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Körnerleguminosen: Für Lebensmittel und Industrie produzieren

Körnerleguminosen sind längst nicht mehr nur billige Eiweißfuttermittel. Auch die Lebensmittelindustrie hat Erbsen, Ackerbohnen, Lupinen und Soja entdeckt und sucht Landwirte als Vertragspartner.

Lesezeit: 4 Minuten

Ein Fachbeitrag von Petra Zerhusen-Blecher und Prof. Dr. Tanja Schäfer, FH Soest

Stets mehr Menschen verzichten teilweise oder ganz auf Fleisch. Rund 10% der Bevölkerung in Deutschland ernährt sich vegetarisch, etwa 1 bis 2% rein pflanzlich, also vegan. Die Nachfrage bringt Bewegung in das Angebot im Lebensmittelhandel. Dort wächst das Sortiment stetig. Der Umsatz mit vegetarischen und veganen Lebensmitteln lag 2019 schon bei über 1 Mrd. €. Fleischersatzprodukte und pflanzliche Lebensmittel werden bei den Konsumenten, vor allem bei der Generation ab 1980 und jünger, immer beliebter.

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Körnerleguminosen:Raus aus der Esoterik-Nische

Treibende Faktoren für den Markt alternativer Proteinquellen sind u. a. die Nachfrage der Verbraucher nach nachhaltigen, klimaschonenden und möglichst tierfreundlichen und auch regionalen Nahrungsmitteln. Inzwischen haben sich alternative Produkte aus der Ecke „seltsamer und weltfremder“ Rezepte und Nahrungsmittel herausgewagt. Der Markt bietet, abgesehen von Hülsenfrüchten „pur“, eine Vielzahl interessanter und wohlschmeckender Produkte auf Basis pflanzlichen Eiweißes an: Tofu und Tempeh auf Sojabasis, Milch- und Fleischalternativen aus Erbsenprotein, Eiweißbrote mit Ackerbohnen, Brotaufstriche auf Lupinenbasis und vieles mehr. Sogar Fleischunternehmen, allen voran die Rügenwalder Mühle, sehen die Chancen, die sich durch die erhöhte Nachfrage nach Erbsen-Nuggets, Soja-Hackfleisch und WeizenFrikadellen ergeben und investieren in nichttierische Proteine.

Vielzahl von Anbietern

Verarbeiter von Erbsen: In den vergangenen Jahren haben sich im deutschen Markt verschiedene, innovative, regional als auch überregional agierende, kleine bis große Marktpartner im Bereich Lebensmittelvermarktung für Körnererbsen, Ackerbohnen, Soja und Lupinen etabliert.

GMO-, Allergenfreiheit, Proteingehalt und -qualität, eine nahezu 100%ige Verwertbarkeit, Preis, Verfügbarkeit und das Image waren und sind wichtige Aspekte der Emsland Group für die Wahl und erfolgreiche Verarbeitung der gelben Palerbse. In den Werken in Golßen und Emlichheim wurden 2019 annähernd 42% aller in Deutschland erzeugten Erbsen aus heimischem Vertragsanbau zu Erbsenstärke, Erbsenproteinisolat und Erbsenfaser verarbeitet. Hier schließen sich zahlreiche Anwendungen nicht nur im Lebensmittelbereich an. Während z.B. das auf vegane Produkte spezialisierte Unternehmen endori food GmbH & Co. KG das Erbsenproteinisolat in Fleischersatzprodukten wie Burgern, Nuggets oder Hack verarbeitet, wird Erbsenstärke neben dem Lebensmitteleinsatz auch im Non-Food-Bereich als Zusatzstoff in Klebestoffen, Bioplastik und Beton eingesetzt.

In 2023 wird Prodapi MV GmbH mit dem Produktionsstandort in Neubrandenburg ebenfalls in die Erbsenverarbeitung einsteigen. Mit einer geplanten jährlichen Verarbeitung von 66.000 Tonnen gelber Palerbse werden 12.000 Tonnen Protein, 28.000 Tonnen Stärke und 5.000 Tonnen Erbsenfasern produziert.

Verarbeiter von Ackerbohnen, Lupinen und Soja: Im niedersächsischen Cadenberge hat sich die Firma Fava-Trading GmbH & Co. KG als Zweigniederlassung der Raisa eG entwickelt. Hier werden heimische Ackerbohnen mit speziellen Reinigungsverfahren und optischen Sortierungen nach verschiedenen Qualitätsparametern gereinigt, sortiert und geschält. Die Roland Beans GmbH, ein Joint Venture der Roland Mills United GmbH & Co. KG und der Raisa eG, übernimmt die weitere Verarbeitung und den Vertrieb der erzeugten Mehle und Schrote in den Lebensmittelsektor z.B. für Backwaren, Panaden, Fleischwaren, Extrudate oder Pasta.

Aus einem vom Bundesforschungsministerium geförderten Projektvorhaben hat sich die Firma Prolupin GmbH gegründet, die sich auf die Gewinnung von Lupinenproteinisolaten, Öl, Mehl und Fasern aus der blauen Süßlupine als Zutat für zahlreiche Lebensmittel spezialisiert hat. Alternative Molkereiprodukte werden z.B. unter dem Markennamen „Made with Luve“ angeboten. Aufgrund des allergenen Potentials müssen Lupinen und ihre Bestandteile in Nahrungsmitteln auf Verpackungen deklariert werden und sind daher nicht uneingeschränkt für jeden genießbar. Die in Süddeutschland ansässige Taifun-Tofu GmbH hat sich ganz auf die Herstellung von Tofu-Produkten spezialisiert. Die Bio-Sojabohnen stammen von ca. 170 Biolandwirten aus Deutschland, Österreich und Frankreich. Taifun-Produkte werden in nahezu allen Naturkostläden und Reformhäusern in Deutschland angeboten.

Viel Bewegung auf dem heimischen Körnerleguminosenmarkt

Innovative Unternehmen, Start-ups, Vereine oder Erzeugergemeinschaften beschäftigen sich mit der Verarbeitung von Hülsenfrüchten und der Herstellung von einem Strauß von interessanten Produkten wie Pasta, Brot und Backwaren, Aufstriche, Burger, Snacks, Milchalternativen u. v.m. Viele dieser Produkte werden über Online-Shops angeboten oder finden den Weg zum Verbraucher über Angebote bei Direktvermarktern, regionalen Lebensmittelhändlern oder auch über die Gastronomie.

Fazit: enormes Potenzial

Die rasante Entwicklung von neuen Produkten auf Basis von Hülsenfrüchten zeigt das enorme Potential der Eiweißpflanzen für die Ernährung, aber auch für die heimische Landwirtschaft. Um die hohe Qualität der verarbeiteten Hülsenfrüchte sicherzustellen, wird in Deutschland gerne auf die Möglichkeit des Vertragsanbaus zurückgegriffen. Anbauverträge bieten den landwirtschaftlichen Betrieben verlässliche Rahmenbedingungen über den Zeitraum von mindestens einem Wirtschaftsjahr und können ein gutes Vermarktungsmodell für die erzeugten Hülsenfrüchte darstellen.

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