In einem Bestand mit 650 Sauen verendeten sechs von 128 frisch abgesetzten Ferkeln kurz nach dem Transport zum Aufzuchtstall, der nur wenige Kilometer entfernt lag. Bereits 30 Minuten nach Ankunft im Aufzuchtstall zeigte die Hälfte der Ferkel klinische Symptome. Sie wirkten apathisch, lagen fest, teilweise in Seitenlage, und ihre Bewegungen wirkten unkoordiniert. Eine weitere Stunde später waren sechs Ferkel tot. Um die Ursache abzuklären, wurden drei verendete und ein lebendes Ferkel in der Außenstelle Bakum der Tierärztlichen Hochschule Hannover untersucht. Die Tiere wirkten gut ernährt, ihre Körper wiesen jedoch einen starken phenolischen Geruch auf. Ihre Haut war am gesamten Körper stark gerötet und von ledriger Konsistenz.
Die Nachforschungen ergaben, dass der Anhänger, mit dem die Ferkel transportiert wurden, am Tag zuvor gereinigt und anschließend mit einer 2 %-igen Chlorkresollösung desinfiziert wurde. Die Desinfektionslösung wurde nach Gebrauchsanweisung aufgebracht, aber nach der Einwirkzeit nicht abgespült. Zum Abtrocknen wurde der Anhänger über Nacht in eine unbeheizte Halle gestellt.Die Untersuchung ergab, dass die Ferkel unter einer Kresolvergiftung litten, ausgelöst durch das Desinfektionsmittel auf dem Transportanhänger. Die hochgradig gereizte Haut und silbrig-glänzende Flecken an den Ferkelbäuchen bestätigten den Kontakt mit der stark reizenden und ätzenden Desinfektionslösung. Das Mittel wurde über die Haut aufgenommen, reicherte sich im Blut an und führte zu einer Schädigung der Nieren und des Herzens.Der Fall zeigt deutlich, dass bei der Anwendung von Desinfektionsmitteln strikt die Herstellerangaben beachtet werden sollten. Bei kresolhaltigen Mitteln müssen die behandelten Flächen zudem nach der Einwirkzeit gründlich abgespült werden.