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Gegen Ferkelgrippe impfen!

Den Erreger der Enzootischen Pneumonie (EP) findet man in etwa 90 % aller Schweinebestände. Deshalb ist die Mykoplasmenimpfung inzwischen Standard in der Ferkelproduktion.

Lesezeit: 5 Minuten

Die Enzootische Pneumonie (EP), allgemein auch als Ferkelgrippe bezeichnet, ist eine schwere Entzündung der Lunge bei jungen Schweinen. Ausgelöst wird sie durch Mykoplasmen. Die EP kann als eigenständige Erkrankung auftreten oder Wegbereiter für andere bakterielle und virale Erreger sein. Die Mykoplasmenimpfung ist inzwischen Standard in den meisten Ferkel­erzeugerbetrieben. Dadurch tritt die Erkrankung seltener auf. Umstritten ist ­jedoch nach wie vor, ob die Einmal- (One-Shot) oder die Doppelimpfung (Two-Shot) den besseren Schutz bietet.

Infektion mit Mykoplasmen

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Ausgelöst wird die EP durch das Bakterium Mesomykoplasma hyopneumoniae (M. hyo.). Man findet den Erreger weltweit in etwa 90 % aller Bestände. Die Übertragung erfolgt hauptsächlich über Tierkontakt. Bei feucht-kühler Witterung und Wind ist aber auch eine Übertragung über die Luft 2,5 bis 3 km weit möglich. Bei trockenem Klima hingegen stirbt der Erreger außerhalb des Organismus des Schweines schnell ab.

Die Inkubationszeit vom Beginn der Infektion bis zum Auftreten klinischer Symptome beträgt zwei bis acht Wochen. M. hyo. greift insbesondere die Zellen in den Spitzenlappen der Lunge an. Das Bakterium schädigt hier das Flimmerepithel der Bronchien, sodass die eingeatmete Luft nur unvollständig gereinigt wird. Andere Bakterien wie z. B. APP, Haemophilus parasuis, Pasteurellen, Streptokokken und Borde­tellen können dann ungebremst bis in die Lunge vordringen. Das Gleiche gilt für PRRS- und Influenzaviren.

Akute und chronische Form

Man unterscheidet die akute und die chronische Form der Erkrankung. Die akute Form tritt eigentlich nur in Herden auf, die zuvor keinen Kontakt mit dem Erreger hatten. Charakteristisch ist ein trockener, krächzender Husten, der zwei bis vier Wochen nach der Infektion auftritt. Da sich die Ferkel bereits in den ersten ­Lebenstagen bei der Mutter infizieren, zeigen diesen Husten vor allem Saug- und Absetzferkel in frisch infizierten Beständen.

Weitaus häufiger beobachtet man die chronische Form: Lang andauernder Husten, der durch Sekundärerreger noch verschlimmert wird. Da die Saugferkel über die in der Biestmilch enthaltenen Antikörper nur kurze Zeit geschützt sind, infizieren sich die Ferkel früher oder später – je nachdem, wie groß der Erregerdruck im Bestand ist. Einfluss darauf haben neben der übertragenen Erregermenge auch das Stallklima und das Management. Sobald die Tiere dann Stress ausgesetzt sind, z. B. durch Transport oder Umstallen, erkranken sie.

Lungenscore beschreibt den Schweregrad

Die Verdachtsdiagnose erfolgt in den meisten Fällen auf Grundlage der klinischen Symptome und Lungenunter­suchungen bei der Sektion bzw. am Schlachtband. Der Schweregrad der Lungenschädigung und der Infektionsdruck werden dabei mithilfe sogenannter Scoring-Systeme eingestuft. Durch mikroskopische Untersuchungen kann die Verdachtsdiagnose gefestigt werden.

Das Isolieren des Erregers aus Lungenmaterial ist schwierig und zeit­aufwendig. Schlachtlungen sind zudem häufig durch Brühwasser ver­unreinigt. Das kann das Ergebnis verfälschen.Für die Bestandsdiagnostik können Antikörper in Blut- oder Biestmilchproben nachgewiesen werden. Bei geimpften Tieren steigen die Antikörpertiter jedoch erst ab dem 70. Lebenstag deutlich an.

Andere Untersuchungsverfahren wie die PCR (auch Multiplex-PCR) erlauben zwar die Aussage, dass der Erreger vorhanden ist, aber nicht in welcher Konzentration. Dazu benötigt man die Real-Time-PCR. Doch auch die spiegelt nicht den wirklichen Erregerdruck im Gewebe wider. Am sichersten ist der Nachweis per Immunhistochemie aus Lungengewebe. Bei diesem Nachweisverfahren wird der Erreger im veränderten Gewebe angefärbt. Das erlaubt einen Rückschluss auf das wirkliche Krankheitsgeschehen.

Resistenztest durchführen lassen

Zur Akutbehandlung wird ein Antibiotikum verabreicht. Welcher Wirkstoff dabei zum Einsatz kommt, hängt davon ab, welche Sekundärerreger eine Rolle spielen und wie resistent diese Erreger gegen die zur Verfügung stehenden Antibiotika sind. Vor Beginn der Behandlung sollte deshalb ein erkranktes Tier mit typischen Symptomen zur Sektion eingeschickt und im Labor ein Resistenztest durchgeführt werden.

Anhand des Befundes kann der Tierarzt dann kontrollieren, ob die von ihm eingesetzten Medikamente wirksam sind und bei Bedarf die Behandlung korrigieren. Allerdings können nicht alle antibiotisch wirksamen Substanzen, die der Resistenztest als wirksam ausweist, per Spritze verabreicht werden. Und noch weniger Wirkstoffe sind zur Verabreichung über das Futter verfügbar beziehungsweise geeignet.

Ferkelimpfung ist Standard

Weil der Erreger weit verbreitet ist, ist eine Impfung die wichtigste vorbeugende Maßnahme. Zurzeit werden 13 kommerzielle M. hyo.-Impfstof­fe angeboten, einige davon als One-, andere als Two-Shot-Präparate. Manche Vakzinen lassen sich zudem kombinieren, z. B. mit der PCV2-Impfung.Bei Two-Shot-Vakzinen erfolgt die erste Impfung in der Regel in der ersten und die zweite in der vierten Lebenswoche. One-Shot-Impfstoffe hingegen ersparen einen Arbeitsgang und dem Tier zusätzlichen Stress. Als Impfzeitpunkt hat sich die 3. Lebenswoche bewährt.

Die Impfung mildert die klinischen Symptome und bewirkt, dass die Spitzenlappen der Lunge nicht so stark geschädigt werden. Das macht die Tiere weniger anfällig für andere Erreger und leistungsfähiger. In Untersuchungen konnte die Impfung den Anteil krankhaft veränderter Lungen um bis zu 95 % reduzieren.Die Impfung ist allerdings nicht in der Lage, den Erreger aus dem Bestand zu verdrängen. Daher ist es auch nicht möglich, einen Bestand allein per Impfung zu sanieren. In Problembetrieben sollten parallel zur Impfung daher auch das Stallklima, die Belegdichte und das Management optimiert werden.

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