Derzeit sind Stromspeichertechnologien mit Kosten von mehr als 100 Euro pro Megawattstunde Speicherkapazität teuer und technisch oft nicht ausgereift. Aber diese Technologien werden jetzt verstärkt in den Markt drängen. Bis zum Jahr 2030 könnte es einen starken Innovationsschub, deutlich sinkende Kosten und somit profitable Geschäftsmodelle für Speichersysteme geben, erwartet die Beratungsorganisation Roland Berger. In der neuen Studie "Business models in energy storage“ analysieren Roland Berger-Experten verschiedene Technologien in zwölf internationalen Fallbeispielen und zeigen dabei die Einsatzmöglichkeiten und Wirtschaftlichkeit von Speichern. Dazu gehören Pumpspeicherkraftwerke oder Batterien sowie Elektrofahrzeuge.
Für die verschiedenen Bedürfnisse entlang der Wertschöpfungskette der Energieindustrie seien unterschiedliche Speichersysteme gefragt. Netzbetreiber benötigten hoch flexible Speicherkapazitäten, um auf plötzliche Energiespitzen schnell reagieren zu können. Dagegen benötigen Stromversorger große Speicher, um mit langfristig stabilen Preisen profitabel zu wirtschaften. Sie könnten überschüssigen Strom aus Erzeugungsspitzen, wie bei Photovoltaikanlagen, günstig speichern und diesen über den Stromhandel in Zeiten knapper Energieproduktion und höherer Marktpreise gewinnbringend ins Netz einspeisen.
Weitere Geschäftsmodelle entstehen zudem durch den intelligenten Einsatz von Batteriesystemen. Zum Beispiel könnten Netzbetreiber einzelne Batteriespeicher digital vernetzen, um einen dezentralen Großspeicher zu schaffen. Dieser könnte dann bei Versorgungsengpässen helfen. Durch die neuen Möglichkeiten entsteht auch neuer Wettbewerb für die Energieversorger. Bei allen untersuchten Speichertechnologien erwartet Roland Berger wegen der sinkenden Technologiekosten neue Konkurrenten im Markt.
Speichertechnologien werden außerdem weitere Auswirkungen auf andere Branchen haben - zum Beispiel bei der Power-to-X-Technologie. So könnte für die Chemieindustrie unerwartete Konkurrenz durch Stromversorger entstehen: Diese könnten mit der überschüssigen Energie Gase wie Wasserstoff oder Ammoniak herstellen und auf dem Markt anbieten. Chemieunternehmen und Energieversorger sollten deshalb die technologische Entwicklung genau verfolgen und potenziell Partnerschaften eingehen.