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Beregnung für Neueinsteiger: Nur unter bestimmten Bedingungen lohnenswert

Mehrere Dürren in wenigen Jahren haben viele Landwirte nachdenklich gestimmt. Lohnt die Beregnung auch für Neueinsteiger und welche Kulturen kommen überhaupt infrage? Ein Überblick.

Lesezeit: 10 Minuten

Unsere Autoren: Angela Riedel, Henning Gödeke, Landwirtschaftskammer Niedersachsen

Die aktuellen Marktverwerfungen stellen die Landwirtschaft vor große Herausforderungen. Die Marktpreise für landwirtschaftliche Erzeugnisse sind zwar hoch, aber auch die Preise für Dünger und Energie befinden sich auf Rekordniveau. Hinzu kommt die in weiten Teilen Deutschlands anhaltende Dürre.

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Lohnt sich bei Dieselpreisen von 2 €/l, sowie stark ansteigenden Stromkosten überhaupt noch eine Beregnung, oder ist sie durch die gestiegenen Produktpreise sogar wirtschaftlicher als zuvor? Und ist es jetzt vielleicht sinnvoller, Weizen, oder Raps zu beregnen, weil hier die Preise stärker gestiegen sind?

Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat hierzu ihre langjährigen Versuchsergebnisse ausgewertet und unter der aktuellen Marktsituation beurteilt.

Bauern haben kräftig in Beregnung investiert

In den drei Trockenjahren 2018, 2019 und 2020 konnten die Erträge auf leichten Böden nur durch Beregnung gesichert werden. Auch 2022, wo es wegen des Krieges in der Ukraine und erneuter Dürren zu weltweiten Engpässen kommt, ist die Beregnung wieder ein entscheidender Faktor zur Ertragssicherung.

In den letzten Jahren haben bereits viele Landwirte eine Beregnungsanlage angeschafft. Sie beregneten in 2019 knapp 770.000 ha. Davon lagen rund 360.000 ha allein in Niedersachsen.

Nicht nur die Energiekosten sind in diesem Jahr rasant in die Höhe geschnellt, auch die Anschaffungskosten. Zudem bedeutet beregnen für Sie einen erheblichen Mehraufwand an Arbeit. Außerdem sollten Sie klären, welche Vorteile Ihnen die Beregnung bei den verschiedenen Kulturen in puncto Ertragsabsicherung und Qualitätsverbesserung bringt.

Wenn das geklärt ist, gibt es eine weitere Hürde: Ist vor Ort ausreichend Wasser zur Entnahme und unter welchen wasserrechtlichen Voraussetzungen darf gefördert werden?

Ertragsergebnisse verschiedener Kulturen

Erträge und Qualitäten mit Beregnung

Das Hauptziel der Beregnung ist die Ertrags- und Qualitätssicherung der Ernte. Übersicht 1 zeigt die Mehrerträge von beregneten Kulturen im Vergleich zur unberegneten Variante. Die Ernte fällt wenig überraschend bei fast allen Kulturen üppiger aus. Die Ertragsvorteile lagen im Mittel zwischen +6 % beim Winterraps und +41 % beim Winterweizen.

Neben dem Weizen reagieren Wintergerste, Sommergerste und Kartoffeln besonders stark auf Trockenheit und zeigten deutliche Ertragseinbußen ohne Beregnung. Zuckerrüben, Silomais, Winterroggen und besonders Winterraps zeigen sich dagegen unempfindlicher gegenüber mangelnder Wasserversorgung.

Auch die Erzeugung der notwendigen Qualitäten spielt eine wichtige Rolle bei der Bewässerung. Qualitätsfördernd wirkt eine ausreichende und gleichmäßige Bodenfeuchte während der Hauptwachstumszeit, wodurch auch eine kontinuierliche Nährstoffaufnahme garantiert wird.

