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Grünland: Top Erträge trotz Wetterextremen?

Trockenheit und Regen setzen dem Grünland zu. Allerdings lässt sich vorbeugen! Nachfolgend finden Sie Tipps für langfristige Maßnahmen und Empfehlungen für das Frühjahr 2024

Lesezeit: 5 Minuten

Unsere Autorin: Katharina Weihrauch, Grünland- und Futterberaterin Bioland Hessen

Mit dem ersten Schnitt fährt man sowohl mengenmäßig als auch qualitativ den wesentlichen Teil des Grundfutters ein. Daher ist eine optimale Nährstoffversorgung der Bestände zu Vegetationsbeginn besonders wichtig.

In der Praxis erfolgt die Düngung jedoch häufig erst dann, wenn die Vegetation bereits im vollen Gange ist. Dadurch wird sowohl Trockenmasse- als auch Proteinertrag verschenkt.

Schnell gelesen

  • Die Nährstoffversorgung auf Grünland funktioniert am besten langfristig – insbesondere unter extremen Witterungsverhältnissen.

  • Für resilientere Grünlandböden ist eine kontinuierliche Nährstoffrücklieferung wichtig, auch in trockeneren Phasen.

  • Wer Gülle separiert, schafft Lager­volumen und kann die Flüssigphase auch bei Trockenheit noch gut einsetzen.

  • Im Frühjahr reicht es häufig zu schleppen und/oder zu ­striegeln; ein Reinigungsschnitt ist meist nicht notwendig.

  • Nachsaaten im Frühjahr sind nur in Ausnahmefällen sinnvoll – warten Sie ­damit besser bis zum August.

Wappnen Sie Ihr Grünland

Früh auf die Flächen zu kommen, ist allerdings herausfordernd: Nicht selten wechselten sich in den letzten zehn Jahren überdurchschnittliche Nässe und extreme Trockenheit ab: Auf mehreren Standorten fielen im gesamten April ­sogar weniger als 5 mm Regen.

Unter diesen Bedingungen helfen auch chemisch-synthetische Dünger nicht weiter, denn auch sie benötigen Mindestniederschlagsmengen, um in den Boden eingewaschen und von der Pflanze aufgenommen zu werden.

"Stellen Sie Ihr Grünland klimaresilienter auf!"
Katharina Weihrauch

Der Schlüssel, um insgesamt die Toleranz der Böden gegenüber extremen Wetterlagen zu verbessern, ist eine kontinuierliche Nährstoffnachlieferung. Allerdings lässt sich dies nicht durch eine einmalige Maßnahme im Frühjahr gewährleisten. Vielmehr ist Folgendes ganzjährig im Grünlandmanagement zu beachten, um top Erträge im Futterjahr zu erzielen:

  • Wichtig ist eine stabile, lockere Bodenstruktur ohne Verdichtungen, damit die Böden Niederschlagswasser gut aufnehmen können und dennoch tragfähig bleiben.

  • Für eine gute Bodenstruktur ist ein an die Bodenart angepasster pH-Wert unerlässlich.

  • Stabile Ton-Humus-Komplexe setzen ein gesundes Bodenleben voraus, das ausreichend mit organischer Substanz versorgt sein muss.

  • Eine dichte und tragfähige Narbe wird von stabilen Untergräsern (Deutsches Weidelgras, Wiesenrispe) gebildet sowie von Ausläufern des Weißklees durchzogen. Letzterer erfordert eine ausgeglichene P- und K-Versorgung sowie ein angepasstes Nutzungsregime.

Gülleseparation richtig nutzen

Da die Lagerkapazitäten nach den andauernden Niederschlägen in einigen Betrieben erschöpft sind, sollten Sie die Option der Gülleseparation prüfen. Durch das Herauspressen der festen Bestandteile lässt sich das notwendige Lagervolumen um etwa 10 % reduzieren.

Wer die Flüssigphase auf ≥ 5 % Trockensubstanz abpresst, kann sie bei gegebenenfalls folgender Frühjahrstrockenheit optimal nutzen: Denn dieser Flüssigdünger sickert leicht in den Boden ein und wird auch auf trockenen Böden gut von der Pflanze aufgenommen. Mittels Schleppschuhverteilern lässt sich das flüssige Substrat hygienisch auch in höhere Futterbestände ausbringen. Je abgetrockneter der Standort und je sonniger die Wetterlage, umso mehr empfiehlt sich die Ausbringung in den Abendstunden. Weil dann die Luftfeuchtigkeit höher ist, trocknen die Güllebänder nicht so schnell ein – das senkt die Stickstoffverluste.

