Über 5.000 Teilnehmer besuchten die 27. Biogas Convention & Trade Fair, die am Donnerstag, den 14.12.2017, nach drei Tagen zu Ende ging. Neben der weltgrößten reinen Biogas-Fachmesse mit 253 Ausstellern nutzten die Besucher der Convention vor allem das vielfältige Angebot an Vorträgen und Workshops, um sich über die neuesten Entwicklungen und Potenziale der Branche zu informieren.
Großes Interesse an Gärrestaufbereitung
Besonders viel Zuspruch erhielt in diesem Jahr nach Aussage des Fachverbandes der Workshop 3 „Techniken zur Aufbereitung und Vermarktung von Gärprodukten“. „Wir spüren sehr deutlich, dass die Systemdienstleistungen der Biogastechnologie stark an Bedeutung gewinnen. Die Optimierung der Nährstoffkreisläufe in der Landwirtschaft, aber auch im Bereich der Verwendung von Bioabfällen, nimmt dabei eine zunehmend wichtigere Rolle ein“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Biogas, Dr. Claudius da Costa Gomez.
Auch wenn die klassischen Themen wie „EEG“ und „Ausschreibungen“ nach wie vor von hohem Interesse für die Betreiber sind, spüre man den Wandel der Branche. „Allein über den Stromverkauf lässt sich eine Biogasanlage in Zukunft nicht mehr betreiben. Die Themen Kreislaufwirtschaft und Diversifizierung der landwirtschaftlichen Produktionsprozesse gewinnen stark an Bedeutung“, weiß der Verbandsvertreter.
Branche im Umbruch
Die Biogasbranche befindet sich im Umbruch – das war auch in Nürnberg deutlich zu spüren. Der Anteil der Komplettanlagen-Hersteller in den Hallen 9 und 10 war deutlich geringer als in früheren Jahren. Nur 21 der 252 ausstellenden Firmen ordneten sich der Kategorie „Planer / Hersteller von Biogasanlagen“ zu. Mit Abstand die größte Gruppe stellten die Dienstleister mit 48 Firmen, gefolgt von der Rühr- und Pumptechnik, der Gasreinigung und –aufbereitung und den BHKW-Anbietern. Mit immerhin noch 28 Unternehmen waren auch die Anbieter der Gärproduktaufbereitung und Separationstechnik noch häufig zu finden, was das große Interesse am Workshop 3 untermauert.
„Die Betreiber konzentrieren sich auf Effizienzsteigerung, Flexibilisierung und das Nährstoffmanagement durch Gärprodukte“, erklärt da Costa Gomez.
Neue Anlagen werden dagegen unter den gegebenen Rahmenbedingungen in Deutschland kaum noch gebaut. Ohne das Auslandsgeschäft würde es einige deutsche Firmen schon nicht mehr geben, ist sich der Verbandsvertreter sicher. Vor allem Frankreich und Italien stehen im Fokus der Unternehmen. Auch Russland und die Türkei haben im Vergleich zu 2015 an Bedeutung gewonnen, dafür sind Brasilien, China und die USA für die deutschen Firmen etwas weniger interessant als noch vor zwei Jahren.
Die Firmenvertreter zeigten sich sehr erfreut über die Qualität der Messegespräche. Zum Großteil konnten Sie die Zielgruppen erreichen, die sie mit dem Messeauftritt anvisiert hatten: Anlagenbetreiber, Landwirte, und Unternehmer aus der Biogasbranche. Mehr als 80 Prozent der ausstellenden Firmen erwarten im Anschluss an die Biogas Convention ein Nachmessegeschäft.
Insgesamt bewerteten die befragten Aussteller die wirtschaftliche Situation der Branche besser als 2015. 44 Prozent erwarten eine steigende oder stark steigende Tendenz und 30 Prozent gleichbleibende Verhältnisse. „Dieses positive Gesamtergebnis sollte allerdings nicht über die aktuelle Situation der Biogasfirmen in Deutschland hinweg täuschen“, bemerkt da Costa Gomez. „Von einer stabilen Lage sind wir in der Biogasbranche noch weit entfernt.“ Der Hauptgeschäftsführer fordert daher mehr politische Stabilität, verlässliche Rahmenbedingungen und ein klares Bekenntnis zum Gelingen der Energiewende – mit Biogas – an. Mit der Convention endeten für den Fachverband Biogas auch die Feierlichkeiten zum 25-jährigen Bestehen des Verbandes.
Neues Präsidium und Ehrungen
Am Dienstag den 12.12. wählten die Mitglieder des Fachverbandes ein neues Präsidium. Alter und neuer Präsident ist Horste Seide, Vizepräsident bleibt Hendrik Becker. Für den ausgeschiedenen Gottfried Gronbach wurde Christoph Spurk als Vertreter der Planer und Hersteller neu gewählt.
Für ihre besonderen Verdienste rund um die Biogasnutzung wurden am Mittwoch den 13.12. der Ehrenpräsident des Fachverbandes Biogas, Josef Pellmeyer, und der Schweizer Biogas-Pionier Arthur Wellinger mit der Dr.-Heinz-Schultz Ehrenmedaille ausgezeichnet.