Die Stihl Gruppe hat ihre Akku-Strategie im Geschäftsjahr 2023 weiter umgesetzt und den Absatzanteil der Akku-Geräte auf 24 % ausbauen können – nach 20 % im Vorjahr. Damit ist bereits nahezu jedes vierte verkaufte Stihl Produkt ein Akku-Gerät.
Der Vorstandsvorsitzende Michael Traub erklärte am Dienstag, dass das vergangene Geschäftsjahr gleichzeitig von vielfältigen Herausforderungen geprägt war. Nach besonders wachstumsstarken Jahren während der Coronavirus-Pandemie befindet sich die gesamte Branche nun in einer Phase der Konsolidierung.
Der Umsatz der Gruppe erreichte im Geschäftsjahr 2023 insgesamt 5,3 Mrd. € (Vorjahr: 5,5 Mrd. €). Trotz des leichten Rückgangs im Vorjahresvergleich um 4,1 %, bewegt sich der Umsatz nach wie vor auf einem deutlich höheren Niveau als vor der Coronavirus-Pandemie.
Negative Kurseffekte drückten ebenfalls auf den Umsatz: Ohne Kurseffekte hätte der Umsatzrückgang nur 1,1 % betragen. Die Anzahl der weltweit Beschäftigten sank zum 31. Dezember 2023 um 3,6 % auf 19.805 Mitarbeiter (Vorjahr: 20.552).
Die Märkte im Überblick:
Die USA sind mit einem Umsatzanteil von rund einem Drittel der größte Einzelmarkt für Stihl. Hier fiel witterungsbedingt die Frühjahrssaison aus. Kanada litt unter massiven Waldbränden und Überschwemmungen. Der Absatz in Nordamerika lag somit deutlich unter dem Vorjahr. Stihl gelang es gleichzeitig, das Händlernetzwerk auszubauen und den Marktanteil von Akku-Produkten in Nordamerika zu steigern.
In Lateinamerika war das Konsumklima durch hohe Inflationsraten, politische Instabilität, einer verschlechterten Sicherheitslage und fehlenden Kaufanreizen durch die Regierungen deutlich im Abschwung. Maßnahmen zur Verkaufsförderung ermöglichten trotzdem ein leichtes Absatzwachstum in einigen Ländern, vor allem in Brasilien.
In Zentraleuropa gab es ein langes nasses Frühjahr, das in einen trockenen Frühsommer wechselte. Dies bremste die Nachfrage nach Gartengeräten wie zum Beispiel Rasenmäher. Im Heimatmarkt Deutschland, wo Stihl rund 10 % der weltweiten Erlöse erwirtschaftet, verzeichnete das Unternehmen deutliche Absatzeinbußen. Im deutschen Markt hatten sich 2023 wie auch im globalen Umfeld Inflation, Zinsentwicklung, hohe Energiepreise und Kaufzurückhaltung bemerkbar gemacht. Westeuropa insgesamt lag ebenfalls unter dem Vorjahreswert, ebenso Osteuropa. Die Belieferung nach Russland hat das Unternehmen komplett eingestellt.
Die Absatzentwicklung in Asien liegt nur leicht unter dem Vorjahresniveau, während Ozeanien deutlichere Rückgänge hinnehmen musste.
Erfreulich hingegen entwickelte sich Afrika mit einem Absatzplus, wobei hier insbesondere Südafrika zulegte. Das Wachstum auf dem afrikanischen Kontinent unterstreicht das Potenzial dieser Schwellenmärkte, das Stihl kontinuierlich ausschöpfen will. 2023 hatte das Unternehmen deshalb zwei neue Marketinggesellschaften in Marokko und Kamerun gegründet, um die Präsenz in den vielversprechenden Regionen Nord- und Zentralafrika stärker auszubauen.
Akku-Segment weiter auf Wachstumskurs
Während der Absatz von Benzin-Produkten deutlich zurückging, legte das Akku- und iMow-Geschäft erfreulich zu. Besonders in Westeuropa und Nordamerika spielt die Antriebsart Akku bereits eine große Rolle, die in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung zunehmen wird.
Stihl will den Absatzanteil der Akku-Produkte bis 2027 auf mindestens 35 % steigern, für 2035 wird ein Anteil von 80 % angestrebt. Die Ausweitung des Stihl Akku-Produkt- und Serviceportfolios läuft auf Hochtouren – sowohl was das handgetragene Produktsortiment betrifft als auch die Einführung neuer sogenannter „Wheeled Products“, also fahrbarer Produkte. So hat Stihl in seinem größten und wichtigsten Markt, den USA, im Januar 2024 beispielsweise den ersten Akku-Zero-Turn-Mower eingeführt - einen Akku-Aufsitzmäher mit Null-Wendekreis-Technik. Allein in den kommenden zwei Jahren sollen weltweit 30 neue Akku-Produkte auf den Markt kommen.
