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Reihenkultur: Unkrautkontrolle in Raps neu gedacht

Mit seinem enormen Kompensationsvermögen eignet sich Raps gut für den Anbau als Reihenkultur. Dies ermöglicht neue Wege in der Unkrautbekämpfung, wie Versuche aus Thüringen zeigen.

Lesezeit: 6 Minuten

Unsere Autoren: Katrin Ewert und Richard Sander, Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR)

In der Praxis erfolgt auf vielen Winterrapsflächen eine einmalige Behandlung mit Herbiziden im Vorauflauf (VA) oder im frühen Nachauflauf (NAK). Häufig kommen dabei die vollen Aufwandmengen zum Einsatz, ohne die genaue Unkrautzusammensetzung des Standortes zu kennen. Die gute Unkrautunterdrückung des Winterrapses bei idealen Witterungsbedingungen gerät dabei schnell in Vergessenheit.

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Herbizideinsätze werden herausfordernder

Für Probleme bei der Herbizidleistung sorgen neben dem kurzen Anwendungsfenster dieser Maßnahme (von Ende August bis Anfang September) immer öfter lang anhaltende Trockenheiten und hohe Temperaturen. Oft muss die Ausbringung von Bodenherbiziden im Vorauflauf auf trockene Böden erfolgen, sodass die gewünschten Wirkungsgrade ausbleiben.

Aufgrund der umfangreichen Anwendungsbestimmungen clomazonehaltiger Herbizide (NT127, 145, 146, 149, 152, 153, 155 bzw. 154) ist der Einsatz dieser Mittel in den letzten Jahren zurückgegangen. Dadurch nahm der Einsatz des Wirkstoffes Metazachlor (enthalten z.B. in Butisan Kombi, Butisan Gold, Fuego, Fuego Top, Nimbus CS u.a.) zu.

Mittlerweile werden aber Metazachlor und dessen Metaboliten vermehrt in Oberflächengewässern nachgewiesen. Aus diesen Gründen empfiehlt es sich, die Möglichkeiten der Nachauflaufanwendungen stärker zu nutzen. Hierfür sind immer mehr Produkte, wie z.B. Runway, Fox, Stomp Aqua oder Effigo verfügbar. Mit der Einführung des Belkar-Systems, bestehend aus Belkar + Synero 30 SL, kann man nun die Unkrautbekämpfung vollständig auf den Nachauflauf verschieben.

Neue Wege gehen

Insgesamt wird für Landwirte auch die mechanische Unkrautbekämpfung immer interessanter. Gründe hierfür sind

  • die abnehmende Akzeptanz des chemischen Pflanzenschutzes in der Gesellschaft,
  • die zunehmenden Anwendungsbestimmungen bei den Herbiziden,
  • der Wegfall von Wirkstoffen sowie
  • eine zunehmende Resistenzentwicklung vor allem bei Ungräsern.

Mit der mechanischen Unkrautbekämpfung im Winterraps besteht die Möglichkeit, Herbizide einzusparen oder ganz zu ersetzen. Denn mit der Hacke lassen sich z.B. Ausfallraps bzw. Ausfallgetreide sowie Ungräser zwischen den Reihen gut bekämpfen. Zunehmend sind hierfür moderne und leistungsfähige Geräte verfügbar.

Allerdings ist witterungs- und bodenbedingt der optimale Einsatzzeitpunkt eingeschränkt. Jeder mechanische Eingriff in den Boden fördert den Humusabbau und die Erosion. Hinzu kommen ein zunehmender Arbeitszeitbedarf und Kraftstoffverbrauch. Des Weiteren besteht bei der mechanischen Unkrautregulierung auch die Gefahr, dass die Werkzeuge die Kulturpflanzen verletzen oder herausreißen. Deshalb ist es im Vorfeld wichtig, die Reihenweiten bei der Aussaat exakt auf das Hackgerät abzustimmen.

Versuche zur mechanischen Unkrautkontrolle angelegt

Das Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR) befasst sich seit 2018 mit der mechanischen Unkrautbekämpfung in Winterraps und hat 2020 ein Landesprojekt zur „Einsatzreduzierung von Herbiziden durch die Anwendung von mechanischen Alternativverfahren“ ins Leben gerufen. Angesiedelt ist es bei der Thüringer Lehr-, Prüf- und Versuchsgut GmbH in Buttelstedt. Der Winterraps ist eine zentrale Kultur im Projekt, da man ein hohes Einsparpotenzial bei den Rapsherbiziden sieht.

Mittlerweile konnte man im Winterraps in Thüringen zahlreiche Versuche durchführen und Erfahrungen sammeln. Eine Auswahl erster Versuchsergebnisse zeigt Übersicht 1. Es wurden Versuche auf Betrieben in Mockzig und Buttelstedt mit Praxistechnik durchgeführt sowie Exaktversuche in den Versuchsstationen Dornburg und Friemar mit Parzellentechnik angelegt.

Während die Witterung im Herbst 2019 und 2020 von starker Trockenheit geprägt war und sich ideal für die mechanische Unkrautbekämpfung präsentierte, führten widrige Witterungsbedingungen im Herbst 2021 dazu, dass nicht alle geplanten Versuche bzw. Versuchsglieder zur richtigen Zeit gehackt werden konnten. Neben der unbehandelten Kontrolle wurden folgende vier Varianten angelegt:

  1. 2,5 l/ha Butisan Kombi im Vorauflauf,
  2. Hackeinsatz zu EC 12 bis 14,
  3. Hackeinsatz zu EC 12 bis 14 plus 0,25 l/ha Belkar zu EC 14 bis 16 und
  4. Hackeinsatz zu EC 12 bis 14 gefolgt von 1,0 l/ha Korvetto im folgenden Frühjahr.

