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Energy Sharing: Günstiger Strompreis, schnellerer Ausbau von Wind- und Solar

Über 90 % der Haushalte in Deutschland könnten mithilfe von Energiegemeinschaften Teil der Energiewende werden und davon profitieren. Welche Vorteile das bietet, zeigt eine neue Studie des IÖW.

Lesezeit: 5 Minuten

Wenn das Konzept Energy Sharing aus dem EU-Recht in nationales Recht umgesetzt würde, könnten 90 % der Haushalte in Deutschland von günstigeren Strompreisen profitieren. Dafür ist ein Marktrahmen gefragt, der den Zusammenschluss von Bürger in Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften ermöglicht, damit diese Wind- und Photovoltaikanlagen errichten und den erzeugten Strom gemeinschaftlich über das Verteilnetz nutzen können. Wie ein solches Energy Sharing ausgestaltet werden kann, beschreibt das Bündnis Bürgerenergie (BBEn) in einem Konzeptpapier. Auf dieser Grundlage hat das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) im Auftrag des Bündnisses nun eine Potenzialstudie für Energy Sharing vorgelegt.

Die Forscher des IÖW errechneten die möglichen Potenziale von Energy Sharing sowohl für den Ausbau erneuerbarer Energien als auch für die Teilhabe von Bürgern. Darüber hinaus zeigt die Studie den volkswirtschaftlichen Nutzen und schätzt Kosteneffekte für Stromverbrauchern ab.

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Was Energy Sharing ist

Nähere Informationen zum Energy Sharing hat das BBEn in einem Youtube-Video zusammengestellt. Bei dem Modell werden alle Bürger, die in der Nähe einer Anlage wohnen, Mitglied einer Energiegemeinschaft. Die Wind- und Solaranlagen gehören der Gemeinschaft und produzieren Strom für die Mitglieder. Haushalte können den mittags nicht benötigten Strom z.B. in Speichern, der Wärmepumpe oder dem Elektroauto zwischenspeichern. Die Gemeinschaft wird über geringere Stromnebenkosten oder einer Prämie dafür belohnt, dass sie möglichst viel Strom direkt verbraucht. Für den eingespeisten Strom dagegen erhält der Zusammenschluss nur die Marktprämie.

Für die Studie haben die Wissenschaftler des IÖW folgende Annahmen getroffen: Die Verbraucher wohnen in einem Umkreis von 25 km um die Anlage. Außerdem soll der Stromverbrauch bilanziell im Laufe des Jahres so hoch sein wie die Stromerzeugung der Anlage. Die Energieerzeugung erfolgt wahlweise mit 100 % Photovoltaik oder einem Mix aus 50 % Wind- und 50 % Solarstrom.

Für die Betrachtung des Potenzials sind die Wissenschaftler von Freiflächensolaranlagen entlang von Autobahnen und Schienen sowie auf landwirtschaftlichen Flächen in benachteiligten Gebieten ausgegangen. Zudem haben sie neue Solardachanlagen von über 100 kW einbezogen.

Die Studienautoren haben sich auf Solar- und Windenergie konzentriert, weil diese Technologie den größten Zubau verspricht in den nächsten Jahren. „Biogas wäre theoretisch auch denkbar, aber dort sind die Eigentümerstrutkuren nicht so einfach festzulegen wie bei Solar- oder Windenergieanlagen“, begründet Studienmitautorin Dr. Astrid Aretz vom IÖW das.

Günstigere Strompreise

Die Studie kommt zum Ergebnis, dass 90 % aller Haushalte in Deutschland mit vergünstigtem Energy-Sharing-Strom versorgt werden könnten. Wird angenommen, dass Privatpersonen mindestens 12 % der Investitionskosten für die Anlagen in ihren Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften beisteuern, ergeben sich private Investitionen in Höhe von 6,5 bis 12,8 Md. €. Jede Person wäre so im Durchschnitt mit rund 100 bis 200 € selbst an den Anlagen beteiligt.

In Deutschland könnten sich demnach knapp 6000 Erneuerbare-Energien-Gemeinschaften bilden, davon ca. 1700 mit einem Mix aus Solar- und Windenergie und etwa 4300 ausschließlich mit Solarstrom. Im Schnitt könnte jede der Gemeinschaften 10.800 Mitglieder haben.

Entlastung für die Netze

Zudem konnten die Wissenschaftler vom IÖW belegen, dass die verbrauchsnahe Energieerzeugung entlastend auf die Stromnetze wirken kann – insbesondere, wenn ein Anreiz für eine Lastverschiebung geschaffen wird, also dass der grüne Strom vor allem zu den Zeiten verbraucht wird, wenn die Erneuerbare-Energien-Anlagen ihn erzeugen. „Energy Sharing könnte einen Anreiz liefern, den Strom direkt zu verbrauchen“, erklärt Wiesenthal.

Energy Sharing hat das Potenzial, 13 % des Ausbauziels der Windenergie abzudecken und 49 % vom Ausbauziel für die Photovoltaik, zeigt die Studie.

Weniger Energieimporte

„Eine erfolgreiche Energiewende kann nur erreicht werden, wenn die Bürger eingebunden werden. Die Menschen müssen von neuen Solar- und Windanlagen in ihrer Region profitieren“, fordert Energieexpertin Aretz. „Der Krieg Russlands in der Ukraine hat uns allen vor Augen geführt, wie wichtig eine unabhängigere Energieversorgung ist. Energy Sharing kann der entscheidende Baustein sein, um den Menschen die Möglichkeit zu einer selbstbestimmten Energieversorgung zu bieten“, ergänzt Katharina Habersbrunner, Vorstandssprecherin im Bündnis Bürgerenergie.

Die Bundesregierung hat sich vorgenommen, bis 2030 einen Anteil von 80 % erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch zu erreichen. „Für diese hohen Zubauraten innerhalb kürzester Zeit braucht es die Akzeptanz und Investitionsbereitschaft der Menschen vor Ort. Energy Sharing ist dafür das perfekte Instrument“, sagt Carolin Dähling, stellvertretende Bereichsleiterin Politik und Kommunikation bei Green Planet Energy. „Mit Energy Sharing können alle Bürger durch verringerte Stromkosten vom Ausbau erneuerbarer Energien in ihrer Region profitieren, selbst wenn sie nur über geringe Mittel für eine finanzielle Beteiligung oder kein eigenes geeignetes Dach verfügen“, ergänzt Felix Schäfer, Vorstand der Bürgerwerke.

Umsetzung von europäischem Recht

Die Europäische Union hat Energy Sharing bereits 2019 in der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (Art. 22) mit einer Umsetzungsfrist bis Mitte 2021 verankert. Die neue Bundesregierung hat sich folgerichtig die Umsetzung von Energy Sharing in den Koalitionsvertrag geschrieben. Der regulatorische Rahmen muss jetzt geschaffen werden, damit sich Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften bilden und wirtschaftlich arbeiten können. Diese sollten das Stromnetz nutzen können und einen finanziellen Vorteil erhalten, wenn sie selbst erzeugten Strom aus „ihrer“ Anlage zeitgleich und regional verbrauchen.

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