Für die Zukunft gut aufgestellt
Michael Traub führt weiter aus: „Stihl ist seit 2019 um über 30 % gewachsen. Jetzt bewegen wir uns auf eine Normalisierung des Wachstums zu. Unabhängig davon verfolgen wir unsere langfristige Strategie weiter, die doppelte Technologieführerschaft zu erlangen, also die nachhaltige Transformation sowohl im Akku- als auch im Verbrenner-Bereich anzuführen. Die Substitution von benzinbetriebenen Geräten durch akkubetriebene Produkte schreitet rasant voran. Das erfordert unsere volle Kraft zur Transformation, die wir aus einer Position der Stärke angehen. Gleichzeitig bestätigt uns dieser Trend, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir investieren weiter vor allem in die Zukunftstechnologie Akku und sind zuversichtlich, unsere ambitionierten Wachstumspläne zu erreichen.“
So nimmt 2025 ein neues Werk in Oradea, Rumänien, den Betrieb auf, in dem Akku-Geräte gefertigt werden. Hierfür fand Ende März 2024 der Spatenstich statt. Ab Mitte 2024 werden auch am Stammsitz in Waiblingen Akku-Geräte produziert. Und für 2025 hatte das Unternehmen angekündigt, ebenfalls am deutschen Stammsitz in die Eigenfertigung von EC-Motoren für Profi-Akku-Produkte einzusteigen, um die Wertschöpfungstiefe bei akkubetriebenen Geräten weiter zu erhöhen.
Starke Eigenkapitalquote ermöglicht strategische Investitionen
Mit einer hohen Eigenkapitalquote von 65,9 % (Vorjahr: 61,9 %) und einer soliden Bilanzstruktur tätigte die Unternehmensgruppe auch 2023 wesentliche strategische Investitionen unverändert aus eigenen finanziellen Mitteln.
Mit rund 432 Mio. € flossen mehr Mittel als 2022 (404 Mio. €) in neue Technologien sowie den internationalen Fertigungs- und Vertriebsverbund. Die Investitionen übertrafen erneut die Höhe der Abschreibungen. Michael Traub unterstreicht: „Wir planen mittel- und langfristig mit weiterem Wachstum, vor allem im Bereich Akku. Mit unserer langfristigen Investitionsstrategie bereiten wir unseren globalen Produktions- und Fertigungsverbund auf die verstärkte Akku-Nachfrage vor.“
Zu den wesentlichen Maßnahmen zählten unter anderem:
Stihl Inc. in den USA hat 7.800 Quadratmeter für die Fertigung von Akku-Geräten umgebaut. Mit einer Investitionssumme von rund 13 Mio. US-Dollar wurde die Produktion von Stihl Akku-Sägen, Laubbläsern, Astscheren, Trimmern und Kantenschneidern erweitert und so die Fertigung von zehn zusätzlichen Akku-Produkten eingeführt. Weiterhin verdoppelt Stihl Inc. 2023 die Kapazität der AP-Akkupack-Produktion.
Mit der Produktion des Stihl FSA 30 fiel 2023 im chinesischen Qingdao der Startschuss für die Fertigung von Akku-Produkten. Der akkubetriebene Freischneider läuft seit Oktober 2023 über die Fertigungsbänder in der Produktionsstätte in Asien.
Stihl Tirol in Österreich, das Stihl Kompetenzzentrum für bodengeführte Gartengeräte, erhöhte mit drei neuen Montagebändern für Akku-Produkte den Automatisierungsgrad in der Fertigung.
ZAMA auf den Philippinen investierte rund 14,6 Mio. € in einen 11.500 Quadratmeter großen Neubau, um weiteres Wachstum in neue Produktsegmente wie Kabelbäume, technische Textilien und elektromechanische Einspritzsysteme zu ermöglichen.
Stihl Brasilien investiert in den Ausbau seiner Vertriebsstruktur mit zwei neuen Vertriebszentren in Jundiaí in der Region Südost sowie in das im Norden gelegene Benevides.
Mit einer neuen Niederlassung auf Zypern verstärkt Stihl Griechenland seine Präsenz in Südeuropa. In den zentral in der Hauptstadt Nikosia gelegenen Räumlichkeiten befinden sich seit März 2023 sowohl Verkaufsflächen, ein Concept Store als auch eine Werkstatt zu Kontroll- und Servicezwecken.
Stammhaus mit Absatzrückgang
Das deutsche Stammhaus, die ANDREAS STIHL AG & Co. KG, erzielte 2023 einen Umsatz von 1,6 Mrd. € (Vorjahr: 1,8 Mrd. €), was einem Rückgang von 11,4 % entspricht. Die Zahl der Mitarbeitenden an den deutschen Standorten stieg gegenüber dem Vorjahr sogar leicht um 1 % auf 6.003 Beschäftigte zum Stichtag 31. Dezember 2023. Davon arbeiteten 4.268 in Waiblingen, 254 in Ludwigsburg, 494 in Fellbach, 904 in Weinsheim sowie 83 in Wiechs am Randen. Die Stihl Vertriebszentrale AG & Co. KG im hessischen Dieburg zählte 323 Mitarbeitende.
Die Investitionen übertrafen das Vorjahr deutlich und lagen bei rund 163 Mio. € (Vorjahr: 136 Mio. €). Ein Großteil hiervon entfiel auf Gebäude und Bauprojekte, darunter auch das 2023 neu eröffnete Unternehmensmuseum, die STIHL Markenwelt in Waiblingen. Diese macht die fast 100-jährige Geschichte des Unternehmens und der Marke erlebbar.
Auch in neue Maschinen und Anlagen wurde investiert. In Waiblingen wurde unter anderem für drei Millionen Euro eine neue hydraulische Sonderpresse mit speziell abgestimmter Bandanlage angeschafft, die eine flexiblere Produktion ermöglicht.
Stihl bleibt optimistisch
Michael Traub blickt verhalten optimistisch auf das laufende Jahr: „Unter den aktuellen Rahmenbedingungen erhoffen wir uns aus heutiger Sicht für das Jahr 2024 leichtes Wachstum in der zweiten Jahreshälfte.“ Im Fokus steht weiterhin die generelle Erweiterung und Erneuerung des Produktportfolios, sowohl für den privaten als auch für den professionellen Einsatz.