Mögliche Vermarktungsprobleme

Die Produktqualitäten beeinflussen zum einen die Absatzmöglichkeiten und zum anderen den erzielbaren Preis. Wenn Sie die vom Abnehmer geforderten Qualitätskriterien nicht einhalten können, müssen Sie häufig Preisabschläge hinnehmen. Im schlimmsten Fall nimmt der Händler die Ware nicht ab oder es wird eine Vertragsstrafe fällig.

Besonders strenge Ausschlusskriterien gibt es z.B. bei Braugerste und Kartoffeln. Ohne Beregnung besteht dadurch in trockenen Jahren ein hohes Risiko von Lieferausfällen, was sowohl für Sie als Landwirt als auch für den Verarbeiter sehr problematisch ist. Letztlich hilft die Beregnung, Wertschöpfungsketten im ländlichen Raum zu erhalten.

Ertrag und Proteingehalt von Braugerste

Übersicht 2 zeigt am Beispiel der Braugerste, wie sehr der Ertrag und die Qualität (Proteingehalt) im Dürrejahr 2018 gelitten haben. Die unberegnete Sommergerste brach ein und erreichte nur etwa 40 % des mit optimaler Beregnung erzielten Ertrages. Der geforderte Maximalwert von 11,5 % Protein wurde ohne Beregnung selbst bei dem niedrigen Stickstoffangebot von 100 kg N/ha (inkl. Nmin) deutlich überschritten.

Mit Beregnung konnte die notwendige Qualität dagegen sicher eingehalten werden. Ohne Beregnung ist es also nicht möglich, an zur Trockenheit neigenden Standorten zuverlässig Braugerste zu erzeugen. Auch bei Speisekartoffeln trägt die Beregnung entscheidend zur Sicherung der erforderlichen Qualitäten bei. Sonst sind Beeinträchtigungen wie Schorf oder Zwiewuchs zu erwarten.

Kosten der Beregnung

Wie wirtschaftlich die Beregnung letztlich ist, hängt von den Mehrerlösen ab. Bei der Kalkulation müssen Sie neben den Ertragsdifferenzen mit und ohne Beregnung auch die unterschiedlichen Qualitäten durch Preisabschläge bei den unberegneten Varianten berücksichtigen. Aus der Differenz zwischen den Mehrerlösen und den Kosten der Beregnung errechnet sich dann die beregnungskostenfreie Leistung für jede Kultur.

Wichtig: Maßgeblich für die Abschätzung der Rentabilität von Investitionen ist immer der mehrjährige Durchschnitt bei Mehrerträgen und Preisen und nicht ein einzelnes Trockenjahr.

Für aktuelle Beregnungsentscheidungen innerhalb der Fruchtfolge ist die Rangfolge der Beregnungswürdigkeit der Kulturen entscheidend. Sie müssen abschätzen, welchen Mehrertrag eine Beregnungsgabe in einer Kultur erreichen kann und wie hoch der erzielbare Produktpreis ist.

Die Höhe der Beregnungskosten spielt natürlich ebenfalls eine wichtige Rolle. Sie sollte bekannt sein, um realitätsnahe Berechnungen der Wirtschaftlichkeit einer Investition oder einer Beregnungsgabe durchführen zu können.

Die variablen Kosten sind verbrauchsabhängig und setzen sich aus den Energie-, den Reparatur- und den Arbeitserledigungskosten, sowie dem Wasserentnahmeentgelt zusammen (wird nicht in allen Bundesländern erhoben). Sie liegen aktuell zwischen 2 und 3 €/mm beim Einsatz einer Trommelberegnungsmaschine mit Starkregner.

Variable Beregnungskosten

Die Übersicht 3 zeigt, wie sich die variablen Beregnungskosten in Abhängigkeit vom Diesel- bzw. Strompreis verändern. Eine Kreisberegnungsanlage ist wegen des deutlich niedrigeren Energiebedarfs und der geringen Arbeitserledigungskosten erheblich günstiger.

Die Festkosten fallen immer an, auch wenn in einem Jahr nicht beregnet wurde. Der Investitionsaufwand für eine komplette Beregnungsanlage liegt häufig zwischen 2.500 und 3.500 €/ha. Daraus ergeben sich jährliche Festkosten für Zinsen und Abschreibung in Höhe von 180 bis 250 €/ha.

