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Ohne Crispr/Cas ist die Welternährung in Gefahr

Wenn wir die Genschere Crispr/Cas jetzt blockieren, machen wir uns schuldig, dass die Menschheit in 30 Jahren nicht mehr genug zu Essen hat, meint Prof. Hückelhoven.

Lesezeit: 5 Minuten

Ohne den Einsatz von Gentechnik könnte die Menschheit in 30 Jahren nicht mehr vollständig ernährt werden. Das sagte Prof. Ralph Hückelhoven vom Lehrstuhl für Phytopathologie der TU München-Weihenstephan (TUM) am Dienstagabend bei einer Veranstaltung der Jusos in Freising.

Thema des Abends war „Crispr/Cas: Genschere auf dem Acker: Chancen und Herausforderungen“. Hückelhoven hob hervor, dass das molekularbiologische Werkzeug in der Pflanzenbiologie ein ganz normales und effizientes Zuchtverfahren darstelle, zitiert der Münchner Merkur. Es mache die Züchtung von Nutzpflanzen präziser, schneller und günstiger. Das Verfahren eröffne Möglichkeiten, Kulturpflanzen widerstandsfähiger gegen schädliche Pilze, Viren und Bakterien zu machen. Krankheitsbedingten Ertragsverlusten könne vorgebeugt, der Einsatz von Pestiziden minimiert werden.

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Die Pflanzen könnten auch hitze- und dürreverträglicher gemacht werden, was in Zeiten des Klimawandels wichtig sei. All das sei eine Frage der Ethik, meinte der Wissenschaftler laut der Zeitung. „Wenn wir die Technologie jetzt blockieren, machen wir uns schuldig, dass die Menschheit in 30 Jahren nicht mehr genug zu Essen hat.“

Wissenschafter für Änderung der GVO-Gesetzgebung

Vor genau einem Jahr hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) in der Rechtssache C-528/16 geurteilt, dass auch die neuen Gentechnikverfahren wie CRISPR & Co. unter die europäische Gentechnik-Regulierung fallen.

Genome-Editing-Verfahren wird rechtlich als Gentechnik eingestuft. Das bedeutet, dass sie der Freisetzungsrichtlinie unterliegen, mit der sehr strenge Zulassungs- und Kennzeichnungsverpflichtungen verbunden sind. Deren Umsetzung und Kontrolle sind jedoch problematisch, da derzeit nicht nachweisbar ist, ob neue Züchtungstechniken verwendet wurden.

Zahlreiche namhafte europäische Wissenschafter appellierten anlässlich der einjährigen Entscheidung an die EU, die Nutzung neuer präziser Zuchtmethoden zur Verbesserung von Kulturpflanzen zu vereinfachen. Dadurch soll eine nachhaltige Entwicklung von Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion auch in Zeiten des Klimawandels und des Bevölkerungswachstums ermöglicht werden, heißt es laut aiz.info in einer öffentlichen Stellungnahme an das neu gewählte EU-Parlament und die EU-Kommission.

"Die neuen Verfahren wie CRISPR/Cas erlauben die präzise Züchtung, bei der die gleichen positiven Genomveränderungen ohne die begleitenden 'Schäden' im Erbgut erzielt werden können", so Ortrun Mittelsten Scheid, Gruppenleiterin am Gregor-Mendel-Institut für Molekulare Pflanzenbiologie (GMI).

Diese minimalen Veränderungen durch die neuen Präzisionsverfahren könnten nachträglich nicht mehr von den gleichen Mutationen aus den Zufallsverfahren unterschieden werden. Eine Einfuhr von außerhalb der EU genomeditierten Kulturpflanzen in die EU sei daher problemlos möglich, während innerhalb der EU die Zulassung eigener Züchtungen erschwert wird.

Die Weltbevölkerung wächst, und zahlreiche Pflanzenarten sind durch den Klimawandel mit längeren Phasen der Trockenheit bedroht. Die Unterzeichner fordern daher eine Anpassung der veralteten GVO-Gesetzgebung und Harmonisierung mit anderen Staaten, um auch kleineren Forschungsinstituten und Produzenten in der EU die Züchtung zu erleichtern. Dies sei ein wichtiger Beitrag Europas zur Nahrungssicherheit und auch zu den von der UNO formulierten nachhaltigen Entwicklungszielen (Sustainable Development Goals).

Raiffeisenverband fordert Rechtssicherheit

Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) kritisiert, dass seit dem Urteil nichts passiert sei. "Die Bundesregierung ist in dieser Sache zerstritten und die Diskussion auf europäischer Ebene verläuft bisher leider sehr schleppend. Das muss ein Ende haben. Die EU-Institutionen, nicht zuletzt die künftige Kommission, müssen hier dringend handeln“, sagte DRV-Hauptgeschäftsführer Dr. Henning Ehlers.

Generell bedauert der DRV, dass der EuGH mit seiner Entscheidung eine Situation geschaffen hat, in der die Forschungsergebnisse führender Wissenschaftler nicht beachtet werden. Sie haben gezeigt, dass Mutationen durch neue Züchtungstechniken nicht von natürlich auftretenden Mutationen zu unterscheiden sind. Ehlers: „Die Nutzung von Innovationen in der Pflanzenzüchtung ist durch das EuGH-Urteil deutlich erschwert worden. Wir müssen aufpassen, dass Deutschland, und ganz Europa, im Vergleich mit anderen Ländern nicht den Anschluss an wichtige Entwicklungen verlieren.“

BUND: Jede Gentechnik muss risikogeprüft werden

Naturschützer, wie BUND-Vorstand Hubert Weiger, sehen das ganz anders. Er kritisiert, dass das Urteil immer noch unter Beschuss steht: „Ein Jahr nach dem Urteil des EuGH müssen wir feststellen, dass weiter versucht wird, die klare Einstufung neuer Gentechnikverfahren als Gentechnik zu umgehen und damit Risikoprüfung, Kennzeichnung, Zulassung und Transparenz bei der neuen Gentechnik zu vermeiden. Der BUND fordert deshalb, dass die Europäische Kommission den Rufen nach Deregulierung der neuen Gentechniken eine Absage erteilt. Das schafft Rechtssicherheit für Erzeuger sowie Lebensmittelunternehmen, die ohne Gentechnik arbeiten."

Weiger appelliert an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und an die neue Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen, dass auch bei CRISPR & Co. zuerst das europäische Vorsorgeprinzip gelten muss. Jede Gentechnik müsse risikogeprüft, zugelassen und gekennzeichnet werden. Nur so hätten Verbraucher weiter die Wahlfreiheit, keine Lebensmittel mit gentechnisch veränderten Organismen (GVO) zu kaufen.

"Der EuGH hat ganz deutlich gemacht: Gentechnik ist jeder technische Eingriff in die DNA. Mit den neuen Verfahren kann viel tiefer ins Genom eingegriffen werden als bisher, bis hin dazu, dass DNA grundlegend umgebaut oder Organismen künstlich erschaffen werden. Dies muss klar dem europäischen Gentechnikrecht unterliegen", so Weiger.

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