Weitere top agrar Print + Digital Abonnements finden Sie
hier.
„Es braucht eine große Moortransformation, um die Klimaziele zu erreichen“, fordert das Vorwort des „Mooratlas2023 – Daten und Fakten zu nassen Klimaschützern“. Diesen haben die Heinrich-Böll-Stiftung und ihre Partner vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Michael Succow Stiftung, Partner im Greifswald Moor Centrum gestern veröffentlicht.
Was kann der Mooratlas?
Der Mooratlas ist erstellt worden, „weil uns deutlich geworden ist, wie relevant die Flächen für den Kilmaschutz sind“, sagt Dr. Imme Scholz, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung. International seien entwässerte Flächen für knapp 4 % der Treibhausgase verantwortlich, in Deutschland für gut 7 %. Damit seien Moore auch weltweit ein wichtiger Faktor, um die Klimaziele zu erreichen. Ziel ist, diese Emissionen durch wiedervernässte Moore auf knapp 0 % zu bekommen.
In dem 50 Seiten umfassenden Atlas beleuchten jeweils zweiseitige Beiträge alle Fragen rund ums Moor. Dabei lenken die Autorinnen und Autoren den Blick auch auf die weltweiten Auswirkungen von natürlichen und entwässerten Mooren.
Scholz fordert in diesem Zuge ein internationales Abkommen zum Schutz intakter Moore sowie zur Wiedervernässung von entwässerten Flächen. Dabei solle auch ein umfassendes Monitoring stattfinden, denn noch wisse man zu wenig. „Die verschiedenen Quellen des Mooratlas haben teils unterschiedliche Aussagen getroffen“, sagt Scholz.
Dennoch stehe fest: Wiedervernässte Flächen würden nicht nur dem Klimaschutz zugutekommen. Die weltweit rund 2 Mio. ha Moor seien auch Wasserspeicher – vor allem über den Winter – und kühlten damit die Landschaften.
Neue nasse Landschaften
„Wir müssen hin zur Wertschöpfung und weg von der zehrenden Nutzung“, sagt Jan Peters von der Michael Succow Stiftung. Das Wiedervernässen sei meist kein aktiver Prozess sondern eher ein Rückbau der Entwässerungsanlagen. Auch die Landwirtschaft würde dann von besserer Wasserrückhaltung profitieren.
Für die „neuen nassen Landschaften zum Leben und Wirtschaften“, wie Peters die Flächen nennt, müsse man unbedingt mit Landnutzern und Landnutzerinnen zusammenarbeiten. Dabei müsse es neben der kompetenten Beratung auch finanzielle Unterstützung geben.
Pauschale Zahlungen pro Hektar lehnt Peters ab. Angemessener wären Beträge, die maßnahmenspezifisch gezahlt würden. In den Paludikulturen, die dann auf den wiedervernässten Flächen wachsen würden, sieht Peters ein unglaubliches Potenzial. Daraus könnte z.B. Dämmmaterial hergestellt werden. Aus seiner Sicht würden Preisgarantieren einen enormen Nachfrageschub verursachen.
Wiedervernässung per Enteignung?
„Andererseits brauchen wir eine Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren für Wiedervernässungs- und Naturschutzmaßnahmen“, fordert Olaf Brandt vom BUND. Nur so könnten auch die Bewirtschafterinnen und Bewirtschafter mitgenommen werden.
Photovoltaikanlagen könnten auch eine Möglichkeit sein, die vernässten Flächen zu nutzen. Allerdings kommt dies aus seiner Sicht nur für stark degradierte Flächen infrage. Dazu brauche es zudem eine Leitlinie.
Wichtig ist Brandt, dass bei der Wiedervernässung mit den Landwirten und Landwirtinnen zusammengearbeitet wird. Dennoch könne es im allerletzten Schritt auch zu Enteignungen kommen, warnt Brandt. Er fordert von der Politik dies auch offen und transparent zu kommunizieren.