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Gelungenes Beispiel für Wärmewende

Gemeinschaftsprojekt: Markt Indersdorf erweitert Wärmenetz mit Partnern aus der Kommune

Die Agentur für Erneuerbare Energien e.V. (AEE) zeichnet im August Markt Indersdorf als Energie-Kommune des Monats aus. Solar, Wind und Biogas spielen dort eine wichtige Rolle.

Lesezeit: 6 Minuten

„Markt Indersdorf zeigt, wie eine gelungene Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und lokalen landwirtschaftlichen Betrieben aussehen kann“, erklärt Dr. Robert Brandt, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien. Der Ort nutze seine ländliche Prägung und stärke so die Wärmewende und die Artenvielfalt zugleich. Aus diesem Grund hat die Agentur für Erneuerbare Energien im August die Gemeinde als Energie-Kommune des Monats ausgezeichnet.

Bereits seit 2016 wird in der ländlich geprägten Kommune im Landkreis Dachau bilanziell etwa so viel erneuerbarer Strom produziert, wie auch verbraucht werden kann. Seitdem werden gerade im Bereich Solar- und Bioenergie die Kapazitäten konsequent erweitert. Neben dem Ausbau der umweltschonenden Wärmeinfrastruktur und der Produktion von erneuerbarem Strom setzt die Verwaltung auch Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz in der Kommune um.

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Mehr Energie erzeugt als verbraucht

Laut Energienutzungsplan erzeugt der Markt bereits 2016 bilanziell etwa so viel erneuerbaren Strom, wie er selbst verbraucht. Dabei werden auch tatsächlich – laut Energienutzungsplan – lediglich 6.308 der 31.447 Megawattstunden (MWh) pro Jahr durch konventionellen Energiemix gedeckt. Die Differenz von 25.138 MWh jährlich wird von Solarenergie und Biomasse getragen. Mittelfristig sollen auch Windräder im Landkreis Dachau, in dem Markt Indersdorf liegt, Strom produzieren.

Wichtig ist aber auch hier, dass die Bürger über die Prozesse und Erfahrungen von Windkraftprojekten informiert werden und so langfristig Akzeptanz für den Ausbau der Windenergie in der Region gesichert wird. Hier engagiert sich der überparteiliche Arbeitskreis Windkraft im Landkreis Dachau mit Diskussionsrunden und zeigt vor Ort mögliche Beteiligungsmodelle, Vorteile von Anlagen für die Bürger sowie für die Kommune auf. In einer Veranstaltung im Mai 2023 informierte der Bürgermeister aus dem Nachbarlandkreis Gerolsbach über finanzielle Chancen der Windkraft für Kommunen. Im Anschluss gab der stellvertretende Landrat des Landkreises Dachau, Helmut Zech, einen Ausblick auf die geplanten Windkraft-Aktivitäten im Landkreis Dachau.

Strom und Wärme aus der Kläranlage

Neben dem Ausbau der Produktion von erneuerbarem Strom setzt die Verwaltung auch auf Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz in der Kommune. Entsprechend eines Beschlusses des Marktgemeinderats und gefördert über das Förderprogramm Kommunalrichtlinie des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz wird im Markt seit 2022 der Neubau eines Vorklärbeckens sowie einer Faulung mit angeschlossenem Blockheizkraftwerk realisiert. Das sich im Faulturm bildende Gas wird nach Abschluss der Arbeiten über das Blockheizkraftwerk mittels Kraft-Wärme zur Herstellung von erneuerbarem Strom sowie erneuerbarer Wärme genutzt. Das Vorklärbecken wurde bereits im Dezember 2022 fertiggestellt. Die Faulung sowie das Blockheizkraftwerk der Kläranlage von Markt Indersdorf befinden sich aktuell noch in der Umsetzung.

Kommunale Wärmewende als Gemeinschaftsprojekt

Während Markt Indersdorf im Stromsektor bereits beachtliche Erfolge erzielt hat, stellt die Dekarbonisierung des kommunalen Wärmesektors die Kommune vor eine ungleich größere Aufgabe. Mit gut einem Drittel entstehen in diesem Sektor nicht nur anteilig die meisten CO₂-Emissionen in der Kommune – hier ist auch der Energiebedarf am größten. Eine Herausforderung, welche die Kommunalverwaltung jedoch nicht allein stemmen muss. Mit der Götz Agrardienst GmbH kann die Kommune auf einen starken Partner aus der Privatwirtschaft bauen, wenn es um die Umsetzung der Wärmewende geht. Auch Josef Götz, Inhaber und Geschäftsführer, beschreibt die Zusammenarbeit mit der Kommune als ausgezeichnet. Während die Wurzeln der Götz Agrardienst GmbH in der Landwirtschaft liegen, werden im Betrieb bereits seit über zwei Jahrzehnten die Möglichkeiten nachhaltiger Energieerzeugung genutzt. 2001 ging die erste Biogasanlage ans Netz. Diese ist aktuell in der Lage, rechnerisch 3.500 durchschnittliche Haushalte mit Strom und 1.500 mit Wärme zu versorgen.

