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Prämienauszahlung in NRW: Wo bleibt das Geld?

2022 hat Landwirt Matthias M. den Grundantrag für die Agrarumwelt­maßnahme „NRW Buntbrache“ gestellt und im vergangenen Jahr die Mischung ausgesät. Doch auf die Auszahlung der Prämie wartet er noch.

Lesezeit: 5 Minuten

Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben".

Etwas für die Biodiversität tun und gleichzeitig eine finanziell interessante Prämie von 1620 €/ha erzielen – warum nicht?“, dachte sich Landwirt Matthias M.* vor zwei Jahren und stellte im Frühsommer für 3 ha seiner Ackerfläche den Grundantrag für die fünfjährige Agrarumweltmaßnahme „NRW Buntbrache“.

Im vergangenen Frühjahr säte er dann fristgerecht die Mischung aus. Die Resonanz seitens der Bevölkerung einige Wochen später war mehr als positiv. „Alle Welt erfreute sich an der Blütenvielfalt – nicht nur Insekten, sondern auch vorbeikommende Spaziergänger“, bekam der Landwirt ein positives Feedback. Viele sprachen ihn auf die „schön blühenden Flächen“ an.

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Kein Geld eingegangen

Worauf der Landwirt allerdings nach wie vor wartet, ist die Auszahlung der Prämie. „Die Auszahlung der Agrarumweltmaßnahmen ist im ersten Quartal 2024 vorgesehen. Dieses endet am 31. März“, hatte es noch seitens der EU-Zahlstelle der Landwirtschaftskammer NRW geheißen. Doch die Kontoauszüge des Landwirts sagen etwas anderes. Das Geld ist noch nicht da.

Nach Ansicht von Matthias M. ist es ein Unding, dass das Geld nicht fristgerecht ausgezahlt wurde. „Als Bauern müssen wir uns beispielsweise bei der Antragstellung oder bei Aussaatterminen strengstens an die vorgegebenen Fristen halten. Warum hält sich die Landwirtschaftskammer nicht an die Spielregeln? Von der positiven Resonanz der Bevölkerung allein kann ich nicht leben. Als Landwirte kalkulieren wir doch mit dem Geld, beispielsweise wenn größere Reparaturen auf dem Betrieb anstehen.“

Ursprünglich hatte es 2022 sogar geheißen, Landwirte könnten 10% ihrer Ackerflächen als „Buntbrache“ anlegen. „Das wären bei uns fast 15 ha gewesen“, erzählt der Landwirt weiter. „Jetzt bin ich froh, dass die maximal mögliche Fläche pro Betrieb auf 3 ha begrenzt wurde  – sonst würde ich ja noch auf viel mehr Geld warten.“

Warum verzögert sich Auszahlung?

Sind die gestiegenen Zinsen ein Grund für die verzögerte Auszahlung? „Bei mir geht es um knapp 5000 €. Aber wenn man alle teilnehmenden Betriebe zusammennimmt, kommt doch viel Geld in die Staatskasse“, so seine Vermutung. Gut heißen kann er das Ganze jedenfalls nicht. „Eigentlich kann ich meine Berufskollegen nur davor warnen, sich im Rahmen der neuen Antragsperiode für die „Buntbrache“ zu entscheiden – zumindest, wenn sie auf eine pünktliche Auszahlung der Prämie Wert legen.

Was ihn an dem derzeitigen Prämiensystem generell stört, sind die verschiedenen Auszahlungstermine. „Früher wusste man: Das Geld kommt Ende Dezember“, sagt Matthias M. Doch gerade, wenn sich Landwirte an verschiedenen Programmen beteiligen, wird es schwieriger, den Überblick zu behalten. „Da blickt doch keiner mehr durch“, so sein persönliches Fazit.

Nicht verlässlich?

Von ähnlichen Erfahrungen berichtet auch Biobauer Lukas S*: „In den vergangenen Jahren war die Prämie für den ,Ökologischen Landbau‘ spätestens am 10. Februar auf dem Konto.“ Doch es wurde Ende Februar und Anfang März – auf dem Konto des Landwirts tat sich in Sachen Prämienzahlung jedoch nichts. Trotz mehrmaliger Nachfrage bei der Landwirtschaftskammer konnte ihm von den dortigen Mitarbeitern keiner sagen, wann die Prämie ausgezahlt wird, wurde der Landwirt auf unbestimmte Zeit vertröstet.

Durch eine Systemumstellung käme es zu der Verzögerung, wurde ihm als Grund genannt. „Gerade nach einem Jahr wie dem letzten mit einer schwierigen Ernte und schlechten Preisen muss doch Verlässlichkeit gegeben sein. Als Landwirte benötigen wir Planungssicherheit“, betont Lukas S. Bei ihm macht die ­Prämie für den Ökologischen Landbau immerhin rund 50% der gesamten Prämiensumme aus. „Statt Geld bekommt man ein Gefühl des Ausgeliefertseins“, so der Biobauer. „Man fragt sich, was da falsch läuft.“

Abgestraft?

Die Namen Matthias M. und Lukas S. sind frei erfunden – die Landwirte, die hier zu Wort gekommen sind, gibt es aber in der Realität. Sie haben sich an das "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben" gewandt. Doch im Bericht auftauchen möchte keiner von beiden mit seinem richtigen Namen – zu groß ist die Sorge, beim nächsten Mal von der Landwirtschaftskammer abgestraft bzw. benachteiligt zu werden.

Was ist schief gegangen?

Noch Mitte März hatte die Landwirtschaftskammer auf Nachfrage des Wochenblattes mitgeteilt, die Auszahlung der Agrarumweltmaßnahmen (AUM) werde bis Ende März erfolgen. Ganz geklappt hat das dann doch nicht: Anfang April waren nach Angaben der Pressestelle die Maßnahmen „Mehrjährige Buntbrache“, „Getreideanbau in weiter Reihe“ und „Anbau mehrjähriger Wildpflanzen“ noch nicht ausgezahlt.

Auch über die Prämien der anderen AUM konnten Landwirtinnen und Landwirte in diesem Frühjahr erst später verfügen als im Vorjahr. Dazu die Landwirtschaftskammer: „Ein früherer Zeitraum, wie beispielsweise im Vorjahr, als die Prämie „Ökologischer Landbau“ bereits im Februar ausgezahlt werden konnte, war in diesem Jahr nicht möglich. Dies ist auf die umfangreichen Änderungen im Rahmen der Agrarreform und die damit verbundenen neu umzusetzenden Maßnahmen zurückzuführen.“

Hinzu kamen nicht erwartete Probleme mit den für die Berechnung und Prüfung der Auszahlungen verwendeten Programmen, heißt es vonseiten der Kammer weiter. Insbesondere die Verknüpfungen zwischen den verschiedenen Maßnahmen hätten zu Fehlern ­geführt, sodass der Auszahlungstermin für einen Teil der Agrar­umweltmaßnahmen nicht zu halten war.

Die Kammer geht zurzeit davon aus, dass Landwirte noch ausstehende Zahlungen bis Ende April erhalten werden.

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