portion bei den Linien PIC408 und PIC410. Topigs verlangt jetzt 0,20 € je Portion mehr bei TN Select und TN Tempo. Einige andere Anbieter haben ihre Preise ebenfalls erhöht.

Wir wollen im sechsstelligen Euro-Bereich Kosten sparen.

Was sagen die Ferkelerzeuger zu den Preiserhöhungen, schließlich sieht deren wirtschaftliche Lage trotz mittlerweile erfreulicher Ferkelpreise alles andere als rosig aus?

Friedrichs: Rein wirtschaftlich betrachtet hätten wir die Spermapreise schon im letzten Jahr erhöhen müssen. Aufgrund der seit zwei Jahren schwierigen Lage der Sauenhalter haben wir den Schritt aber in dieses Frühjahr verschoben. Zudem durchleuchten wir derzeit alle Betriebsabläufe. Wir müssen sparen! Unser erklärtes Ziel ist es, Kosteneinsparungen im sechsstelligen Euro-Bereich zu schaffen. Der Fokus liegt dabei auf der Optimierung der logistischen Abläufe.

Können Sie Beispiele nennen?

Friedrichs: Unter anderem haben wir die Zahl der Liefertage verringert. Die Spermaausfuhr erfolgt jetzt überwiegend montags, mittwochs und freitags. Beim Transport kooperiert die Genossenschaft zudem wie bereits gesagt mit anderen Besamungsstationen. Außerdem werden die Bestellfristen für Sperma (bis spätestens 8 Uhr am Liefertag) und Zubehör (bis 13 Uhr am Vortag) gestrafft.

Bei der Top-Animal-Service GmbH haben wir das Lager für Zubehörprodukte in Rees geschlossen. Zukünftig erfolgt die komplette Logistik über das Zentrallager in Ladbergen. Außerdem sollen gezielte Monatsaktionen und ein überarbeiteter Onlineshop den Umsatz wieder ankurbeln.

Vielen Dank für das Gespräch!

top agrar besser machen. Gemeinsam
Sie sind Schweinehalter oder lesen regelmäßig den top agrar Schweine-Teil und/oder die SUS? Dann nehmen Sie an einem kurzen Nutzerinterview teil.

Mehr zu dem Thema

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.