Mit einer Beregnungsmaschine für den Einsatz in der Landwirtschaft können etwa 25–30 ha in einem wöchentlichen Turnus beregnet werden. Bei einer Fruchtfolge mit Kulturen, die ihren Beregnungsbedarf zu unterschiedlichen Jahreszeiten haben, z.B. Frühkartoffeln und Mais, kann die Maschine entsprechend besser über das Jahr ausgelastet werden, sodass auch 50 – 60 ha pro Jahr möglich wären.

Bei Kreisberegnungsanlagen ist eine Fläche mit passendem Zuschnitt von mindestens 20 ha nötig. Bei kleineren Flächen steigen die Kosten je ha überproportional an. Die Investitionssumme für eine Beregnungsfläche von 25 ha liegt im Durchschnitt bei etwa 75.000 €.

Wirtschaftlichkeit der Beregnung

Wie die einzelnen Kulturen bei unterschiedlich hohen Marktpreisen und Beregnungsintensitäten abschneiden, geht aus Übersicht 4 hervor.

Den angegebenen Werten liegen die durchschnittlichen Mehrerträge aus den Hamerstofer Versuchen zugrunde. Unterschiede in den Produktqualitäten wurden bei den Preisen berücksichtigt. Zum Beispiel gibt es einen Preisabschlag für unberegnete Speisekartoffeln von 1 €/dt und bei Braugerste muss ohne Beregnung die Hälfte als Futtergerste verkauft werden. Die variablen beregnungskostenfreien Leistungen müssen jedoch noch die jährlichen festen Kosten abdecken.

Die höchste Leistung im langjährigen Mittel und bei einem durchschnittlichen Preis von 11 €/dt mit und 10 €/dt ohne Beregnung erzielten die Speisekartoffeln mit 1.860 €/ha bei optimaler Beregnung. Damit ist die Kartoffel mit weitem Abstand die beregnungswürdigste Kultur im Ackerbau. Sie behält ihre Vorrangstellung bei der Beregnungswürdigkeit auch bei einem deutlich höheren Preisniveau für die anderen Kulturen.

Platz zwei nimmt bei Durchschnittspreisen die Braugerste ein, was auch daran liegt, dass mit der Beregnung nicht nur der Ertrag, sondern auch die Qualität steigt. Der Abstand zum Winterweizen ist jedoch nur gering. Bei hohem Preisniveau und einer hohen Preisdifferenz von 5 €/dt zu Gunsten der Braugerste nimmt die Vorzüglichkeit der Beregnung für die Braugerste gegenüber dem Weizen auf fast 200 €/ha zu. Beträgt der Preisabstand weniger als 1 €/dt, überholt dagegen der Weizen die Braugerste.

Verschiebung der Vorzüglichkeit

Das hohe Preisniveau sorgt also dafür, dass die Beregnung der Getreidearten, mit Ausnahme des Roggens, sehr attraktiv ist. Silomais und Zuckerrüben liegen in der Rangfolge der Beregnungswürdigkeit deutlich dahinter, sofern deren Preise nicht deutlich anziehen.

Bei den meisten Kulturen, mit Ausnahme von Zuckerrüben und Raps, schneidet die optimale Beregnung bei hohen Produktpreisen wirtschaftlich am besten ab. Es kann aber auch sein, dass bei eher durchschnittlichen Preisen eine reduzierte Beregnung rentabler ist, da dies Kosten einspart.

Dennoch ist eine reduzierte Beregnungsstrategie in einigen Kulturen auch bei hohen Preisen meistens notwendig, denn den wenigsten Betrieben steht unbegrenzt Wasser zur Verfügung. Die Behörden limitieren die Wasserentnahmemengen. Oft erlauben sie nur zwischen 60 und 100 mm pro Hektar.

