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Paludikultur

Nasse Moornutzung: Produkte auf dem Weg zum Markt

Es gibt neue Modellvorhaben zum Klimaschutz durch Moorbodenschutz und Bewirtschaftung mit Paludikulturen, die übergeordneten Vorhaben PaludiZentrale koordiniert werden.

Lesezeit: 4 Minuten

In Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen sind neue Modell- und Demonstrationsvorhaben zum Moorbodenschutz und zur Verwertung des Aufwuchses gestartet. Im übergeordneten Vorhaben PaludiZentrale koordinieren und vernetzen die Universität Greifswald, die Michael Succow Stiftung und das Thünen-Institut die Verbundvorhaben, werten deren Ergebnisse übergreifend aus und kümmern sich in Ergänzung zu den jeweiligen Verbundvorhaben um den Wissenstransfer.

Bislang kein Markt

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Die Forscher wollen auf exemplarischen Moorflächen den Wasserstand mindestens oberflächennah anheben und die Verwertung der Moorbiomasse ein großes Stück weiter in Richtung Praxis voranbringen. Noch gibt es so gut wie keinen funktionierenden Markt für den erzeugten Aufwuchs. Ohne wirtschaftliche Perspektive wird eine großflächige Wiedervernässung von Moorböden für den Klimaschutz jedoch kaum Akzeptanz der Landeigentümer und -nutzer sowie letztlich der Gesellschaft finden. Der Aufbau von Wertschöpfungsketten benötigt Zeit; daher ist für die Vorhaben eine Laufzeit von bis zu zehn Jahren vorgesehen.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) unterstützt die Vorhaben mit Mitteln aus dem Klima-Transformations-Fonds (KTF); Projektträger ist die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR). Über das sogenannte „PaludiNetz“ wird zudem eine enge Zusammenarbeit mit den Ende 2021 gestarteten „Pilotvorhaben Moorbodenschutz“ angestrebt, die durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) finanziert werden; Projektträger ist die Z-U-G gGmbH.

1,3 Mio. ha in Deutschland

Kohlenstoffreiche, meist torfhaltige Böden, die für die Bewirtschaftung entwässert wurden, umfassen etwa acht Prozent der landwirtschaftlichen Flächen oder ca. 1,3 Mio. Hektar in Deutschland. Durch die Trockenlegung kommt der Torf mit Sauerstoff in Kontakt, wird zersetzt und der Kohlenstoff gelangt in Form von CO₂ in die Atmosphäre. Entwässerte Moorböden, die u. a. auch durch die Forstwirtschaft und den Torfabbau genutzt werden, sind so insgesamt für 7 % der Treibhausgas-Emissionen Deutschlands verantwortlich.

Der einzige Weg, die Emissionen zu stoppen und noch vorhandenen Torf zu erhalten, besteht laut FNR in der Wiedervernässung der Flächen. Die sich dann spontan etablierenden oder gezielt angebauten moortypischen Pflanzen taugen zwar nicht mehr als Futter für Milchkühe oder als Nahrungsmittel, wohl aber als Rohstoff für verschiedene Produkte oder als Energieträger. Diese gezielte Nutzung von Moorbiomasse bei gleichzeitigem Torferhalt nennt man Paludikultur (lat. palūs: Sumpf, Moor).

Aufbau von Wertschöpfungsketten

Für einen gesellschaftlich akzeptierten, großflächigen Moorbodenschutz ist die erfolgreiche Umsetzung dieses Konzeptes eine wichtige Voraussetzung. Ein Fokus der Vorhaben liegt deshalb auf der Entwicklung funktionierender Wertschöpfungsketten, konkret in den Industriezweigen Baustoffe, Papier und Faserstoffe, Gartenbausubstrate sowie in der Energieerzeugung. Dazu entwickeln und optimieren die Forscher nicht nur die entsprechenden Produkte, sondern suchen auch den Austausch mit Industrievertretern und Praktikern, insbesondere Landwirten, um sich über Rohstoffeigenschaften, Anforderungen und mögliche Hürden auszutauschen.

Neben dem Fokus Verwertung und Anbau untersucht eine wissenschaftliche Begleitforschung in allen MuD-Vorhaben, wie sich Treibhausgasaustausch, Böden, Hydrologie, Wasserqualität und Biodiversität auf den wiedervernässten Flächen entwickeln.

Die vier Vorhaben im Überblick

  • PaludiZentrale: Die Universität Greifswald, die Michael Succow Stiftung und das Thünen-Institut übernehmen die Aufgabe, alle Modellvorhaben zu vernetzen und zu koordinieren.
  • WetNetBB: Fünf Brandenburger Einrichtungen unter Koordination des Leibniz-Instituts für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB) demonstrieren den Umstieg auf die nasse Bewirtschaftung. Die Besonderheit in WetNetBB: Die Forschenden wollen bewusst nicht mit Reinbeständen, sondern mit sich von selbst etablierenden Mischbeständen vor allem aus Nasswiesengräsern arbeiten, die biodiverser und resilienter gegenüber Umwelteinflüssen sind.
  • RoNNi: Die Pflanzengattung Typha, zu Deutsch Rohrkolben, steht im Zentrum des vom 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie e. V. koordinierten Verbundes. Auf zwei Niedermoorstandorten in den Landkreisen Cuxhaven und Emsland wollen die Forschenden mit den beiden Typha-Arten T. angustifolia und T. latifolia auf je knapp zehn Hektar qualitativ hochwertige Biomasse erzeugen, um daraus Baustoffe und Gartenbausubstrate herzustellen.
  • MOOSland: Die Universität Greifswald will in MOOSland mit sieben Partnern aus Niedersachsen Paludikulturen mit Torfmoosen weiterentwickeln. Dazu sollen zwei bereits bestehende, zusammen rund 20 Hektar große Pilotflächen optimiert und um mindestens sieben Hektar erweitert werden. Zudem ist geplant, durch Agrarstrukturanalyse und Stakeholder-Beteiligung die Hemmnisse und Lösungsansätze für die großflächige Umsetzung zu erarbeiten sowie die Implementierung von Torfmoos-Paludikultur auch auf weiteren Flächen in den beiden Modellregionen und darüber hinaus zu initiieren.

Mehr Details finden Sie auf den Seiten der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe.

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