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topplus Pflanzenschutz in Zuckerrüben

Die richtige Strategie für gesunde Rüben

Die Zahl der Fungizidwirkstoffe in den Rüben sinkt. Allerdings schaffen Notfallzulassungen für kupferhaltige Mittel Abhilfe. Hier die Empfehlungen für die Rübensaison 2023.

Lesezeit: 8 Minuten

Ein Fachbeitrag von Dr. Larissa Klein vom Verband Baden-Württembergischer Zuckerrübenanbauer e.V.

SCHNELL GELESEN

Die Intensität der Fungizidbehandlung in Rüben richtet sich insbesondere nach dem Wetter und den Sortenanfälligkeiten.
Kontrollieren Sie Ihre Bestände sorgfältig auf Blattkrankheiten. Sobald die Schadschwellen erreicht werden, sind ­unmittelbare Behandlungen erforderlich.
Wechseln Sie bei den Strategien ­unbedingt die Wirkstoffe, um weitere ­Resistenzbildungen zu vermeiden.
Notfallzulassungen gibt es in diesem Jahr für mehrere Kontaktfungizide auf Kupfer-Basis.

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Die Rübenaussaat verschob sich in diesem Jahr durch starke Niederschläge und kühle Temperaturen in fast allen Regionen bis in die zweite Aprilhälfte hinein. Das zerrte so manchem Anbauer an den Nerven. Da kam dann die gute Nachricht, dass die ersten Notfallzulassungen für Fungizide und Kupferpräparate eingetroffen sind, gerade recht. Dadurch ist auch für dieses Jahr die Behandlung von Blattkrankheiten gesichert. Mit der nun zur Verfügung stehenden Auswahl an Mitteln und Kontaktfungiziden ist es möglich, auch Resistenzen vorzubeugen.

Generell ist die Kontrolle von Blattkrankheiten durch den Wegfall von Epoxiconazol allerdings schwieriger geworden. Die Anzahl der verfügbaren Wirkstoffe schwindet weiter. So sind auch die beiden Mittel Sphere und Mercury Pro in dieser Saison nicht mehr zugelassen – ihre Aufbrauchfrist ist Ende letzten Jahres abgelaufen.

Welche Intensität ist sinnvoll?

Um den Blattapparat möglichst lange gesund zu erhalten, ist der Einsatz bzw. die Kombination mit einem Kupferpräparat unerlässlich. Ein gut entwickelter und gesunder Blattapparat kann zu hohen Rüben- und Zuckerertragszuwächsen im Herbst führen.

Allerdings: Bei sehr späten Behandlungsterminen ist unbedingt die Wartezeit der Produkte zu beachten. Auch die Wirtschaftlichkeit einer späten Behandlung ist oft nicht mehr gegeben. Generell empfehlen wir daher Maßnahmen bis maximal Mitte September (Einzelfälle sind betriebsindividuell zu entscheiden). Richten Sie die Intensität unbedingt nach dem Wetter aus. Beachten Sie bei mehrfacher Behandlung zudem den Wechsel zwischen den Wirkstoffen, um weitere Resistenzen zu vermeiden.

Im letzten Jahr war durch die extreme Wetterlage vielerorts keine oder nur eine einmalige Behandlung erforderlich. Die hohen Temperaturen von weit über 30 °C bremsten die Ausbreitung der Pilze vielerorts. Lediglich die beregneten Flächen kämpften mit einem sehr hohen Druck – hier waren teils bis zu drei Behandlungen nötig.

Geringerer Fungizideinsatz in gesunden Sorten

Grundsätzlich ist eine blattgesunde Sorte besonders in den Starkbefallsgebieten (bei Beregnung) oder in Tallagen wichtig. Bei der Auswahl haben auch in diesem Jahr die Sortenangaben der Arbeitsgemeinschaften geholfen. Sie zeigen, welche Sorten sich bei hohem Cercosporadruck eignen und wie blattgesund sie sind.

In Regionen mit regelmäßigem Starkbefall haben einige Anbauer auch auf neue Züchtungen zurückgegriffen – und zwar auf die sogenannten CR+-Sorten. Sie kosten etwas mehr, können sich jedoch in Gebieten mit starkem Cercosporabefall lohnen. Wirkungsvoll sind diese Sorten aber nur dann, wenn Cercospora der dominierende Pilz ist. Generell sind die CR+-Sorten nicht vollständig resistent, sondern nur deutlich weniger anfällig gegenüber dem Pilz. Das heißt, dass auch sie eine Behandlung gegen Cercospora und andere Erkrankungen benötigen – allerdings lässt sich der Mitteleinsatz reduzieren.

