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Grenzscharf Dünger streuen: Rauch Aero 32.1

Rauch hat das Konzept eines angebauten pneumatischen Düngerstreuers weiterentwickelt. Wir haben uns den Aero 32.1 im Feld angeschaut.

Lesezeit: 7 Minuten

Schon seit 1983 produziert Rauch pneumatische Düngerstreuer. Dabei fördert ein Luftstrom den Dünger bis zu kleinen Pralltellern. Von hier verteilt sich der Dünger nur noch auf einer Breite von etwa zwei Metern.

Seit 2004 bieten die Baden-Württemberger diese Technik aber nur noch als gezogene Ausführung mit 30 oder 36 m Arbeitsbreite an. Doch höhere Randauflagen, variable Körnungen bei den Düngern und teilflächenspezifische Düngung bringen das Konzept auch wieder bei kleineren Strukturen ins Gespräch.

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Für große Schlepper

Zur Agritechnica 2019 stellte Rauch deshalb eine Projektstudie eines angebauten Modells vor. Wir konnten uns einen Prototyp des Aero 32.1 im Frühjahr im Feld ansehen. Der Grundbehälter fasst 1.900 l und ist immer mit einer Wiegeeinrichtung ausgestattet. Optional gibt es einen 1.300 l fassenden Aufsatz sowie eine Abdeckplane. Diese übernimmt Rauch von den Zweischeibenstreuern.

Die Nutzlast des Geräts beträgt 3.200 kg. Zusammen mit dem Leergewicht von etwa 2.000 kg kommen so gewaltige 5.200 kg im Heck zusammen. Ohne Aufsatz bleibt man mit befülltem Streuer unter 4.000 kg.

Bei unserem Einsatz setzten wir einen Fendt 722 ein. Damit der vorne die Bodenhaftung nicht verlor, war ein 1.800 kg-Frontgewicht montiert. Voll beladen reichte die Nutzlast des Schleppers nicht aus. Deshalb war der Düngertank nicht komplett gefüllt. Rauch möchte der Maschine bis zur Serienfertigung noch einige Kilos abgewinnen. Zudem ist eine Kombinationsmöglichkeit mit einem Düngerfronttank in Planung. Dann muss man vorne keinen nutzlosen Ballast mitführen.

Hydraulische Dosierwellen

Zusätzlich zur hohen Nutzlast muss der Schlepper zwei DW- und ein EW-Steuergerät mit einem druckfreien Rücklauf zur Verfügung stellen. Dabei setzt der Hersteller ein Fördervolumen der Hydraulikpumpe von mindestens 60 l/min voraus. Das dürfte für die Schlepper dieser Größenordnung kein Problem darstellen. Rauch plant zudem eine Load-Sensing-Variante, sodass der Druckumlauf entfallen kann.

Der Düngertank mit zwei Trichtern läuft im unteren Bereich auf zwei längliche Öffnungen zu. Darunter liegen die Dosierwalzen. Diese sind auf vier separate Wellen aufgeteilt. Je ein Hydraulikmotor treibt die Welle über einen Zahnriementrieb an. Auf der Welle befinden sich je sechs Nockenräder, welche den Dünger in die einzelnen Luftleitungen fördern.

Durch den viergeteilten Dosierantrieb kann die Maschine vier Teilbreiten schalten bzw. unterschiedliche Mengen dosieren. Das auf der Agritechnica vorgestellte MultiRate, welches jede Düngerdüse ein- und ausschalten und unterschiedliche Mengen zuführen kann, soll in Zukunft auch erhältlich sein.

Die Nockenräder haben keine geschlossenen Zellen, dadurch verklebt der Dünger darin nicht. Zudem reinigen Kunststoffborsten die Nocken durchgängig. Bei unserer Prototypmaschine musste man die Düngermenge noch klassisch wie bei einer Drillmaschine abdrehen. Dazu löst man etwas vier Rändelschrauben und entfernt die Injektorschleusen. Anschließend stellt man unter einer Dosiereinheit eine Wanne.

Im Terminal gibt es ein Abdrehmenü, in dem man die abgedrehte Menge eingibt. Das dauerte insgesamt keine fünf Minuten. Zur Serie möchten die Ingenieure aber die Waage voll in die Software integrieren. Dann soll sich die Düngermenge selbstständig regelmäßig kalibrieren. Werte aus einer Streutabelle, wie beim Scheibenstreuer, benötigt man erst gar nicht. Für Saatgut und Schneckenkorn bietet der Hersteller eine extra Feindosierwalze an.

Zapfwelle für Viel Luft

Die Nockenräder fördern den Dünger von oben in die Injektorschleusen. Diese nach dem Venturi-Prinzip arbeitenden Düsen benötigen keine Abdichtung zum Düngertank. Für den Luftstrom sorgt ein großes, per 1.000er-Zapfwelle angetriebenes Gebläse, welches zentral unter dem Tank angeordnet ist.

Direkt hinter dem Gebläse teilt sich der Luftstrom nach links und rechts auf und von dort weiter auf die insgesamt 24 Rohre. Hier erreicht die Luftgeschwindigkeit etwa 50 km/h.

Insgesamt macht der Luftstrom den Aero lauter als eine pneumatische Maisdrille. Auch in mehreren Hundert Metern war die Maschine deutlich zu hören. Rauch arbeitet hier noch zusammen mit Akustikspezialisten an einer Reduzierung des Lärmpegels.

