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Filmteam dreht erstmals in chinesischem Schweinehochhaus

Massentierhaltung gilt in China als modern. "Sonst wären die Schweine ja obdachlos", sagt eine Arbeiterin und lobt die hygienischen Bedingungen. Ein ARD-Team durfte nun ein Stallhochhaus besichtigen.

Lesezeit: 4 Minuten

Mit dem zunehmenden Wohlstand steigt in China auch der Schweinefleischkonsum. Im Durchschnitt konsumiert dort jeder Mensch inzwischen rund 60 kg Fleisch pro Jahr; in Deutschland sind es etwa 52 kg. Der reine Schweinefleischverzehr ist hierzulande mittlerweile auf unter 30 kg gefallen. Vor zehn Jahren waren es noch rund 40 kg.

Mit dem steigenden Verzehr sind in China auch die Schweineställe gewachsen – und zwar in die Höhe, weil Land teuer ist. Die ARD-Tagesschau durfte nun zwei Jahre nach der ersten offiziellen Anfrage eines dieser Schweinehochhäuser besuchen, in dem besondere Quarantäneregeln nach den vergangenen ASP-Ausbrüchen gelten.

Duschmarathon vor dem Eintritt

So steht am Anfang vor dem Betreten des Gebäudes ein Desinfektionsmarathon an. Insgesamt sieben Checkpoints mussten die Journalisten und das Kamerateam durchlaufen: Mal wurde nur der Bus mit Desinfektionsmitteln abgesprüht, dreimal mussten die Gäste duschen, einmal sogar in die Sauna, jedes Mal gab es neue Kleidung, Gegenstände wie Handy und Co. wurden desinfiziert.

Der Blick ins Innere des Schweinehochhauses zeigt: Die Sauen stehen in Kastenständen. Nur alle vier Monate dürfen sie raus, Bewegung für etwa eine Stunde, berichtet ein Mitarbeiter. Den Arbeitern fällt laut Tagesschaubericht nur Positives zu der mehrstöckigen Haltungsform ein. Viele finden die Bedingungen in Ordnung, so scheint es.

Massentierhaltung sei sehr modern, finden die Mitarbeiter. „Wenn die Schweine draußen wären bei Wind, Sonne und Regen würden sie vielleicht nicht genug zu Essen finden; sie wären wie Obdachlose“, schildert eine Arbeiterin über die Haltung im Hochhaus. Hier im Hochhaus dagegen hätten sie alles was sie brauchen: „Essen, Trinken, eine volle Mahlzeit, und sie müssen nicht in der Kälte stehen. Natürlich sind sie glücklicher“, schwärmt sie.

Industriefirmen investieren

Die Hälfte aller Zuchtschweine weltweit lebt inzwischen in China, heißt es im Bericht weiter. Der Fleischkonsum ist mit wachsendem Wohlstand rasant gestiegen. Und die Regierung fördert die Industrie.

„Der Erfolg der Regierung hängt auch davon ab, ob sich die Menschen genügend günstiges Schweinefleisch kaufen können“, sagt Mindi Schneider von der Crown University Providence in den USA. So könne die Regierung zeigen, „schau, es geht uns immer besser“.

Inzwischen investieren neue Konzerne in das lukrative Geschäft. IT Unternehmen zum Beispiel. Und die größte Mastanlage für 1,2 Mio. Schweine pro Jahr betreibt ein Zementhersteller.

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K O M M E N T A R

Tierwohldiskussion in China: Sie existiert nicht!

Marcus Arden kommentiert

China und Deutschland sind nicht nur kulturell völlig verschieden. Auch bei der Frage, wie man Nutztiere halten sollte, gehen die Ansichten weit auseinander. Während man in Deutschland und Teilen Europas immer höhere Tierwohlstandards wie zum Beispiel Außenausläufe, mehr Platz usw. fordert und damit die Produktionskosten enorm in die Höhe treibt, werden Schweinehochhäuser mit mehreren tausend Tieren in China als große Errungenschaft angesehen.

Die Hochhäuser schießen mittlerweile wie Pilze aus dem Boden, auch weil finanzstarke Investoren das große Geschäft wittern. Denn der Schweinefleischverzehr steigt immer weiter und weil die Chinesen auch Rüsselscheiben, Schwänzchen und Pfötchen essen, kann fast der gesamte Schlachtkörper im Inland verwertet werden. Das pusht die Wertschöpfung enorm.

Zudem ist man in China augenscheinlich stolz darauf, Schweine statt in Hinterhofhaltungen mit Familienanschluss jetzt in voll klimatisierten Ställen mit Einzeltierfütterung nach westlichem Standard halten zu dürfen. Ob das chinesische Haltungsformmodell aber die Zukunft ist oder die Chinesen am Ende wegen der Tierdichte doch große Probleme z.B. mit der Tiergesundheit und der Gülleverwertung bekommen, muss sich erst noch zeigen. In puncto Produktionskosten und internationaler Wettbewerbsfähigkeit laufen sie uns aber auf jeden Fall den Rang ab. Und irgendwann werden die preiswerten Schnitzel aus „modernen“ chinesischen Schweinehochhäusern womöglich auch auf deutschen Tellern landen.

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