Hat man keine eigenen Lagerstätten und ist die Kooperation mit einer Biogasanlage möglich, kann die feste Phase hier sehr gut zum Einsatz kommen. Während 1 m³ rohe Rindergülle etwa 25 m³ Gasertrag liefert, bringt die separierte feste Phase 120 m³ Gas je t.

Nährstoffversorgung sicherstellen

Prüfen Sie die Ausbringtechnik frühzeitig! Nicht selten entdeckt man technische Mängel erst dann, wenn die Ausbringung ansteht. Beginnen Sie mit der Gülleausbringung am besten so früh wie möglich, zunächst auf den flachgründigen Standorten.

Prüfen Sie anhand der Bodenproben unbedingt die pH-Werte. Eine Erhaltungskalkung (etwa 3 t/ha alle vier Jahre) ist bis zu einer Aufwuchshöhe von etwa 15 cm möglich. Ideal sind kohlensaure Kalke. Aufgrund ihrer geringeren Reaktivität sind bei einer nachfolgenden Gülleausbringung keine Stickstoffverluste zu befürchten.

Ganz im Gegenteil: Passende pH-Werte sind die Voraussetzung für eine effiziente Stickstoffverwertung. Bei Werten unter pH 5 sind nur noch etwa 30 % des Stickstoffs pflanzenverfügbar – 70 % des Stickstoffs können die Pflanzen nicht ertragsbildend verwerten. Durch anschließendes Schleppen rieselt der Kalk in den Bestand ein. Bei der Ernte des ersten Aufwuchses ist dann auf eine ausreichende Arbeitshöhe zu achten.

Reinigungsschnitt: sinnvoll oder nicht?

Einige Bestände sind zu hoch in den Winter gegangen. Schneeschimmel und verstärkter Mäusebefall können die Folge sein. Wägen Sie allerdings genau ab, ob ein Pflegeschnitt im Frühjahr notwendig ist. In jedem Fall wird er sich negativ auf den Ertrag des ersten Schnittes auswirken, im besten Fall verbessert er dessen Qualität.

Je mehr Futterreserven im Betrieb vorhanden sind und je größer die zu befürchtenden qualitativen Einbußen sind (z. B. Rohascheanteil), umso eher ist ein Pflegeschnitt sinnvoll. Auf den meisten Praxisflächen reicht Schleppen oder Striegeln, um abgestorbene Pflanzenteile aus dem Bestand zu kämmen, die Belüftung zu verbessern und die Bestockung anzuregen.

Gezielt Schleppen und Striegeln

Die Pflege per Schleppe oder Striegel empfiehlt sich auf Flächen mit Wildschäden oder bei verstärkter Maulwurfaktivität (senkt die Rohaschegehalte).

Auf das Abschleppen verzichten können Sie hingegen, wenn keine offenen Bodenstellen sichtbar sind, die Aufwüchse kurz in den Winter gegangen sind oder durch eine Schafbeweidung bereits eingekürzt und belüftet wurden. Auch wenn das Gras schon höher gewachsen ist, lohnt es sich, Maulwurfshaufen zu striegeln bzw. zu schleppen. Dass sich das Gras wieder aufstellt, zeigen Erfahrungen aus 2023.

Nachsaat im Frühjahr nur in Ausnahmefällen!

Grünlandpflanzen sind als Winterung zu verstehen, somit lässt sich eine Frühjahrsnachsaat mit der Saat von Wintergetreide im März bzw. April vergleichen – prinzipiell ist das nicht sinnvoll.

Als Ausnahme gilt, wenn man offenen Boden bedecken muss, wie z. B. nach Winterweide oder Wildschäden. Dann ist im Frühjahr die Direktsaat gegenüber der Striegel-Breitsaat vorteilhaft. Walzen Sie die Saat danach ausreichend an, um den Bodenschluss zu gewährleisten und späteres Vertrocknen zu verhindern.

Sind keine offenen Stellen zu schließen, können Sie das Saatgut zwar gerne im Frühjahr einkaufen, wenn noch ausreichend empfohlene Sorten verfügbar sind. Bringen Sie die Nachsaat aber erst ab August aus.

"Nachsaaten ab August sind erfolgreicher als im Frühjahr."
Katharina Weihrauch

Tipp: Rotklee gezielt nutzen

Wer Rotklee sät, erhöht die Nutzungselastizität im Dauergrünland. So lassen sich auch bei (zu) später Düngung bzw. verzögertem Erntetermin gute Proteinerträge erzielen. Rotklee erreicht auch in Trockenphasen noch annehmbare Futtererträge.

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