Der Umweltausschuss des Europaparlaments hat sich vergangene Woche gegen die Neuzulassung des Totalherbizids Glyphosat ausgesprochen, solange nicht weitere Untersuchungen durchgeführt wurden. In einem Entschließungsantrag fordert der Ausschuss mehrheitlich die Veröffentlichung der Herstellerstudien, die bei der Unbedenklichkeitsbewertung durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) Berücksichtigung fanden.
„Wir sollten diese Untersuchungen veröffentlichen und mit einer Zulassung warten, bis das geschehen ist“, erklärte Berichterstatter Pavel Poc von den tschechischen Sozialisten. Er verwies auf die Eingruppierung von Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ durch die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC). „Bevor das Zulassungsverfahren einer dermaßen häufig benutzten Substanz fortgeführt wird, muss jede Ungewissheit ausgeräumt werden“, so Poc. Die Vorlage wurde im Ausschuss durchaus kontrovers diskutiert.
Die britische Konservative Julie Girling betonte, sie könne den Entwurf nicht unterstützen, da er sachliche Fehler enthalte. „Auch ärgere ich mich, wenn mir gesagt wird, dass die EFSA nicht mehr glaubwürdig ist, nur weil ihr Gutachten manchen Ausschussmitgliedern nicht gefällt“, so Girling. Schließlich sei der Umweltausschuss der EFSA-Einschätzung von Neonikotinoiden auch gefolgt. Wenn man die Ergebnisse der EFSA und des IARC über einen Kamm schere, vergleiche man Äpfel mit Birnen. Das Plenum wird voraussichtlich in der Sitzungswoche vom 11. bis zum 14. April in Straßburg entscheiden, ob es sich die Haltung des Umweltausschusses zu eigen macht.
Keine Panikmache
Der CDU-Europaabgeordnete Dr. Peter Jahr rief dazu auf, die Debatte zu versachlichen und die Auswirkungen eines Glyphosat-Verbots auf die landwirtschaftliche Praxis zu bedenken. „Wenn Ideologie den Raum ergreift, dann bleibt die Wahrheit auf der Strecke“, monierte der Sachse. Gleichzeitig kritisierte er die Bundesregierung dafür, in der Frage keine klare Haltung zu zeigen, denn schließlich gründe sich die positive EFSA-Bewertung ja auf Vorarbeiten des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Den in einer glyphosat-kritischen Studie angeführten Vergleich der Rückstandsmengen in menschlichem Urin mit Grenzwerten in Trinkwasser hält Jahr für unzulässig.
Auch die österreichische Christdemokratin Elisabeth Köstinger warnte vor Panikmache. „Bei der Diskussion um Glyphosat dürfen wir nicht vergessen, dass Experten im Einsatz sind. Wir müssen endlich sachlich werden. Eine reine Blockade gegen anerkannte Wissenschaft ist zu wenig“, betonte die ÖVP-Abgeordnete. Pflanzenschutzmittel gehörten zu den bestkontrollierten Substanzen weltweit.
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