Eine Gruppe von Biogasanlagenbetreibern aus Süddeutschland lehnt das geplante Ausschreibungsverfahren als Alternative zur Festvergütung im Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) ab. Dieser Arbeitskreis „AK Biogas Südwest“ wird unterstützt von drei Bioenergiefördervereinen, den Energieagenturen Freiburg und Ravensburg und der Bodensee-Stiftung. „Dass der Strom aus Biogas teuer ist, wissen alle. Was mit dem Strom aus Biogas zur Unterstützung des Energiesystems gemacht werden kann und sollte, ist zu wenig bekannt“, kritisiert der AK Biogas Südwest. Der Arbeitskreis hat in seinen Stellungnahmen an das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi), die auch in den anderen mitwirkenden Ministerien und in den Bundestagsfraktionen bekannt sind, folgende Thesen vorgelegt:
- Der Strommarkt 2.0 werde sich nicht wie geplant entfalten können, und er werde keine brauchbaren Preissignale für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien liefern, wenn es nicht gelänge, mehr konventionelle Kraftwerke abzulösen. Diese müssen bislang zur Sicherstellung der Stromversorgung im Winter und insbesondere in den Zeiten ohne Solar- und Windenergie („Dunkelflaute“) am Netz bleiben. „Diese für den Winter und die Dunkelflaute notwendigen konventionellen Kraftwerke stellen für die meiste Zeit des Jahres einen Kapazitätsüberhang dar, der unvermeidbar den Strommarkt mit Kohlestrom überschwemmt. Das unterdrückt auch die Preissignale, die für die Flexibilisierung der Erneuerbare-Energien-Anlagen notwendig sind“, argumentiert der AK Biogas Südwest.
- Für den Fortgang der Energiewende fehlen in Deutschland Langzeitspeicher. Das viel diskutierte Power-to-Gas sei zumindest hinsichtlich der Stromkosten und Energieeffizienz noch weit von der Marktreife entfernt. Nur die 8000 bereits bestehenden Biogasanlagen könnten in einer Größenordnung von 4 bis 5 Gigawatt (GW) dazu beitragen, dass Deutschland zur Aufrechterhaltung einer sicheren Vollversorgung im Winter und in der Dunkelflaute weniger fossile Kraftwerke benötigen.
- Der Strom aus Biogas sei teuer. Er würde auch nicht billiger werden und perspektivisch für eine regenerative Vollversorgung im Sommer auch nicht benötigt. Aber er sei nicht zu teuer und für das künftige Stromsystem sehr wertvoll, wenn er vorwiegend im Winter erzeugt würde und man in entsprechender Größenordnung auf Kohlekraftwerke verzichten könnte.
- Diese saisonale Verschiebung der Stromerzeugung aus dem Sommer in den Winter, vor allem aber auch die vielerorts noch notwendigen Verbesserungen bei der Wärmenutzung, erforderten bei vielen Anlagen nochmals Investitionen. Zudem sei dieses Angebot der Biogasbranche an den Stromsektor auch nur dann ein sicheres und unumstrittenes Angebot, wenn das Biogas mit etwas weniger Anbaubiomasse und dafür mit mehr Reststoffen erzeugt wird.
Um nun möglichst viele Anlagenbetreiber über diese Zusammenhänge aufzuklären und um ihnen eine Möglichkeit zur persönlichen Unterstützung der politischen Gespräche zu geben, hat der AK Biogas Südwest eine Petition an die Bundesregierung und den Bundestag formuliert, die unter www.wirtschaft-umwelt.de/initiativen.htmlheruntergeladen werden kann. Am 4. Dezember findet in der Biogasbranche auch ein Treffen statt, um zu sondieren, ob der fachlich-politische Vorstoß der Anlagenbetreiber aus dem Südwesten gemeinsam stärker unterstützt werden kann und sollte.