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Das leistet der Zürn Seed Terminator

Die Ungras- und Unkrautsamen zermahlen, bevor sie mit dem Kaff aufs Feld gelangen – das verspricht der Seed Terminator. Wir zeigen die Leistungen und Grenzen des Systems.

Lesezeit: 5 Minuten

Unsere Autoren: Christin Böckenförde und Niklas Schulte, LWK Nordrhein-Westfalen

Mit dem Appell „Stop the spread“ stellt der sogenannte Seed Terminator einen neuen Ansatz für die Unkraut- und Ungraskontrolle im konventionellen sowie ökologischen Landbau dar. Das System setzt am Mähdrescher an und vernichtet die keimfähigen Samen in der Kaff-Fraktion.

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Entgegen der sonst üblichen Verteilung der Unkrautsamen über die gesamte Arbeitsbreite per Spreuverteiler, fangen bei Mähdreschern mit dem System zwei mehrstufige Hammermühlen das Kaff auf und zerschlagen das ­or­ganische Material mit 2.250 bis 3.000 Umdrehungen/min. Das macht die darin enthaltenen Samen keimunfähig.

So funktioniert die Technik

Das Herz der Konstruktion bilden zwei Wolframkarbid-beschichtete Rotoren mit flexiblen Schlegeln aus gehärtetem Stahl, die über Keilriemen angetrieben werden. Nach dem Zerschlagen durch die Hammerschlegel werden die Bruchteile durch zwei bis drei fest montierte Siebe geleitet. Das unterstützt die zerstörende Wirkung. Das Ergebnis ist ein feines mehlartiges Pulver.

In der Kabine zeigt ein Monitor verschiedene Parameter an, wie z. B. die Umdrehungsgeschwindigkeit pro Minute oder die Betriebstemperatur der Rotoren und des Getriebes.

Zurzeit sind weltweit über 180 Seed Terminatoren im Einsatz – die meisten davon in Australien unter meist trockenen Bedingungen bei niedrigeren Erträgen. In Deutschland laufen aktuell sechs Mühlen. Hierzulande erfolgt der Vertrieb über Europas Hauptimporteur Zürn Harvesting GmbH & Co. KG.

Montieren lässt sich die Technik an Mähdreschern der Hersteller Claas (Lexion 7 bis 10er-Serie), Case IH, John Deere (S-Serie), New Holland (CR) und Massey Ferguson (9 500). Hinweis: Eine Alternative zum Seed Terminator bietet die Seed Control Unit der Firma Redekop. Diese zerschlägt die Samen mit zwei axialen Rotoren.

Welche ­Wirkungsgrade sind zu erwarten?

Ursprünglich für die trockenen australischen Klimaverhältnisse entwickelt, wurde das System im Jahr 2020 von der Schwedischen Universität der ­Agrarwissenschaften auch unter feuchteren Bedingungen und bei höherem Ertragsniveau auf Funktion und Leistung getestet.

Für eine hohe Effizienz auch bei kurzen Erntefenstern ist neben hohen Wirkungsgraden auch ein störungsfreier Betrieb wichtig. In den Untersuchungen nahm man während der Ernte Proben vom Kaff vor und nach dem Terminator und prüfte sie anschließend in Standard-Keimversuchen. Die Prüfungen fanden in verschiedenen Kul­turen wie Winterraps, Ackerbohnen, Sommergerste und Winterweizen statt.

Die wichtigsten Ergebnisse: Klettenlabkraut, Vogelmiere und Kamille waren die Hauptunkräuter auf dem Standort, deren keimfähige Samen durch den Einsatz des Seed Terminators um 89 bis 94 % reduziert werden konnten. Raps- und Ackerbohnensamen wurden zu 100 % eliminiert. Bei Ausfallgerste lag die Reduktionsrate bei 93 %.

Insgesamt ließ sich feststellen, dass die Reduktionsrate nicht an die Samengröße gekoppelt ist – auch Fuchsschwanzsamen lassen sich gut erfassen. Im Versuch ließen sich zudem gegen Ausfall- bzw. Altraps gute Ergebnisse erzielen. Im Durchschnitt des Versuchs wurde eine Reduktion der lebensfähigen Samen durch den Einsatz der Hammermühlen um bis zu 96 % erreicht.

