Frage:
Ich habe vor dem Regen 1,4 t/ha Branntkalk (körnig) auf Getreidestoppel ausgebracht. In den darauffolgenden Tagen hat es ca. 30 l geregnet. Auf der Fläche soll nun Raps folgen. Was passiert chemisch, wenn der Branntkalk durch die Niederschläge gelöscht wird? Wie steht es um den Wirkungsgrad?
Antwort:
Bei einem so starken Regen nach der Ausbringung von Branntkalk wird dieser mit Wasser reagieren, ablöschen und in die wirksame Form Ca(OH)2 (Löschkalk) übergehen. Ein Teil des Kalkes wird mit dem Sickerwasser in die obere Bodenschicht eingewaschen, wobei die OH--Ionen die H+-Ionen neutralisieren und den pH-Wert anheben. Die Ca++-Ionen verknüpfen die Ton- und Humuskolloide zu Ton-Humus-Komplexen, der Vorstufe der stabilen lebendverbauten Krümel.
Da sich ein Branntkalkkorn nicht so gut löst wie ein Stickstoff- oder Kalikorn, verbleiben an der Bodenoberfläche noch schmierige Kleckse, die durch CO2-Aufnahme vermörteln oder verkrusten können und sich erst später wieder lösen. Deshalb sollte, sobald der Boden ohne Verdichtung befahrbar ist, eine Bearbeitung erfolgen, die diese Kleckse mit dem Mineralboden vermischt und so die Wirksamkeit des Branntkalks verbessert. In Summe verliert der Branntkalk unter den beschriebenen Bedingungen nicht an Wirkung, sie wird lediglich verzögert.
Die beste Wirkung bringt Branntkalk körnig, wenn er bei trockener Witterung ausgebracht wird, ein bis zwei Tage Zeit bekommt mit der Luftfeuchtigkeit und dem Tau zu reagieren und dann mit dem Boden vermischt wird.
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Unser Experte: Max Schmidt, Kalk- und Bodenspezialist
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