Eine Rekordernte an Rüben 2017/18 im Rheinland und rekordverdächtig niedrige Preise auf dem Weltmarkt: Mit gemischten Gefühlen blicken die Landwirte auf der Mitgliederversammlung des Rheinischen Rübenbauerverbandes (RRV) in die Zukunft.
Die anwesenden Landwirte taten ihren Unmut über die niedrigen Rübenpreise kund: „Letzten Samstag habe ich zwei Pizzen mit zwei Tonnen Rüben bezahlt“, ruft ein Zuschauer aus der Menge. Gemeint waren die Preise für Überrüben, die für 7,50 €/t in den Export gehen. Auch andere Anbauer fürchten die zurzeit niedrigen Preise am Weltmarkt. Bernhard Conzen, Vorsitzender des RRV, weist hier auf die hohen Schwankungen am Weltmarkt hin, auf die sich die Rübenbauer einstellen müssen: „Das Rad auf der Welt läuft anders. Wenn der Ölpreis auf 100 $ steigt, die Brasilianer den Rohrzucker in Ethanol stecken und der Rübenpreis auf 45 € klettert, wollen alle wieder zur Rübe zurück“, sagte er.
NRW will gegen Wettbewerbsverzerrungen vorgehen
In der vergangen Ernte war der Zuckerertrag mit 16 t/ha hervorragend. „Die hohen Erträge unterstreichen die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Rüben“, sagte Hans Leser vom Landwirtschaftsministerium in NRW. Doch was bringen hohe Erträge in einem ungleichen Wettbewerb? In der EU fördern noch mehrere Mitgliedsstaaten die Rübenanbauer mit gekoppelten Zahlungen. „Elf EU-Mitgliedsstaaten subventionieren ihre Rübenbauern mit durchschnittlich 7 €/t“, berichtete Dr. Peter Kasten, Geschäftsführer des RRV. Das Landwirtschaftsministerium in NRW will sich gegen diesen ungleichen Wettbewerb einsetzen“, versprach Leser.
Pfeifer & Langen konzentriert sich auf Deutschland
Mit dem Wegfall der Quote hat auch Pfeifer & Langen (P&L) seine Anbauflächen ausgedehnt. Vergangene Woche endete die Kampagne im P&L Werk in Jülich nach 138 Tagen. Lang anhaltende Nässe erschwerte die Ernte im Rheinland. Der Geschäftsführer der P&L, Frank Walser, betonte aber, dass P&L keinen Mehrzucker produziert. Das Plus an Rübenzucker ersetzt komplett den vorher importierten Rohrzucker. Auch das Werk in Rumänien wird geschlossen, um ausschließlich in Deutschland zu produzieren. P&L will in 2018 daher 100 Mio. € in die Werke investieren: In Jülich und Appeldorn sollen neue Silos entstehen, in Lage ein neuer Rübenhof.
Verbot von Neonikotinoiden für Rübenbeize steht bevor
Dr. Helmut Schramm, Geschäftsführer der Bayer CropScience GmbH in Deutschland, sieht weitere Herausforderungen auf die Branche zukommen. In diesem Jahr entscheiden die EU-Mitgliedsstaaten über ein Neonikotinoid-Verbot im Rübenanbau. „Fällt die Beizung des Saatgutes mit Produkten auf Basis von Clothianidin, Thiamethoxam und Imidacloprid weg, werden Schädlinge wieder auftauchen, die im hiesigen Rübenanbau eigentlich keine Rolle mehr spielen“, warnte er. Im Verbotsfall kommen dann nur noch Pyrethroide als Beize infrage.
Reine Pyrethroidbeizen wirken zwar gut gegen bodenbürtige Schädlinge (Springschwänze, Tausendfüßler), die von den neonicotinoid-haltigen Beizen bekannte langanhaltende Wirkung gegen Blattläuse bleibt jedoch aus. Das ermöglicht die Rückkehr von Vergilbungsvirosen, die bei früher Infektion hohe Ertragseinbußen nach sich ziehen.