Neben einer standortangepassten Sortenwahl ist die Witterung für Infektionen entscheidend. Generell ist eine feucht-warme Witterung ideal für das Wachstum und die Ausbreitung von Pilzsporen. Doch auch der jeweilige Schlag selbst spielt eine Rolle. Oft sind Flächen stärker betroffen, die unmittelbar neben Rübenschlägen oder -mieten aus dem Vorjahr liegen.

So erkennen Sie ­Blattflecken

Nachfolgend werden die Krankheiten kurz beschrieben. Denn sie haben etwas unterschiedliche Optimal-Bedingungen.

 Cercospora  ist die wirtschaftlich bedeutendste Krankheit. Für sie sind feucht-warme Bedingungen über 20 °C mit einer hohen Luftfeuchtigkeit ideal. Ein Befallsbeginn ist ab Mitte Juni zu erwarten, ca. 4 bis 6 Wochen nach Reihenschluss. Typische Symptome sind hellbraune bis hellrote Blattflecken mit einer rot-braunen Umrandung. Dieses Schadbild unterscheidet sich klar von Ramularia und Rost.

Der  Rübenrost  ist insbesondere durch seine charakteristischen bräunlich-roten Pusteln zu erkennen, die von einem gelben Hof umgeben und rund 0,5 bis 1,5 mm groß sind. Die Pusteln breiten sich bereits ab 10 °C aus, verstärkt ab 15 bis 22 °C. Die bevorzug­te Temperatur liegt somit unterhalb der optimalen Bedingungen für Cercospora.

Auch  Ramularia  bevorzugt etwas kühleres Wetter (16 bis 20 °C), aber ebenso eine hohe Luftfeuchte von über 70 %. Die Flecken sind mit 3 bis 8 mm etwas größer, unregelmäßig und haben einen hellen Kern. Hier reißt das befallene Gewebe – in der Folge stirbt der Blattapparat vollständig ab. Ein Befall tritt üblicherweise von Anfang Juni bis in den September hinein auf.

Bereits anhand der Witterung können Sie somit erste Schlüsse auf die Blattkrankheiten ziehen. Insgesamt ist Cercospora am weitesten verbreitet – diese Krankheit richtet auch den wirtschaftlich größten Schaden an. Verwechseln Sie Cercospora vor allem im Anfangsstadium keinesfalls mit  Pseudomonas-Flecken! Diese sind größer und unregelmäßiger in der Form. Meist verursacht der Erreger dieser Blattflecken keinen größeren Schaden. Die Symptome treten oft nach mechanischer Verletzung durch Hagel oder Starkregen auf. Weil der Verursacher der Pseudomonas-Flecken ein Bakterium ist, wirken Fungizide nicht. Die Bakterien vermehren sich unter kühleren Bedingungen (10 bis 20 °C). Trockene, warme Witterung stoppt ihre Verbreitung.

Der  Echte Mehltau  tritt auf Rübenblättern hingegen vermehrt bei starken Schwankungen zwischen Tag- und Nachttemperaturen auf. Taubildung, hohe Luftfeuchtigkeit und Temperaturen über 25 °C befeuern die Blattkrankheit weiter. Der schmutzig grauweiße, mehlartige Myzel-Belag verursacht bei zeitnaher Bekämpfung nur einen geringen Schaden. Ohne Behandlung führt er – ebenso wie die anderen Blattkrankheiten – zu einer geschädigten oder abgestorbenen Assimilationsfläche. Dadurch verliert die Rübe Zuckergehalt und der Zuckerertrag sinkt.

Tipp: Nehmen Sie bei der Bestandskontrolle eine Lupe mit, um Pusteln und Ränder der Flecken auf den Blättern besser entdecken und bestimmen zu können. Die Lupe hilft, das richtige Schadbild zu identifizieren.

Beginnen Sie mit der Kontrolle auf Blattkrankheiten je nach Region und Standort Anfang Juni und ergänzen Sie damit die Monitoring-Aktivitäten des örtlichen Pflanzenschutzdienstes. Sobald beim Monitoring erste Funde vorliegen und die Schadschwelle überschritten ist, geht ein Warnhinweis an die Landwirte in den Regionen raus. Behalten Sie Ihre Bestände dann weiterhin im Blick.