Fragen und Antworten

Aktuell stellen sich Praktiker einige Fragen, die sich nach einem Erfahrungsaustausch mit zwei ökologisch wirtschaftenden Ackerbaubetrieben wie folgt beantworten lassen:

Welche Druschsysteme eignen sich für das System?

Antwort: Bevorzugt wird es an Rotor- und Hybriddreschern montiert.

In welchen Kulturen funktioniert der Einsatz gut und wo liegt die Grenze?

Antwort: In Getreidebeständen gelingt in der Regel ein reibungsloser Ablauf – Gleiches gilt für Winterraps. An die Leistungsgrenze stößt die Technik in nicht vollständig abgereiften Kulturen und bei starker, grüner Verunkrautung.

Welche Vor- und Nachteile gibt es?

Antwort: Klare Vorteile sind die Kopplung des Druschs mit der Samenzer­störung in einem Arbeitsgang, der störungsfreie Betrieb bei trockenen Be­dingungen und der nach bisherigen Erfahrungen geringe Wartungsbedarf.

Von Nachteil ist der Lärm während des Betriebs sowie die Verstopfungsanfälligkeit bei feuchten Bedingungen und in noch grünen Kulturen bzw. bei Durchwuchs (z. B. bei grüner Kamille in Ackerbohnen). Nachteilig ist auch, dass man den Schneidwerkswagen durch die Kons­truktion nicht mehr am Mähdrescher mitführen kann und – last, but not least – die hohen Anschaffungskosten.

Wie hoch ist der zusätzliche Leistungsbedarf?

Antwort: Je nach Bestandesdichte, Verunkrautung, Feuchtigkeit und Fahr­geschwindigkeit sind ca. 70 bis 100 PS an Mehrleistung erforderlich. Zudem muss man mit der Drusch-Mahl-Kombination durchschnittlich rund 1 bis 2 km/h langsamer fahren. Dadurch erhöht sich der Kraftstoff­verbrauch deutlich (um ca. 5 l/ha).

Ist durch das System ein kompletter Herbizidersatz möglich?

Antwort: Nein, der Einsatz des Seed Terminators ist ergänzend zu sehen. Darin sind sich Betriebsleiter, Entwickler und Vermarkter einig.

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F U C H S S C H W A N Z

Wie viele Samen fallen vor der Ernte aus?

Bei Acker-Fuchsschwanz fallen bereits vor der Ernte einige Samen aus, die sich dann vom Seed Terminator nicht erfassen lassen. Wie viele das in Winterweizen sind, hat das Julius Kühn-Institut (JKI) 2020/21 in Versuchen ermittelt.

Zum Versuchsaufbau: Um die ausfallenden Samen des Acker-Fuchsschwanzes vor der Ernte aufzufangen, wurden Streifen aus wasserdurchlässigem Fleece zwischen den Weizenreihen ausgelegt. Der Samenausfall wurde ab dem Zeitpunkt der Samenreife bis zur Ernte wöchentlich mit einem Akku-Sauger vom Fleece gesaugt und gezählt. Um den Samenverbleib am Acker-Fuchsschwanz zum Erntezeitpunkt zu ermitteln, wurden die Parzellen zum betriebsüblichen Erntetermin (Ende Juli/Anfang August) geerntet und die Anzahl der Samen des Acker-Fuchsschwanzes in den Ernteproben bestimmt.

Die Ergebnisse: In den Versuchen befanden sich alle Ähren des Acker-Fuchsschwanzes über der praxisüblichen Schnitthöhe von 15 cm, sodass sie potenziell durch den Mähdrescher vollständig erfasst werden konnten. An den drei Versuchsstandorten waren zum regulären Erntezeitpunkt noch 31 bis 51 % der insgesamt gebildeten Samen des Ackerfuchsschwanzes an den Pflanzen. Dies zeigt, dass bereits vor der Ernte ein deutlicher Teil der Samen ausfällt und somit nicht in den Mähdrescher gelangt.

Auf Standorten mit hohen Acker-Fuchsschwanzdichten kann die wiederholte Anwendung des Seed Terminators aber dennoch dazu beitragen, den Sameneintrag in den Bodensamenvorrat nachhaltig zu reduzieren. Bei anderen wichtigen Ungrasarten wie Weidelgras wurde in Australien und Spanien ein deutlich höherer Samenverbleib von 85 % bestimmt. Diese Ungrasarten scheinen gegenüber dem Acker-Fuchsschwanz daher auch ein höheres Potenzial für den Einsatz des Seed Terminators zu bieten.

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