Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Biomassenutzung

Biomassestrategie könnte Streit um Holz neu entfachen

Holz erst stofflich nutzen oder den Wald sogar unberührt lassen? Die ersten Stimmen zu den Eckpunkten der Nationalen Biomassestrategie zeigen, wie weit die Vorstellungen auseinander liegen.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Bundesregierung hat am 6. Oktober die Eckpunktepapier für eine Nationale Biomassestrategie vorgelegt. Sie sollen als Grundlage für einen Dialog zwischen Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft dienen und bereits 2023 verabschiedet werden.

Hauptstadtbüro: "Wichtiger Ersatz für Kohle und Atom"

Das Wichtigste zum Thema Energie freitags, alle 4 Wochen per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

„Die vorgestellten Eckpunkte sind Auftakt einer wichtigen, lang erwarteten und gesamtgesellschaftlich ausgearbeiteten Strategie zur Verwendung nachhaltiger Biomasse“, erklärt das Hauptstadtbüro Bioenergie, das mehrere Bioenergieverbände und den Deutschen Bauernverband vertritt. Wenngleich im Papier der Bundesregierung lediglich im Konjunktiv formuliert, sei zu unterstreichen, dass die Bioenergie unverzichtbar für die notwendige Transformation des Wirtschaftssystems, der langfristigen Klimaschutz- und Biodiversitätsziele sowie für die Energiewende im Ganzen sei. „Denn die Bioenergie tritt dort als Problemlöser auf, wo andere Klimaschutztechnologien an ihre Grenzen kommen“, argumentiert das Hauptstadtbüro.

Schon heute sorgt die Bioenergie für eine Bereitstellung gesicherter sowie flexibler Leistung im Zuge des Kohle- und Atomausstiegs. Perspektivisch ersetzt Bioenergie nicht nur fossile Energieträger, sondern kann als einzige erneuerbare und nachhaltig zertifizierte Energieform entlang der gesamten Nutzungskette CO2 binden und dauerhaft im Produktionssystem, das mit dem Anbau beginnt, speichern.

Auch Anbaubiomasse weiter nötig

Im Fokus der zukünftigen Entwicklung der Bioenergie müsse eine geschickte Kombination mit anderen Klimaschutztechnologien stehen, um bestehende und im Eckpunktepapier nicht aufgeführte Synergien stehen. Gleichzeitig sollte die Bundesregierung ein Augenmerk auf das intensivere Erschließen zusätzlicher nachhaltiger Biomassepotenziale und das Gewinnen von Koppelprodukten sowie elementarer Ressourcen mithilfe neuer effizienterer Verfahren legen. Neben der Kaskaden- und Mehrfachnutzung kann innovativ genutzte Anbaubiomasse zukünftig einen wertvollen Beitrag zum Klima- und Artenschutz leisten sowie gleichzeitig der Nahrungsmittel- und Energieproduktion Rechnung tragen. „Die Biomassestrategie wird ausdrücklich als Mittel- bis Langfriststrategie angekündigt. Grundsätzlich sollte jedoch kein Vorrang der stofflichen vor der energetischen Nutzung festgeschrieben werden, da für qualitativ unterschiedliche Biomassesortimente auch unterschiedliche Verwertungspfade benötigt werden“, fordert die Verbändevertretung.

Die Bundesregierung müsse daher mit Augenmaß und Fachlichkeit vorgehen, sodass die inzwischen erreichte gesamtwirtschaftliche Bedeutung des Bioenergiesektors für den ländlichen Raum nicht gefährdet, sondern auch technologisch innovativ weiterentwickelt wird.

WWF: „Akuter Handlungsbedarf“

Für den Umweltverband WWF ist es höchste Zeit für eine stringente Biomassestrategie in Deutschland. Sie komme jedoch viel zu spät für diesen Winter und die aktuellen Fragen um den Umgang mit Holz und anderer Biomasse als Energieträger. Hier bestehe akuter Handlungsbedarf seitens der Bundesregierung. Die Eckpunkte der Strategie gingen in die richtige Richtung, insbesondere bei der Nutzungshierarchie: Ernährung und die stoffliche Nutzung müssten vor der energetischen Nutzung stehen. Nicht hinreichend beachtet bleibe, dass Biomasse ein elementarer Bestandteil der Ökosysteme se. „So ist zum Beispiel der ökologische Wert des Waldes für den Arten-, Ressourcen- und Klimaschutz nicht ausreichend berücksichtigt. Die Holznutzung muss an die Leistungsfähigkeit des Waldes angepasst werden“, fordert der Verband.

Hocker: „Veraltete Denkmuster“

Die vorliegenden Eckpunkte der grünen Ministerien seien zwar ein erster Entwurf, Biomasse langfristig besser nutzbar zu machen. „Sie atmen aber leider in weiten Teilen eher den Geist veralteter Denkmuster. Es fehlt die Betonung der Chancen von Biotechnologie, insbesondere neuer Züchtungsmethoden, die für die Erzeugung modernen und effizienterer Bioenergiepflanzen wesentlich sind“, bemängelt der agrarpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion Dr. Gero Hocker. Er erwartet deshalb, dass die grün geführten Ministerien in der Ressortabstimmung der Strategie die stärker zukunftsgerichteten Anmerkungen aus dem liberal geführten Forschungsministerium noch aufgreifen werden. „Die Nutzung von Biomasse ist ein wichtiger Baustein, nicht nur in der aktuellen Energiekrise“, sagt er. Deshalb habe sich die FDP dafür stark gemacht, dass der Deckel der Biogaserzeugung fällt und die bisher noch ungenutzten Potenziale auch verfügbar gemacht werden können.

„Nutzung von Holz nicht verteufeln“

Die „Priorisierung der stofflichen vor der energetischen Nutzung“ sieht die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW) kritisch. „Eine Nationale Biomassestrategie darf die energetische Nutzung von Holz nicht verteufeln. Heimisches Holz spielt für den Klimaschutz und eine stabile Versorgung eine ganz wichtige Rolle. Dazu leistet jede Art der Holznutzung einen Beitrag, also nicht nur die stoffliche, sondern eben auch die energetische“, betont AGDW-Präsident Prof. Andreas Bitter. Schon aus Eigeninteresse würden die Waldeigentümer die stoffliche Nutzung von Holz priorisieren, da diese in der Regel höhere Erträge bringe. Aber Holz, das nicht zur stofflichen Nutzung verkauft werden kann, werde als Brennholz genutzt. „Es fällt vorrangig beim Durchforsten oder als Kronenholz bei der Erntenutzung an, vor allem auch bei kleineren Flächen von Waldeigentümern. Das hat eine erhebliche Bedeutung für die Pflege von Kleinprivatwald“, erklärt Bitter.

Mehr zu dem Thema

top + top informiert ins Frühjahr

3 Monate top agrar Digital + gratis Wintermützen-Set + Gewinnchance für 19,80 €

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.