Wer heute als Sauenhalter mehr als 1 Mio. € investiert, braucht Mut und verlässliche Rahmenbedingungen. Beides hat Simon Gerster (26). Der Ferkelerzeuger aus Attenweiler im Landkreis Biberach, der den Betrieb mit seinen Eltern Peter und Hannelore bewirtschaftet, hat 2020 einen Vertrag mit der Edeka Südwest über das Hofglück-Programm unterschrieben. Damit verpflichtete er sich, die Sauenhaltung und Ferkelaufzucht innerhalb von acht Jahren auf Haltungsform Stufe 4 umzustellen und die sonstigen Vorgaben des Programms, wie die Verpflichtung zum Langschwanz, sofort umzusetzen.
Die Umstellung auf die höhere Haltungsstufe bedeutet für den jungen Betriebsleiter einen finanziellen Kraftakt. Aktuell investiert er für seine Herde mit 112 Sauen in 720 Ferkelaufzuchtplätze mit Strohhaltung und Ausläufen, in 35 Jungsauenplätze sowie in Ausläufe für die Deck- und Wartesauen. Zusätzlich baut er noch eine Mehrzweckhalle für die Strohlagerung und zum Abstellen von Maschinen. Die Investitionskosten dafür betragen 1,35 Mio. €. Davon sind rund 1,2 Mio. € über das Agrarinvestitionsförderungsprogramm mit 40 % Zuschuss förderfähig.
250.000 für freie Abferkelung
Weitere 250.000 € muss Gerster in den Jahren 2026/27 in den Umbau seiner Abferkelabteile investieren, weil das Programm eine freie Abferkelung in 7,5 m2 großen Buchten vorschreibt. Die gesamte Umstellung auf das Hofglück-Programm kostet den Sauenhalter somit rund 1,6 Mio. €.
Möglich ist diese gewaltige Investition nur, weil Gerster seit seiner erstmaligen Zertifizierung für das Hofglück-Programm den höheren Preis von 86 € netto für das 25 kg-Ferkel erhält. Darauf kommt aktuell noch ein Bonus von 14,70 € pro Ferkel, der Gewichtszuschlag von 1,50 € pro kg sowie die Impfzuschläge. Weitere 15 € pro Ferkel winken ihm, wenn er die freie Abferkelung umgesetzt hat.
Der Sauenhalter vermarktet seine Ferkel über die Erzeugerorganisation (EZO) Süd, die die Abnahmeverträge und -preise mit der Edeka Südwest aushandelt. „Wie teilen den Mehrwert der Hofglück-Schweine, den wir von der Edeka bekommen, partnerschaftlich zwischen Mäster und Ferkelerzeugern auf“, sagt EZO-Vorstandsmitglied Johannes Buhl, der Gersters Ferkel mästet. Aktuell hat die EZO die Hofglück-Verträge mit der Edeka Südwest um weitere zehn Jahre bis 2034 verlängert, sodass auch Gerster bis dahin eine Abnahme- und Preisgarantie für seine Tiere hat.
„Mit diesen Preisen kann ich trotz des hohen Arbeitsaufwandes von derzeit 24 Stunden pro Sau und Jahr meine Vollkosten decken“, sagt Gerster. Allerdings rechnet er dabei auch die Tierwohlförderung über das FAKT-Programm des Landes Baden-Württemberg ein. „Ohne diese Prämien würde es eng werden“, gibt der Sauenhalter zu.