Die Luftrohre fördern den Dünger bis zu den Wirbelkammerkrümmern, welche auch von den angehängten Streuern bekannt sind. Diese speziell geformten Winkel sorgen dafür, dass der Dünger nicht als geradliniger Strahl aus der Öffnung kommt, sondern gleichmäßig auf voller Breite. Hinter der Öffnung ist ein Prallschild aus Kunststoff montiert. Es verteilt den Dünger auf einer Breite von ungefähr 2,0 m. Bei unserer 27 m breiten Maschine sind die Krümmer alle 1,13 m positioniert. Für die Normaldüngung stehen die Schilder nach unten. Für die Spätdüngung lassen sie sich einfach umdrehen. Dann fällt der Dünger mehr von oben auf die Pflanzen.

Verschiedene Gestängebreiten

Unser Prototyp war mit einem 27 m breiten Gestänge ausgestattet. Später möchte Rauch auch 28 und 30 m anbieten. Anschließend sollen auch 18, 21 und 24 m auf den Markt kommen.

Anders als bei den alten Aeros klappt das Gestänge nicht einfach seitlich vom Behälter, sondern schwenkt anschließend nach hinten – das verlagert den Schwerpunkt. Der Düngertank kann so aber auch mit Schaufeln bis zu einer Breite von 2,8 m befüllt werden, ohne die Transportbreite von 3 m zu überschreiten.

Der Schwenkmechanismus lässt sich über ein DW-Ventil entriegeln und über ein zweites DW schwenken. So muss das Isobus-Terminal zum Befüllen noch nicht hochgefahren sein – sehr gut. Im Feld bedient man die Maschine dann über das Terminal. Die Klappung war beim Prototyp noch sehr langsam. Sie dauerte etwa 100 Sekunden. Das soll laut Rauch in der Serie deutlich schneller gehen.

Im Feld hängen die Ausleger an einem Drahtseil. Pro Seite je ein Hydraulikzylinder am Seil kann den Gestängewinkel beeinflussen. Am Vorgewende lassen sich die Ausleger über diese Zylinder in eine V-Stellung bringen. Dann haben die Auslegerspitzen etwa 3 m Platz bis zum Boden. Auf ebener Fläche sind die außenliegenden Düngerdüsen ca. 0,5 m höher als direkt am Schlepper. Dem Hersteller nach hat dies keinen Einfluss auf die Querverteilung. Die Grundhöhe stellt man über das Schlepperhubwerk ein.

Am Hang lässt sich über einen Zylinder das Gestänge den Konturen anpassen. Optional bietet Rauch eine automatische Konturanpassung mit zwei Ultraschallsensoren am Gestänge. Zwischen dem Hangausgleichszylinder und den Zylindern am Drahtseil dämpfen zwei Blattfedern seitliche Schwingungen. Vertikale Schwingungen am Gerät selbst reduzieren zwei Federpakete am Drahtseil sowie die Schwingungstilgung des Schlepperhubwerks. Auf unserer Testfläche lag das Gestänge insgesamt ruhig. Kleinere Unebenheiten verursachten keine starken Schwingungen.

Mehr und weniger Dünger

Sehr gut hat uns die Grenzstreufunktion gefallen. Aufgrund der sehr geringen Streubreite der einzelnen Auslässe fällt kaum Dünger über die Feldgrenze. Um Dünger außerhalb des Feldes komplett zu vermeiden, gibt es ein Grenzstreublech am äußersten Krümmer. Dieses lässt sich manuell oder wahlweise auch elektrisch in Position bringen. So bleiben Straßen oder Gräben komplett frei von Düngerkörnern. Beim Zweischeibenstreuer schießen sie schon mal über das Ziel hinaus. Dieses randscharfe Düngen ist in der Fläche jedoch auch nachteilig.

Aufgrund von nur vier Dosierwalzenantrieben entstehen recht große Teilbreiten von 6,75 m. Je nach Einstellung im Terminal erhalten dann Keile entweder gar keinen Dünger oder werden zu 100% überdüngt. Das sieht man dem Bestand direkt an. Beim Scheibenstreuer hingegen fallen die Über- und Unterdüngungen im Regelfall aufgrund der überlappenden Streufächer mit nur etwa 20% deutlich kleiner aus. Hier kann das MultiRate-System mit Einzeldüsenschaltung in Zukunft Abhilfe schaffen. Zudem ist die Präzision des pneumatischen Düngerstreuers beim Streuen von Mischdüngern oder qualitativ schlechteren Düngerpartien deutlich höher, da der Dünger zwangsgeführt wird und sich nicht während des Fluges entmischen kann.

Während unseres Einsatzes haben wir 100 kg/ha Kalkammonsalpeter bei einer Geschwindigkeit von etwa 14 km/h gestreut. Bei hohen Mengen nicht so fließfähiger Dünger, wie z.B. Korn-Kali, kann es vorkommen, dass die äußersten Düngerdüsen ungleichmäßiger ausbringen. Dann sollte man die Fahrgeschwindigkeit reduzieren.

Ein pneumatischer Streuer bietet ohne Frage einige Vorteile, besonders im Hinblick auf das Randstreuen und eine hohe Genauigkeit bei der Querverteilung innerhalb der Arbeitsbreite – und das auch mit Mischdüngern oder schlecht zu streuenden Düngern wie Harnstoff. Doch der Preis dafür hat es in sich. Während ein vollausgestatteter Zweischeibenstreuer für „nur“ 34000 € in der Liste steht, ksotet ein 27 m Aero 32.1 in nahezu Vollausstattung mit Distance Control, Aufsatz mit Abdeckplane und vier Teilbreiten etwa 64.000 €.

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