Das Jahr 2021 erwies sich für die Energiespeicherbranche als gutes Jahr – trotz Pandemie, Lieferengpässen und steigenden Produktions- sowie Rohstoffkosten. Mit 8,9 Mrd. Euro Umsatz und mit rund 17.000 Beschäftigten in 2021 belegt die Branche ein Wachstum von über 25% gegenüber 2020.
In einem Pressegespräch hat der Bundesverband Energiespeicher Systeme (BVES) seine Branchenzahlen 2021/2022 vorgestellt. Neben den bisherigen Treibern wie Beteiligung an der Energiewende und dem Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit, steigen deutlich die Elektromobilität, die steigenden Energiepreise und der Wunsch nach Unabhängigkeit sowie Steigerung der Versorgungssicherheit als Treiber der Märkte ein.
Trends in der Energiespeicherbranche
Die größte Umsatzentwicklung innerhalb der Speicherbranche verzeichnete das Marktsegment Haushalte. Mit über 4 Mrd. € Umsatz in 2021 berichtete es ein boomendes Wachstum von 28 % und stellt damit das größte Marktsegment der Branche. Im April 2022 erreicht die Anzahl der installierten Heimspeichersysteme die Zahl von 500.000. Mit einer installierten Leistung von über 2,5 Gigawatt (GW) entspricht das der Leistung von fast zwei Atomkraftwerken.
Das Segment Industrie und Gewerbe hat in 2021 den Corona-bedingten Umsatzrückgang des Vorjahres mehr als ausgeglichen. Auch für 2022 erwartet die Energiespeicherbranche ein deutliches Wachstum in diesem Marktsegment. Hohe Energiepreise, die Verpflichtung zur Dekarbonisierung und das Streben nach Versorgungssicherheit haben in 2021 die Nachfrage nach Speichern in Industrie weiter nach vorne getrieben. Für das Jahr 2022 steigt das Thema der Versorgungssicherheit nochmals deutlich an, insbesondere im Wärmebereich für die Industrie.
„Der Krieg in der Ukraine beschleunigt den Druck zum Ausstieg aus Öl und Gas zur Wärmeerzeugung in der Industrie enorm. Das bedeutet direkte Elektrifizierung über erneuerbare Energien“, sagt Urban Windelen, Bundesgeschäftsführer beim BVES.
Schwierige Lage für Großspeicher
Stabilere Preise bei der Regelenergie (Primärregelleistung, PRL) sowie einige neue Großspeicherprojekte sorgen für Umsatzkonstanz im Segment Systeminfrastruktur. Großspeicher befinden sich jedoch weiter in einem schwierigen Marktsegment. Mit den Innovationsausschreibungen werden zukünftig weitere Projekte realisiert werden. Auch im Bereich der Ladeinfrastruktur im öffentlichen Raum stellen sich Pufferspeicher oder in Ladesäulen integrierte Batterien als gute technische Lösung dar, um die Menge an E-Fahrzeugen mit der notwendigen Ladeleistung zu versorgen.
Probleme bei den Lieferketten
Trotz der anhaltende Pandemie bewahrt sich die Speicherbranche ihren positive Blick auf das Jahr 2022 und 2023. Fast 86 % der Befragten schätzen die Marktaussichten für 2022 als „sehr positiv“ oder „eher positiv“ ein – nahezu gleich verteilt auf die drei Marktsegmente Haushalt, Industrie/Gewerbe sowie Systeminfrastruktur.
Die positiven Aussichten sind jedoch deutlich abhängig und begrenzt durch die bestehenden Lieferkettenprobleme sowie steigende Rohstoff- und Produktionspreise.
Kritik am EEG-Entwurf
Deutlicher begrenzend sind jedoch weiterhin die regulatorischen Probleme der Branche. „Energiespeicher bieten ein enormes Potential für eine flexible, dekarbonisierte Energieversorgung und können einen großen Beitrag zur Versorgungssicherheit liefern. Die vorhandenen und marktgängigen Technologien sind schnell skalierbar und können damit kurzfristig die Importabhängigkeiten von insbesondere Öl und Gas deutlich reduzieren“, unterstreicht Windelen. Umso überraschender sei es, dass die aktuelle EEG-Reform wiederum das Thema Speicher ausklammere und stattdessen die Probleme der Energieversorgung durch etwa die ungesteuerte Einspeisung erhöht und nicht reduziert. Windelen: „Hier besteht dringender Nachbesserungsbedarf, wenn es die Bundesregierung mit Klimaschutz und Versorgungssicherheit ernst meint. Nur mit Speichern bringen wir die Energiewende voran.“