Um sich einen guten Überblick über den Schlag zu verschaffen, sollte man mindestens 100 Rübenblätter betrachten und bewerten. Der richtige Zeitpunkt der Erstbehandlung ist ausschlaggebend für den Erfolg. Von einer zu frühen Maßnahme ist abzuraten. Sie fördert Resistenzen und entspricht nicht der guten fachlichen Praxis.

Eine erste Behandlung wird erforderlich, wenn bis Ende Juli die Schadschwelle von 5 % befallener Blätter erreicht wird. Zwischen dem 1. und 15. August erhöht sich die Schadschwelle auf 15 % befallener Blätter und ab der zweiten Augusthälfte auf 45 % befallener Blätter. Generell sollte die Zweitbehandlung 2 bis 4 Wochen nach der ersten Applikation stattfinden. Dabei gelten die gleichen Schadschwellen wie bei der ersten Behandlung. Sind Folgemaßnahmen notwendig, gelten 45 % befallener Blätter als Schwellenwert. Eine Behandlung wirkt rund 2 bis 3 Wochen, je nach Witterung und Standort. Wichtig ist, eine Folgebehandlung in jedem Fall zeitlich gut abzustimmen – es dürfen keine Verzögerungen auftreten.

Empfehlungen zu Fungizidstrategien zeigt Übersicht 1 auf Seite 50. Eine Auflistung weiterer Fungizide mit deren Wirkungen, Auflagen und Kosten ist in Übersicht 2 dargestellt. Bringen Sie die Präparate möglichst unmittelbar nach Erreichen der Schadschwelle aus, möglichst bei Temperaturen von unter 25 °C. An heißen Sommertagen ist es am besten, früh morgens oder spät abends zu behandeln. Ein leichter Taubelag am Morgen wirkt sich sogar positiv aus.

Für den ersten Behandlungstermin gibt das Monitoring bzw. der Warndienst eine grobe Orientierung, ersetzt aber keinesfalls den eigenen Kontrollgang durch den Bestand. Wichtig ist auch, die volle Aufwandmenge der Fungizide auszubringen, um einerseits eine optimale Wirkung zu erzielen und andererseits Resistenzen vorzubeugen.

Mittel immer mit Kontakt­fungiziden kombinieren?

Eine Kombination mit Kontaktfungiziden ist immer vorteilhaft, egal, ob die Strobilurine noch wirken oder nicht. Denn zum einen verstärkt das die Wirkung und zum anderen schützt es die Azole möglichst lange vor dem sogenannten Shifting. Beim Shifting handelt es sich um ein langsames Nachlassen der Fungizidwirkung. Die Resistenzen der Strobilurine treten hingegen plötzlich durch Punktmutationen auf.

Welche Mittel per Notfallzulassung in dieser Saison einsetzbar sind, ist der Übersicht 3 zu entnehmen (Stand: Mai 2023). Beachten Sie in jedem Fall auch die Höchstmenge von Kupfer, die ausgebracht werden darf.

In Regionen mit starkem Cercosporabefall, wie z. B. in Südbayern, wirken Strobilurine oftmals nicht mehr. Hier sind Azole in der Spritzfolge empfehlenswert. Zeigen die Strobilurine dagegen noch eine Wirkung, empfiehlt es sich, bei der ersten Behandlung ein Strobilurin zuzumischen, um dann zum folgenden Applikationstermin auf Azole zu wechseln. Der Wirkstoffwechsel ist in jedem Fall wichtig. Sind die Bedingungen ungünstig, kann die Zugabe eines Additivs die Benetzung verbessern, um so zusätzlich den Wirkungsgrad zu erhöhen.

Fazit

Die Zuckerrüben mit Fungiziden zu schützen, ist wichtig, um die späte Vegetationsperiode auszunutzen. Denn zu dieser Zeit lagert die Rübe den Zucker ein. In den letzten Wochen des Wachstums benötigt die Rübe deshalb ihre vollständige Assimilationsfläche.

Auch in diesem Jahr stehen uns einige Mittel per Notfallzulassung zur Verfügung. Wichtig ist zum einen die punktgenaue erste Applikation zum richtigen Termin und zum anderen der Wirkstoffwechsel. Verwenden Sie die volle Aufwandmenge und geben Sie möglichst ein Kupferpräparat hinzu. Wirken die Strobilurine noch, sollten Sie zwischen Wirkstoff und Behandlung wechseln, um Resistenzen vorzubeugen.

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