Im Energiesektor bahnt sich eine erhebliche Verschiebung im Bereich erneuerbare Energien an: WieE.ON gestern (11.03.2018) mitteilte, will der Energiekonzern die RWE-Tochter Innogy übernehmen. Im Tausch soll sich RWE an E.ON beteiligen dürfen. Zudem würde E.ON an RWE einen weitgehenden Teil des erneuerbaren Energiegeschäfts und die von der E.ON-Tochter PreussenElektra gehaltenen Minderheitsbeteiligungen an den von RWE betriebenen Kernkraftwerken Emsland und Gundremmingen übertragen. Des Weiteren würde RWE das gesamte erneuerbare Energiegeschäft von Innogy sowie Innogys Gasspeichergeschäft und den Anteil am österreichischen Energieversorger Kelag erhalten.
Erneuerbare Energien gehen vollständig an RWE
Die Übertragung der Geschäftsaktivitäten und Beteiligungen würde mit ökonomischer Wirkung zum 1. Januar 2018 erfolgen. Mit der Transaktion würde E.ON nach eigenen Angaben zu einem fokussierten, kundenorientierten Energieunternehmen, das sich auf Energienetze sowie Kundenlösungen konzentriert. Die erneuerbaren Geschäfte von E.ON und RWE wären dann unter dem Dach von RWE vereint. Die Durchführung der gesamten Transaktion ist in mehreren Schritten geplant und stünde unter dem Vorbehalt üblicher kartellrechtlicher Freigaben.
Beide Energiekonzerne haben vor einigen Jahren das Geschäft mit fossilen Energieträgern ausgelagert: E.ON in die Tochter „Uniper“, RWE in Innogy. Wie das Handelsblatt erläutert, betreiben Eon und Innogy Strom- und Gasnetze, Ökostrom sowie das Vertriebsgeschäft von Strom und Gas. Eon ist laut Handelsblatt Deutschlands größter Investor im Bereich erneuerbare Energien mit mehr als 10 Milliarden Euro Assets in Windkraft-, Solar- und Speicheranlagen. RWE sei Deutschlands größter Stromerzeuger, allerdings mit einer starken Ausrichtung auf konventionelle Energieträger.
"Schlecht für die Energiewende"
„Hier entsteht ein Megakonzern mit großer Marktmacht. Das gefährdet den Wettbewerb im Strommarkt und könnte auf Dauer zu höheren Strompreisen für die Verbraucher führen. Diese Fusion muss das Kartellamt sehr kritisch prüfen“, erklärt Wilfried Gillrath, Geschäftsführer des Ökostrom-Anbieters Lichtblick.
Eine mögliche Lösung wäre laut Lichtblick der Verkauf von Kundestämmen großer Tochtergesellschaften wie Eprimo und E wie Einfach an andere Wettbewerber. So würde die Marktmacht des neuen Konzernes begrenzt.
Mit der Übernahme von Innogy durch Eon entstünde kein Ökostrom-Konzern. Schon bisher verkaufe Innogy lediglich 3 Prozent Ökostrom an seine Kunden und Eon lediglich 7 Prozent. Der Löwenanteil sei konventionelle Energie aus Kohle, Atom und Gas. Jetzt werde auch die grüne Erzeugung von Eon und Innogy in die Hand von RWE gelegt. Damit entstünde ein Konzern, der auf die Rezepte der alten Energiewelt setze. „Für die Energiewende in Deutschland ist das keine gute Nachricht“, kritisiert Gillrath.