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Solar-Experte meint: "Solarstrom ist Chance für eine ganze Region"

Richtig geplant können Solarparks Strom und Wärme für Dörfer und Unternehmen liefern und damit die Stromnetze entlasten. Dafür will das Unternehmen Sonnenernte Lösungen bieten.

Lesezeit: 6 Minuten

Die Firma Sonnenernte entwickelt und baut Solarparks, ist aber kein reiner Projektierer. Das Unternehmen betreibt auch die Anlagen und kümmert sich um die Stromvermarktung und weitere regionale Lösungen. Wir sprachen mit Roman Schönberger aus der Geschäftsentwicklung über das Geschäftsmodell und aktuelle Herausforderungen.

Herr Schönberger, Sie streben neben einer reinen Pachtzahlung eine Kooperation mit der Landwirtschaft an. Was heißt das konkret?

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Schönberger: Das Thema Pachtzahlung kommt dem Flächeneigentümer zugute, nicht immer dem Flächenbewirtschafter. Wir sehen dabei die Gefahr, dass den Pächtern die Flächen und damit die Existenzgrundlage entzogen werden. Er ist aber der Hauptakteur. Deshalb bieten wir neben der reinen Pachtzahlung eine Dienstleistungspauschale für die Flächenpflege als feste und langfristige Einnahmequelle an. Zeitgleich entfällt die Pachtzahlung für ihn. Wir sehen den Landwirt als partnerschaftlichen Dienstleister. Der Landwirt soll auch die für ihn schlechtesten Flächen selektieren.

Wofür ist das nötig?

Schönberger: Wir bauen die Anlagen vorwiegend auf Flächen mit minderwertigen Böden. Daher haben wir auch Doppelnutzungskonzepte für schlechte Böden im Blick. Dazu zählt das Thema Biodiversität, was wir auch mit Hochschulen wissenschaftlich fundiert umsetzen. In Kombination mit der Solarstromproduktion entsteht eine zertifizierbare CO₂-Senkenleistung. Zudem können wir auch Bewässerungskonzepte anbieten. Denn auf den Modulen sammelt sich ja das Regenwasser, das wir auffangen können.

Wie groß sind die Anlagen im Schnitt?

Schönberger: Das hängt von der Infrastruktur vor Ort ab, ob z.B. ein Umspannwerk, eine Freileitung oder ein großes Unternehmen in der Nähe ist. Abhängig von den Gegebenheiten vor Ort können bereits 10 ha sinnvoll sein. Ab 30 ha sind in der Regel die wirtschaftlichen Grundvoraussetzungen vorhanden. Da es nie die gleiche Fläche zweimal gibt und die Einflussparameter sehr vielschichtig sind, empfehlen wir immer ein persönliches Gespräch, das wir mit dem Landwirt und unseren Spezialisten gerne vor Ort führen.

Den Strom müssen Sie dann außerhalb des EEG vermarkten, oder?

Schönberger: Ja, außer bei Flächen, die neben Autobahnen oder an Bahnstrecken liegen. Dort wäre eine EEG-Vergütung möglich. Die Vergütung ist aber so niedrig angesetzt, dass sie nur noch eine willkommene finanzielle Untergrenze ist. Sie ist jedoch nicht erforderlich für die Umsetzbarkeit der Anlage. Wir streben ohnehin an, unabhängig von staatlichen Zuschüssen zu agieren. Unser Ziel ist es, ein Maximum der Energie vor Ort zu belassen.

Wie vermarkten Sie den Strom?

Schönberger: Die übliche Variante ist es, dass man den Strom über das öffentliche Netz leitet. Es gibt aber auch die ersten Unternehmen, die sich über eine Direktleitung aus diesen Anlagen erkundigen. Das ist technisch nicht so ganz einfach, aber aus unserer Sicht sehr sinnvoll, weil es die Netze entlastet und Abhängigkeiten reduziert.

Sie sind ja vor allem in Ostdeutschland tätig, weil hier die Flächenstruktur am besten zu größeren Anlagen passt. Großen Strombedarf gibt es aber ja vor allem in den Ballungszentren in West- und Süddeutschland. Ist dafür dann nicht doch ein Stromtransport über das Netz nötig?