Wirtschaftlichkeit beregnete Kartoffeln

Damit Sie die Grenzen nicht überschreiten, sollten Sie nur die Kulturen mit der höchsten Wertschöpfung optimal beregnen. An erster Stelle stehen hier Speisekartoffeln (Übersicht 4 + 5) und bei entsprechend hohen Preisen auch Braugerste. Der Zusatzwassereinsatz muss in jedem Fall immer so zielgenau wie möglich erfolgen, das heißt nur dann, wenn durch die Gabe eine deutliche Ertrags- bzw. Erlössteigerung möglich ist.

Es kann sogar sinnvoll sein, bestimmte Kulturen mit geringer Beregnungsleistung gar nicht zu beregnen, um für die übrigen Früchte mehr Wasser zur Verfügung zu haben. Am besten eignet sich dafür der Roggen, denn dieser hat eine relativ hohe Trockentoleranz. Roggen kann gerade auf sehr leichten Böden seine Stärken ausspielen und landet daher in der Beregnungsreihenfolge schnell auf den hinteren Plätzen.

Silomais und Zuckerrüben haben wegen der eher niedrigen Mehrerträge ebenfalls eine relativ geringe Beregnungswürdigkeit. Außerdem sind ihre Preise bisher weniger stark angestiegen als bei Getreide oder Raps. Einsparungen beim Beregnungseinsatz sind bei ihnen daher leichter zu verschmerzen. Bei Wasserknappheit sollten Sie hier nur im Notfall zur Abwendung massiver Ertragseinbrüche beregnen.

Beregnen lohnt nicht immer

Wenn Sie beregnen, haben Sie eine deutlich erhöhte Ertragssicherheit, weil die Wasserversorgung auch in trockenen Jahren gewährleistet werden kann. Hinzu kommen Qualitätsverbesserungen.

Trotz gestiegener Kosten ist die Beregnung auf leichten Böden meistens wirtschaftlich, wenn die Erzeugerpreise entsprechend hoch sind. Die Wirtschaftlichkeit ist allerdings abhängig vom Standort und der Fruchtfolge. Bei reinem Getreide- oder Zuckerrübenanbau, sowie durchschnittlichen Preisen lohnt die Beregnung oft nicht. Bei einer Neuinvestition sollten Sie zunächst die wasserrechtlichen Rahmenbedingungen in Ihrer Region klären und noch mal in Ruhe für sich die Kosten und die möglichen Mehrerlöse kalkulieren. Auch die Mehrarbeit sollte Ihnen bewusst sein Ein Schnellschuss aufgrund eines Dürrejahrs kann nach hinten losgehen.

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Die Versuchsdaten

Auf dem Versuchsstandort Hamerstorf im Landkreis Uelzen (schwach lehmiger Sandboden; 33 Bodenpunkte, Speicherkapazität: 100 mm nutzbares Wasser) baut die Landwirtschaftskammer Niedersachsen sechs verschiedene Kulturen an, um in langfristig angelegten Versuchen Antworten auf die oben gestellten Fragen zu finden.

Bei der optimal beregneten Variante startet der Beregnungseinsatz ab 45 – 50 % der nutzbaren Feldkapazität (nFK), bei reduzierter Beregnung ab 25 – 35 % der nFK, also bei deutlich trockenerem Boden. Der durchschnittliche Jahresniederschlag beträgt vor Ort 620 mm bei einer mittleren Jahrestemperatur von 8,8 °C.

Gute Bördeböden aus Löss speichern über 250 mm pflanzennutz­bares Wasser. Die Pflanzen können dadurch erheblich längere Trockenperioden überstehen als bei Sandböden. Daher haben gute Böden einen deutlich geringeren Beregnungsbedarf. Die zu erwartenden Mehrerträge sind dann ebenfalls deutlich geringer als in Hamerstorf. Bei noch leichteren Böden mit geringerer Wasserspeicherkapazität als am Versuchsstandort oder bei trockenerem Klima, wie z. B. in Brandenburg, kann die Beregnung höhere Mehr­erlöse erzielen, jedoch ist auch der Zusatzwasserbedarf höher.

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