In die Haushalte kommt die Wärme über das unternehmenseigene Wärmenetz. „Die Wärmewende ist in aller Munde und wir setzen sie bereits seit zwölf Jahren um“, betont Geschäftsführer Götz. Die engagierten Landwirte handeln aus Überzeugung.

Die Entwicklung gibt den Wärmepionieren aus dem Dachauer Land recht. So wurde das Wärmenetz bis heute bereits mehrfach erweitert. Heute profitieren die Kunden des Netzes von einer stabilen und sauberen Wärmeversorgung. Und noch immer ist der Bedarf in der Kommune nicht gedeckt. Momentan schafft Götz BioWärme ein weiteres Wärmenetz in den Ortsteilen Karpfhofen und Eisfeld, kann so weitere 120 Gebäude per Fernwärme versorgen und jährlich ungefähr 750 t CO₂ einsparen. In den kommenden Jahren werden weitere Anschlüsse folgen, da das Netz darauf ausgelegt ist, mit der Nachfrage weiterzuwachsen und so immer mehr Bürgern die Möglichkeit zum Anschluss bietet.

Auf dem Hof des Familienbetriebs Götz im Süden der Kommune steht dafür bereits ein Wärmepufferspeicher bereit, der eine Million Liter Warmwasser fasst.

Bioenergie stärkt Biodiversität

Die bereitgestellte Wärme der Götz BioWärme wird mittels Kraft-Wärme-Kopplung in Blockheizkraftwerken gewonnen, die mit Biogas gespeist werden. „Das Biogas wiederum stammt vollständig aus nachwachsenden Rohstoffen und Gülle aus unserer Region. Somit ist die Wärme komplett CO₂-frei und weist einen Primärenergiefaktor von 0 auf“, erklärt Josef Götz.

Das Familienunternehmen erzeugt aber nicht nur erneuerbare Wärme, sondern stärkt auch die Biodiversität auf den Äckern der Kommune. Zwar gibt das Erneuerbare-Energien-Gesetz bereits eine Obergrenze zum Anbau von Mais oder anderen Getreidekörnern zur Energieerzeugung vor, Josef Götz betont jedoch: „Auch ohne Maisdeckel säen wir als Landwirte bereits seit über zehn Jahren diverse Blühpflanzen an, um einen wichtigen Beitrag für die Artenvielfalt und die Ökologie zu leisten.“

Konkret heißt das, dass neben rund drei Hektar Blühstreifen entlang der Maisfelder des Betriebs auf weiteren 15 ha die Korbblütlerart Durchwachsene Silphie angebaut wird. Die gelb blühende Pflanze wächst in den blüharmen Zeiten von Juni bis Anfang September und steht Insekten als Nahrungsquelle und Rückzugsort zur Verfügung. So wird die heimische Artenvielfalt gestärkt. Im September können die Pflanzen dann geerntet, gehäckselt und siliert werden. Anschließend werden sie in der Biogasanlage eingesetzt und die verbleibenden Gärreste werden im darauffolgenden Jahr wieder als Dünger auf den Feldern ausgebracht.

Neue Bürgerenergiegenossenschaft

In den nächsten Jahren ist keine Trendwende dieser dynamischen Entwicklung in Sicht. Im März 2023 wurde etwa mit der Bürgerenenergiegenossenschaft „Dachauer Land“ als Gemeinschaftsprojekt der Gemeinden Altomünster, Markt Indersdorf und Hilgertshausen das Fundament für eine noch größere Beteiligung an der Energie- und Wärmewende gelegt. Hier sind der Markt Indersdorfer Bürgermeister Franz Obesser als stellvertretender Vorsitzender und Josef Götz als Mitglied des Aufsichtsrates beteiligt. In Zukunft können Bürger*innen des Landkreises über den Erwerb von Geschäftsanteilen zum Stückpreis von lediglich 100 Euro die lokale Energiewende mitgestalten und von dieser profitieren. Auch das Familienunternehmen Götz stärkt seine beiden Wärmenetze aktuell durch die Errichtung zweier Blockheizkraftwerke. Über einen Solarpark soll zukünftig auch grüner Wasserstoff in der Kommune produziert werden. Aktuell befindet sich das Projekt jedoch noch in der Planungsphase.

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