Schönberger: Wir betrachten die Anlagen als dezentrale Kraftwerke. Mit 50 ha Fläche können wir eine Anlagenleistung von ca. 50 MW realisieren. Im Umkreis von 50 bis 100 km gibt es fast immer interessierte Stromabnehmer, um die wir uns bemühen.

Was machen Sie nachts oder bei wolkigen Tagen?

Schönberger: Es liegt in der Natur der Sache, dass wir ein Unternehmen nicht zu 100 % mit Solarstrom versorgen können. Jede Stunde fossiler Energie, die durch Solarstrom ersetzt werden kann, ist wichtig. Der günstige Strom vor Ort hilft u.a., dass Firmen durch den Einsatz unseres grünen Stroms die Strompreise über langfristige Verträge stabil halten können. Außerdem können Unternehmen Strommengen, die sie aktuell nicht benötigen, in Batterien speichern oder weiterverkaufen und dafür Strom für die Nacht einkaufen. In vier bis fünf Jahren werden große, dezentrale Speicher (z.B. die Wasserstofferzeugung) Standard werden, um überschüssigen Wind- und Solarstrom noch sinnvoller nutzen zu können. Damit ein regionales Unternehmen bereits jetzt den gesamten Bedarf an Energie decken kann, verhandeln wir für diese Unternehmen geeignete Abnahmeoptionen mit den Energieversorgern. Die Idee dabei: Wir bieten den Energieversorgern unseren günstigen Solarstrom, wenn die sich im Gegenzug dazu verpflichten, den Strom dann günstig bzw. preisstabil an Unternehmen in der Region abzugeben.

Sie wollen sich bei Projektbeginn noch nicht auf eine Vermarktungsform festlegen. Aber ohne konkretes Geschäftsmodell wird es keine Finanzierung der Bank geben. Wie wollen Sie das Problem umgehen?

Schönberger: Bei Freiflächen ist es so, dass bis zur Baugenehmigung keine Bank involviert ist. Da arbeiten wir ausschließlich mit Risikokapital. Das ist bei Dachflächen in der Regel anders. Ebenso bei klassischen EEG-Anlagen. Die klassische Finanzierbarkeit erreicht eine große Freiflächenanlage ohnehin erst nach zwei bis zweieinhalb Jahren.

Wie bewerten Sie ergänzende Lösungen wie Power-to-Heat oder die Nutzung von grünem Wasserstoff?

Schönberger: Wasserstoff ist bei uns ein Thema, wir haben dazu ein eigenes Team aufgebaut. Im Moment muss eine Anlage groß sein, um sie wirtschaftlich zu betreiben. Wenn wir erfahren, dass im Umkreis von 50 km rund um eine unserer Solaranlagen Wasserstoff erzeugt werden soll, bieten wir dort unseren Strom auch an und versuchen, dass der Produzent den Wasserstoff für die Region zur Verfügung stellt. Damit vermeiden wir aufwändige Wasserstofftransporte zu hohen Kosten.

Wie funktioniert das Zusammenspiel mit Biogasanlagen, das Sie ebenfalls als Lösung vorschlagen?

Schönberger: Viele Biogasanlagen versorgen mit der Abwärme aus dem BHKW ein Nahwärmenetz. Es hat sich aus den Gesprächen mit vielen Landwirten ergeben, dass die klassischen Nahwärmenetze erweitert werden und zusätzliche Wärmequellen benötigen. Mit günstigem Strom könnte man das Nahwärmenetz über eine Power-to-Heat-Anlage unterstützen. Wir arbeiten auch an Regionalstromkonzepten für Biogasanlagen mit, die aus der EEG-Förderung fallen. So kann man Biogasstrom mit günstigem Solarstrom mixen und den Abgabepreis senken. Viele Bürger und Anlagenbetreiber interessieren sich jetzt dafür. In rund zwei Jahren könnte das ein verbreitetes Model werden. Darum bauen wir als Projektentwickler nicht nur Anlagen, sondern entwickeln immer stärker auch regionale Konzepte für Anlagenbetreiber und Stromabnehmer. Wichtig ist es dabei, nicht den kompletten Strom eines Solarparks pauschal an einen Abnehmer zu verkaufen, sondern immer einen Teil für den Verbleib in der Region zu reservieren.

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