Erkenntnisse aus zwei Jahren

Zu den bekannten Wirkungslücken des in der Variante 1 eingesetzten Butisan Kombi (Kornblume, Stiefmütterchen oder Ackerhellerkraut) kam es aufgrund der Trockenheit zum Applikationszeitpunkt zu weiteren Wirkungsschwächen.

Die Versuchsergebnisse der Varianten 2 bis 3 zeigen, dass das Hacken in Winterraps eine gute Möglichkeit darstellt, um die erste Welle von Ausfallgetreide, Ungräsern und Unkräutern vor allem zwischen der Kulturreihe einzudämmen und auf Vorauflaufherbizide gänzlich zu verzichten.

Eine besondere Bedeutung ist der Möglichkeit zu zusprechen, den zwischen den Reihen auflaufenden Ausfallraps zu reduzieren. Die Unkräuter in der Reihe entwickelten sich jedoch weiter. Vor allem bei Fehlstellen nutzten die Unkräuter den Platz, um sich auszubreiten. Es wurde aber auch deutlich, dass nicht auf allen Versuchsflächen ein starker Unkrautdruck herrschte. So konnte sich der Winterraps bei wüchsigen Bedingungen schnell etablieren und die vereinzelt auftretenden Unkräuter unterdrücken. Dadurch musste nicht auf jeder Versuchsfläche ein Nachauflaufherbizid angewendet werden und die Unkrautbekämpfung endete mit dem Hackgang (Variante 2).

Auf Flächen mit stärkerer Verunkrautung hat man anhand des übrig gebliebenen Unkrautbesatzes entschieden, welches NA-Herbizid zum Einsatz kommen sollte. Hierfür ist mittlerweile eine immer größer werdende Produktpalette verfügbar: Kornblume, Kamille und Klatschmohn lassen sich mit Runway bekämpfen.

Fox erfasst im Nachauflauf neben Weg- und Löselsrauke auch Erdrauch und Ackerkrummhals. Ab dem sechsten Laubblatt ist Stomp Aqua gegen Klatschmohn und Ackerkrummhals einsetzbar. Hierbei sind aber die Anwendungsbestimmungen NT145, 146 und 170 zu beachten. Belkar bzw. der Belkar Power Pack (Belkar + Synero 30 SL) bekämpft eine breite Mischverunkrautung inklusive Storchschnabel, Ackerhellerkraut, Hirtentäschel und einen mittleren Raukenbesatz.

In Kombination mit einem vorherigen Hacken hat sich der einmalige Einsatz von 0,25 l/ha Belkar (Variante 3) als sehr gute Kombination in den Versuchen herausgestellt. Wurde im Herbst auf ein Herbizid verzichtet, besteht im Frühjahr noch im Notfall die Option, mit z.B. 1,0 l/ha Korvetto (Variante 4) Kamille, Kornblume, Klettenlabkraut, Storchschnabel oder Mohn einzudämmen.

Vielversprechender Ansatz

Die Versuche zeigten 2019 und 2020, dass die kombinierten Varianten kein schlechteres Ergebnis hervorbringen als die rein chemischen Verfahren. Teilweise wiesen die kombinierten Ansätze sogar bessere Wirkungsgrade als die chemische Standardvariante auf. Begünstigt wurden die Ergebnisse durch die trockenen Witterungsverhältnisse im Herbst dieser beiden Jahren. Die Wirkung der Vorauflaufherbizide blieb hierbei oftmals aus, die Hackmaßnahmen konnte man dagegen zum optimalen Zeitpunkt durchführen.

Nicht zu vernachlässigen bei diesen Verfahren ist allerdings die Bekämpfung von Ungräsern und Ausfallgetreide. In einzelnen Versuchen musste man vor dem Hacken bereits ein Graminizid einsetzen, da das Ausfallgetreide zum Entwicklungsstand 12 bis 14 des Rapses bereits in großen Mengen aufgelaufen war. Dies hatte zur Folge, dass die Kamera des Hackgerätes die Rapsreihe nicht erkannte.

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Hacke-Bandspritze: Hacken und Spritzen in einer Überfahrt

Eine interessante Möglichkeit, das Hacken und Spritzen in einem Arbeitsgang zu kombinieren, besteht mit einer Hacke-Bandspritze. Diese Technik konnte man am Versuchsstandort Bösleben mit einer 18-reihigen, kameragesteuerten Hacke-Bandkombination der Firma Schmotzer testen.

In einem Arbeitsgang hat man zu BBCH 12 bis 14 gleichzeitig zwischen den Reihen gehackt und 0,2 l/ha Runway + 0,5 l/ha Fox im Band in der Reihe ausgebracht. Dieses Vorgehen zeigte im Versuch eine sehr gute Wirkung. Sowohl zwischen als auch in den Reihen konnte man so die Unkräuter zuverlässig bekämpfen. Beim Einsatz der Bandspritze bei 50 cm Reihenabstand wurden effektiv nur ca. 20 cm benetzt. Das Herbizideinsparpotenzial je ha beläuft sich bei diesem Verfahren somit auf ca. 60%. Weitere Versuche sollen auch in anderen Kulturen in der nächsten Saison mit dieser Technik erfolgen.

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